illanko
Band V, Spalte 51
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illankoAWB m. an-St., Gl. 2,327,21 (St.
Gallen 159, 11. Jh.): Illanke, Seeforelle;
(lampreda)
(Salmo trutta lacustris L.).
Frühnhd. illanke, inlanke f. Lachsforelle(?),
nhd. Illanke m. Grundforelle, schweiz. dial.
auch inlanken f. Weitere Bez. des Fisches im
Nhd. sind Grundforelle, Maiforelle, Lachsfo-
relle, Seelachs, Silberlachs, Lachsl. Daneben
bereits ahd. rînanko (s. d.), mhd. rînanke
sw.m., nhd. Rheinanke (Dt. Wb. 14, 855),
woraus durch haplologische Kürzung nhd.
Renke entstand (in Anlehnung an Illanke
durch falsche Segmentierung auch Rhein-
lanke), Innanke, Isaranke. Alle diese Namen
bezeichnen denselben Fisch. Die Benennung
erfolgte jeweils nach dem Namen des Flus-
ses, in dem er vorkommt, bzw. in den er
(z.B. vom Bodensee) zum Laichen aufsteigt
(Ill, Rhein etc.).

Salmo trutta lacustris ist in ganz Europa mit Aus-
nahme des äußersten Südens einschl. Westrussland,
der nördlichen Ukraine, der inneren Türkei und der
östlich sich anschließenden Regionen wie dem Kau-
kasus bis zum Kaspischen Meer verbreitet. Der Fisch
lebt bevorzugt in tiefen Seen, wo er 40 bis 80 cm, sel-
ten bis 140 cm lang, bis zu 10 Jahre alt und bis 30 kg
schwer werden kann.

Ahd. Wb. 4, 1487; Splett, Ahd. Wb. 1, 421; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 577; Schützeichel⁷ 163; Starck-Wells
299; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 17; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 191; Lexer 1, 441 (s. v.
rînanke); Frühnhd. Wb. 8, 114; Dt. Wb. 10, 2060;
Kluge²¹ 596; Kluge²⁵ s. v. Renke. Schweiz. Id. 3,
1343; Fischer, Schwäb. Wb. 4, 19; Jutz, Vorarlberg.
Wb. 1, 1490.

Das Wort ist nur dt. Die Verbindung des
HG mit ahd. anko m. n-St. (s. d.), mhd.
anke sw.m., nhd. dial. anke(n) m. (selten f.)
Butter, Schmalz und somit eine Interpre-
tation der Benennung des Fischs jeweils
als Butter des Rheins, des Inns, der Isar,
der Iller
(Dt. Wb. 1, 378) beruht auf einer
Volksetymologie. Vielmehr dürfte die Bez.
nach dem Laichhaken erfolgt sein, den
das Seeforellen-Männchen wie andere
Lachsartige und Huchen in der Laichzeit
ausbildet.

Dabei handelt es sich um eine hormonell bedingte
Deformation des Unterkiefers zu einem Haken, die
nach der Laichzeit oft wieder zurückgebildet wird.
Zusätzlich bildet sich bei einigen Lachsartigen auch
noch ein Buckel, und die Haut verfärbt sich stel-
lenweise rosa. Dies dient der klareren Unterschei-
dung von Männchen und Weibchen in der Laich-
zeit.

In jedem Falle trat eine charakteristische
Rundung oder Ausbuchtung (Biegung) am
Fisch auf, die das Benennungsmotiv abge-
geben haben könnte. Das Benennungsmotiv
der Biegung findet sich auch in ahd. anka
Hinterhaupt, Nacken (s. anka¹) und ankala,
ankla, auch enkil Knöchel, Fußgelenk
(s.dd.) wieder. Beide Etyma sind zu uridg.
*h₂eng- biegen > urgerm. *ank- zu stellen,
das eine auch im Ai., It., Arm. und Slaw.
fortgesetzte (vgl. de Vaan, Et. dict. of Lat.
42 f.) Var. der gleichbed. Wz. uridg. *h₂enk-
(LIV² 268) sein dürfte. Ahd. illanko wäre da-
nach der mit einer (auffälligen) Ausbuch-
tung/Biegung (am Kiefer/Rücken) versehene
(Fisch) in der Ill
. Da mehrere Benennungen
des Fisches nach verschiedenen Flüssen vor-
liegen, ist folgende Herleitung anzunehmen:
Zu einem urgerm. a-St. *anka- Biegung
konnte durch Antritt des individualisieren-
den n-Suff. (Krahe-Meid 1969, 3: § 91, 1)
ein Subst. urgerm. *anka-n- m. der durch
die Biegung (des Kiefers/Rückens) gekenn-
zeichnete
gebildet werden. Dieses ist als
Simplex (zu erwarten wäre ahd. *anko) in-
des nicht belegt, sondern nur in Komp. mit
verschiedenen FlussN im VG, wodurch die
Herkunft des Fisches angegeben wird. Das
einstige Vorhandensein des Simplex in ahd.
(vielleicht auch noch mhd.) Zeit könnte auch
die weite Verbreitung des Lexems im süd-
dt. Raum selbst in voneinander getrennten
Flusssystemen (Rhein vs. Isar, Inn) erklären.

Walde-Pokorny 1, 60 f.; Pokorny 46 f.; LIV² 268.

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