herdAWB m. a-St., seit dem 9. Jh. in Gl., O,
N: ‚fester Boden, Erdboden, bebautes Erd-
reich, Unterlage, Herd, Feuerstätte; ignitabu-
lum, Lares, panicea, solum‘ 〈Var.: -t(h)〉. —
Mhd. hert st. m. ‚Erde, Erdreich, Boden, Bo-
den als Feuerstätte, Herd‘, nhd. Herd m.
‚Vorrichtung zum Kochen, Backen und Bra-
ten, Stelle, von der aus sich etwas Übles wei-
terverbreitet‘.
Ahd. Wb. 4, 967 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 382; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 537; Schützeichel⁶ 158; Starck-Wells
269. 822; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 283;
Graff 4, 1026 f.; Lexer 1, 1264; Götz, Lat.-ahd.-nhd.
Wb. 367 (Lar). 617 (solum); Dt. Wb. 10, 1074 ff.;
Kluge²¹ 304 f.; Kluge²⁴ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 533 f.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. herth, mndd. hērt ‚Herd, Feuerstelle‘;
mndl. hert, nndl. haard, (dial.) heerd ‚Herd,
Feuerstelle‘; afries. herth, hirth, nfries. hurd
‚Herd, Feuerstelle‘; ae. heorđ, me. herth, ne.
hearth ‚Herd, Feuerstelle‘: < westgerm.
*χerþa- m.
Ohne Dental stellen sich aisl. hyrr ‚Feuer‘
und got. hauri* ‚Kohle, (pl.) Kohlenfeuer‘ (<
*χuri̯a-) hierher.
Die Doppelbedeutung ‚Boden‘ und ‚Herd‘
findet sich auch im etymologisch identischen
Wortpaar aisl. arinn ‚Feuerstätte, Herd‘ :
ahd. arin ‚Fußboden‘ (s. d.).
Fick 3 (Germ.)⁴ 75; Holthausen, As. Wb. 33; Lasch-
Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 293; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 255; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 3, 386; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 223; Vries,
Ndls. et. wb. 230; Et. wb. Ndl. F-Ka 360; Holthausen,
Afries. Wb.² 43; Richthofen, Afries. Wb. 812. 817;
Fryske wb. 9, 149; Doornkaat Koolman, Wb. d.
ostfries. Spr. 2, 75 f.; Dijkstra, Friesch Wb. 1, 523;
Holthausen, Ae. et. Wb. 157; Bosworth-Toller, AS
Dict. 531; Suppl. 536; ME Dict. s. v.; OED² s. v.
hearth¹; Vries, Anord. et. Wb.² 275 f.; Jóhannesson,
Isl. et. Wb. 236; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog
2, 151; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 138; Feist,
Vgl. Wb. d. got. Spr. 250; Lehmann, Gothic Et. Dict.
H-50. — RGA² 14, 401; Casaretto 2004: 134.
Westgerm. *χerþa- < vorurgerm. *kérto- hat
keine sichere Anknüpfungsmöglichkeit. Da
es sich bereits bei *kérto- um eine t-
Erweiterung handelt, könnten mit abwei-
chenden Suffixen vielleicht lat. carbo ‚Koh-
le‘ und lit. kárštas ‚heiß‘, lett. kar̂sts ‚heiß,
hitzig, schnell‘ verbunden werden. Wegen
des e-Vokals im Germ. müßte dann für lat.
carbo eine Form mit Schwa secundum *ker-
bhōn- und für das Balt. ein o-stufiges *kor-
sto- angenommen werden. Eine verbale Ab-
leitungsbasis ist nicht auffindbar.
Die übliche Verbindung mit einer Wurzel uridg.
*ker(H)- ‚brennen, heizen‘, die in ai. kūḍayati ‚sengt‘
und lit. kùrti ‚heizen‘ fortgesetzt ist, kommt nicht
mehr in Frage, da diese Formen heute zu Recht zur
Wurzel uridg. *ku̯er- ‚(ab-)schneiden, schnitzen‘ ge-
stellt werden (vgl. LIV² 391 f.).
Walde-Pokorny 1, 418 f.; Pokorny 571 f.; LIV² 391 f.;
Mayrhofer, K. et. Wb. d. Aind. 1, 252; ders., Et. Wb. d.
Altindoar. 1, 385; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1,
165 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 99; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 223. 319; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb.
2, 164.