huriwaAWB, hurwaAWB f. jō(n)-St., hurwîAWB f. īn-
St., in Gl. seit dem 9. Jh.: ‚Gaumen; palatus,
-um‘, einmal ‚plectrum‘ (s. u.) 〈Var.: horo-
vuo (dat.sg.), hura, hǒr; verschrieben hu-
liuun; zum Sproßvokal -i- vor einer urspr. j-
Endung und -o- vor -uu- vgl. Schatz 1927:
§ 124〉. Das Wort kommt weder mhd. noch
nhd. vor und ist in keiner anderen germ.
Sprache belegt.
Ahd. Wb. 4, 1408; Splett, Ahd. Wb. 1, 415; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 573; Schützeichel⁶ 171; Starck-Wells
295; Schützeichel, Glossenwortschatz 4, 466 f.
Vorahd. *χuru̯i̯ō(n)- hat bisher keine Etymo-
logie. Eine Verknüpfung mit bair. hur
‚Rauchfang‘ (Schmeller, Bayer. Wb.² 1,
1157) ist verfehlt; hur gehört zur selben idg.
Wz. *ker(e)- ‚brennen‘ wie ahd. herd (s. d.).
Im Germ. werden die benachbarten Körper-
teile Gaumen, Rachen, Kehle usw. oft
gleichgesetzt und durch dasselbe Wort be-
zeichnet (z. B. ae. geagl ‚Kinnbacken, Kehle,
Schlund‘ : as. gagal ‚Gaumen‘; vgl. auch
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 406, wo palatum
u. a. durch rake und gagel glossiert ist). Die-
se Körperteile sind alle Werkzeuge des Re-
dens (zu lat. palatum in diesem Sinne vgl.
Georges 1913: 2, 1442 f.). Germ. *χur-
u̯i̯ō(n)- gehört wohl zur idg. Schallwurzel
*ker- : *kor- : *k- (Pokorny 567 ff.) und be-
deutet eigtl. ‚Schallerzeuger‘; deshalb kann
es auch lat. plectrum glossieren, das hier
wohl entweder das Gaumensegel oder die
Stimmlippen, jedenfalls ausdrücklich ein
Werkzeug des Redens bezeichnet.
Mit anderer Ablautstufe entspricht lat. cor-
vus ‚Krähe‘ und mit anderer Erweiterung as.
hraca (oder hrace), hracu, ahd. racho (s. d.)
‚Kehle, Rachen‘, mndd. rak ‚Gaumen‘; aisl.
hark (und mit s- skark) ‚Lärm‘, (mit s-) aisl.
skraumi ‚Schwätzer‘, skrum ‚Geschwätz‘,
skruma ‚schwätzen‘ usw. (Weiteres bei Po-
korny 567 ff.).
Walde-Pokorny 1, 413 ff.; Walde-Hofmann, Lat. et.
Wb. 1, 275 f. (s. v. cornix); Holthausen, Ae. et. Wb.
124 (geagl). 171 (hrace, -u); Bosworth-Toller, AS
Dict. 554; Suppl. 561; Holthausen, As. Wb. (gagal);
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 2, 1844; Schil-
ler-Lübben, Mndd. Wb. 2, 414; Vries, Anord. et. Wb.²
211 (hark). 502 (skraumi). 505 (skrum, skruma);
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 230 ff.; Holthausen, Vgl. Wb.
d. Awestnord. 106. 256. 258.