hald
Band IV, Spalte 761
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haldAWB adj., seit dem 8. Jh. in Gl., Npg:
geneigt, schief, schräg, abgeschrägt, ge-
wölbt, innerlich geneigt, bereit zu; convexus,
obliquus, praeceps, pronus
. Mhd. halt
geneigt, treu. Im Nhd. ist nur die Ableitung
Halde (Schutt-)Abhang, aufgeschütteter
(Kohle-)Vorrat
( halda) fortgesetzt.

Ahd. Wb. 4, 623 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 343 f.; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 508; Schützeichel⁶ 146; Starck-Wells
249; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 125 f.; See-
bold, ChWdW8 151; Graff 4, 892; Lexer 1, 1159;
Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 152 (convexus). 439 (obli-
quus). 506 (praeceps). 529 (pronus); Dt. Wb. 10,
221 ff.; Kluge²¹ 284; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.²
499.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
afries. -hald (in northhald nordwärts gerich-
tet
, ūthald seewärts gerichtet); ae. heald
geneigt, abschüssig, gebogen; aisl. hallr,
nisl., fär. hallur, adän. hald, nnorw. hall,
nschwed. dial. hall schief, schräg, geneigt
(aus dem Nordgerm. entlehnt in finn. kalla
abschüssig, geneigt [Thomsen 1870: 2,
181]): < urgerm. *χalþa-.

Für das As. ist ein entsprechendes Adj. *hald
wegen des davon abgeleiteten Verbs afhel-
dian neigen, zu Ende kommen (vgl. mndd.
helden abschüssig, geneigt sein; helden)
vorauszusetzen. Auch für das Got. ist das
Vorhandensein eines Adj. *halþs aus wilja-
halþei Parteilichkeit (Adj.-Abstraktum zu
unbelegtem *wiljahalþs willkürlich; vgl.
Schubert 1968: 45; Casaretto 2004: 289) zu
erschließen.

Im Ablaut zu urgerm. *χalþa- steht urgerm.
*χulþa- geneigt, zugetan ( hold), in
grammatischem Wechsel urgerm. *χalđiz
( halt).

Die Schreibung halaz (Stein von Stenstad; ca. 450 n.
Chr.) ist nicht mit Vries, Anord. et. Wb.² 203 als Ver-
schreibung für halþaz (PN) hierher zu stellen; viel-
mehr ist halaz als hallaz Stein aufzufassen (vgl.
Krause 1966: 185 ff.; Krause 1971: 164; Antonsen
1975: 49 f.).

Fick 3 (Germ.)⁴ 82 f.; Heidermanns, Et. Wb. d. germ.
Primäradj. 276 f.; Holthausen, As. Wb. 32; Sehrt, Wb.
z. Hel.² 244; Berr, Et. Gl. to Hel. 183; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 260; Schiller-Lüb-
ben, Mndd. Wb. 2, 230; Holthausen, Afries. Wb.² 37;
Richthofen, Afries. Wb. 790; Holthausen, Ae. et. Wb.
151; Bosworth-Toller, AS Dict. 517; Suppl. 517;
Vries, Anord. et. Wb.² 205; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
241 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 1, 709;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 104; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 372. 394; Ordb. o. d. danske
sprog 7, 714; Torp, Nynorsk et. ordb. 195; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 384; Svenska akad. ordb. s. v. hälla
v.¹; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 563; Lehmann, Gothic
Et. Dict. W-64; Kylstra, Lehnwörter 2, 20.

Urgerm. *χalþa- < vorurgerm. *ólto- ist ei-
ne Ableitung mit dem Verbaladj. bildenden
Suffix uridg. *-to- zu einer Verbalwurzel
uridg. *el- neigen. Diese ist außergerm.
lediglich in lit. alìs Seite, Gegend, lett.
sal(l)is Speckseite (< *ol-i-) fortgesetzt,
kann jedoch als Grundlage für weit verbrei-
tetes uridg. *le- sich anlehnen ( linên)
aufgefaßt werden. Uridg. *le- wäre dann
als Erweiterung mit *-e- der verbal nicht be-
legten Wurzel uridg. *el- anzusehen (zu
solchen Erweiterungen vgl. u. a. uridg.
*dhegh- mit Feuer behandeln, verbrennen :
*dhghe- [durch Hitze] hinschwinden, zu-
grunde gehen
). Von der Wurzelstruktur ist
unmittelbar ahd. gellan rufen, schreien (mit
wohl expressiver Geminata -ll-; gellan) <
*ghel- : glîan piepen < *ghle- zu verglei-
chen.

Nicht auszuschließen ist die Verbindung von urgerm.
*χalþa- mit der Verbalwz. uridg. *(s)kel- biegen, an-
lehnen
(Pokorny 928). Da diese im Germ. aber sonst
mit s-Anlaut belegt ist ( skelah schief, krumm),
erscheint diese Zusammenstellung weniger wahr-
scheinlich.

Walde-Pokorny 1, 430 f.; Pokorny 552; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 959 f.; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 3,
672.

S. halt, helden, hold.

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