irmuckazzen sw.v. I, seit dem 12. Jh. in
Gl.: ‚aufbegehren; mūtire‘ 〈Var.: -kk-, -cc-;
-iz- (die Schreibung weist auf ein neben ir-
muckazzen stehendes Verb irmuckizzen)〉. –
Nhd. mucksen sw.v. ‚sich durch einen Laut oder
eine Bewegung bemerkbar machen, Wider-
spruch erheben, aufbegehren‘ (die mehrfach in
der Literatur erscheinende Form mhd. mucksen
[etwa in Riecke 1996: 229 unter Hinweis auf
Lexer 1, 2211] ist nicht bezeugt und findet sich
auch nicht in Lexer 1, 2211).
Ahd. Wb. 6, 821; Splett, Ahd. Wb. 1, 635; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 620; Schützeichel⁷ 228; Starck-Wells 423;
Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 443; Graff 2, 655;
Dt. Wb. 12, 2615 f.; Kluge²¹ 491; Kluge²⁵ s. v. mucksen;
Pfeifer, Et. Wb.² 894. – Richter 1909: 150. 152 f.
Das Verb hat keine Entsprechungen in den
anderen germ. Sprachen; es ist eine Ableitung
mit dem intensiv-iterativen Suffix urgerm.
*-a/iti̯e/a- (s. -azzen) von einem im Ahd. unbe-
zeugten Verb *mucken ‚halblaut aufbegehren‘
(fortgesetzt in nhd. mucken ‚Widerspruch er-
heben, aufbegehren‘ [Dt. Wb. 12, 2609 ff.; Klu-
ge²¹ 490; Kluge²⁵ s. v. mucken; Pfeifer, Et. Wb.²
2, 894]; wohl auch in mhd. zermucken ‚zer-
drücken, zermalmen‘ [Lexer 3, 1074; zur Bed.
vgl. die Gruppe um nhd. abmucken ‚töten, um-
bringen‘ (vgl. J. Hubschmid, ZRPh 92 [1976],
49)]); dieses unbezeugte Verb *mucken ist
wohl zu trennen von dem im Komp. firmucken
bezeugten -mucken (s. d.; dort auch zur vor-
geschlagenen Verbindung zwischen firmucken
und irmuckazzen).
Unbezeugtes ahd. *mucken hat eine Entspre-
chung in mndd. mucken ‚muckisch sein, den
Mund kaum aufmachen und halblaut knurren,
murren, aufmucken‘ (aus dem Dt. oder Mndd.
auch entlehnt in ndän., nnorw. mukke, nschwed.
mucka ‚murren‘): < urgerm. *muki̯e/a-.
Das Verb ist, wie J. Hubschmid, ZRPh 92
(1976), 49. 52 f. gezeigt hat, mit der Gruppe von
ahd. mûchôn ‚wegelagern, räubern‘ (s. d.) zu-
sammenzustellen: „[Es] geht öfters klar her-
vor, daß es sich bei mucksen und seiner Fami-
lie nicht um eine Nachahmung von Naturlau-
ten handelt, sondern daß auch hier, wie bei
mucken, der Begriff des Heimlichen, Verbor-
genen steckt“ (S. 53).
Aus diesem Grund ist die übliche Rückführung
auf eine Schallwz. uridg. *m-, eine Schall-
nachahmung für den mit gepressten Lippen
erzeugten dumpfen Laut, aufzugeben.
Fick 3 (Germ.)⁴ 324 f.; Lasch-Borchling, Mndd. Hand-
wb. 2, 1, 1031; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 130; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 736; Nielsen, Dansk et. ordb.
290; Ordb. o. d. danske sprog 14, 441 ff.; Torp, Nynorsk
et. ordb. 437; NOB s. v. mukke; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 1, 663; Svenska akad. ordb. s. v. mucka v.². –
Walde-Pokorny 2, 309 ff.; Pokorny 751 f.
RS