inuAWB interj., pkl., konjunkt., im Abr und
weiteren Gl., I, T, OT, B, GB, MF, MH,
APs, E und Npg: ‚und, siehe, in der Tat, nun,
denn, etwa, doch nicht etwa, (nun) aber; aut,
autem, ecce, item, nam, nonne, num,
numquam, numquid‘, inu danne, inu dô
‚demnach, folglich; igitur‘, inu ibu ‚nun
aber; ergo‘, inu j ‚denn nicht; nonne‘, inu
n j ‚denn nicht, doch; nonne‘ 〈Var.: -o;
eno, in〉. — Mhd. inâ ‚siehe, nun, he, heda‘
zeigt Verstärkung der urspr. Pkl. mit der
Imperativpkl. -â (s. -a [-â]).
Ahd. Wb. 4, 1636 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 424; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 599; Schützeichel⁷ 165; Starck-Wells
306; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 64; Seebold,
ChWdW8 169; ders., ChWdW9 445 f.; Graff 1, 300 ff.;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 385 (numquid); Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 216 (ecce). 227 (ergo). 312 (s. v.
igitur). 422 (nam). 432 (nonne). 435 (num). 436
(numquid). — Wilmanns [1906—1930] 1967: 2, §§ 428,
2. 470, 3; P. Valentin, in Bergmann 1987: 2, 1152 ff.;
Bergmann 1991: 411 f.; R. Lühr, in Crespo-García
Ramón 1997: 335—338. 343—348.
Das Wort hat in anderen germ. Sprachen
keine Entsprechungen. Die Etym. ist nicht
eindeutig zu sichern. Aufgrund des Bed.-
spektrums der Pkl. im Ahd. ist damit zu
rechnen, dass mehrere, etym. verschiedene
Pkl. zusammengefallen sind: 1) vorahd. *e/i-
nu < Dem.pron. uridg. *(h₁)e- oder *(h₁)i- +
*n ‚nun‘ (s. n); 2) urgerm. *e-nū aus der
Pkl. *n „mit verstärkendem *e- wie in gr.
ἐκεῖνος gegenüber κεῖνος ‚jener‘ oder osk.
nom.sg.f. e-tanto, umbr. e-tantu ‚so groß‘
gegenüber lat. tantus“ (R. Lühr, in Cres-
po-García Ramón 1997: 337; implizit auch
schon G. Klingenschmitt, in Bergmann
1987: 1, 175); 3) vorahd. *en- (e-Stufe zum
Dem.pron. urslaw. *on- etc.; s. jenêr) + Ne-
gationspkl. *u (vgl. enkl. Pkl. got. -u[h]
‚nicht‘). 4) uridg. *énu (vgl. ai. ánu adv.,
präv. ‚darauf, nach, später, ferner, entlang‘
sowie lat. ī[n]- < urit. *en[u]- in īnsequor
‚verfolge‘ etc.).
Ai. ánu ‚darauf, nach, später, ferner, entlang, gemäß‘
wurde bisweilen auch mit urgerm. *nu ‚ohne‘
(urgerm. *enu > got. inu vs. urgerm. *ēnu > ahd. ânu
[s. d.] etc. zusammengestellt (z. B. Pokorny 318; G.
Schmidt 1962: 211 betont den rein formalen Charak-
ter der Verknüpfung). Aber ebenso wenig, wie bisher
das gegenseitige Verhältnis der voll- und der dehnstu-
figen urgerm. Form befriedigend geklärt worden ist,
ist die dann notwendige semantische Entwicklung
nachvollziehbar, die die ai. Bed. mit der germ. Bed.
‚ohne‘ verbände.
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 508; Lehmann, Gothic Et.
Dict. U-1; Mayrhofer, KEWA 1, 34; ders., EWAia 1,
73 f.