jûseAWB f. jōn-St., in Gl. 4,179,25 (Ad-
mont, StiftsB 508, 12. Jh.): ‚Zwischen-
mahlzeit, Imbiss; antecenia‘. — Mhd. jûs
st.m. ‚Zwischenmahlzeit, Schwelgen‘, nhd.
dial. bair. jause und im österr. Standard Jau-
se f. ‚Brotzeit, Zwischenmahlzeit, Imbiss‘.
Das nhd. Wort setzt direkt spätahd. jûse fort,
die mask. Form des Mhd. ist verdrängt wor-
den. Aufgrund der Verbreitung des Wortes
ist eine Entlehnung aus dem Slowen. oder
Alpenslaw. anzunehmen (s. u.).
Ahd. Wb. 4, 1857; Splett, Ahd. Wb. 1, 1220; Schütz-
eichel⁷ 170; Starck-Wells 318; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 5, 123; Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 6;
Lexer 1, 1491; 3, Nachtr. 264; Dt. Wb. 10, 2272;
Kluge²¹ 331 f.; Kluge²⁵ s. v. Jause; Pfeifer, Et. Wb.²
596. — Tiefenbach, As. Handwb. 203. — DRW 6, 484. —
Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1210; Lexer, Kärnt. Wb.
151; Schöpf, Tirol. Id. 292; Schatz, Wb. d. tirol.
Mdaa. 1, 316; Unger-Khull, Steir. Wortschatz 364.
Spätahd. jûse ist aus slowen. júžina ‚Mit-
tagessen‘ (vgl. auch mala júžina ‚Frühstück‘,
in kärntnerslowen. Dial. kontrahiert zu mav-
žina) entlehnt. Die sw. Flexion des Wortes
könnte ein Reflex des slowen. nasalhaltigen
Suff. -ina sein. Nhd. dial. jause muss aus
dem slowen. Wort vor dem Einsetzen der
mhd. Diphthongierung (im südösterreichi-
schen Raum bereits im 12. Jh.) übernommen
worden sein. Für diese Zeit spricht auch die
Vertretung von slowen. -ž- durch mhd. -s-;
denn dieses 〈s〉 wies zumindest anl. und in
intervokalischer Stellung noch das Allophon
[ž] oder [ç] auf (Paul 2007: §§ L 17 [S.
74 f.]. 120f.). Das slowen. Wort ist eine Ab-
leitung mit der Bed. ‚was zum Mittag ge-
hört, Mittagessen‘ von slowen. jȗg oder ge-
meinslaw. *jugъ ‚Süden, Mittag‘ < uridg.
*h₂ḗu̯go- zur Wz. uridg. *h₂eu̯g- ‚leuchten,
strahlen‘. Die Ableitung mit Nasalsuff. tritt
in weiteren slaw. Sprachen auf: in der Bed.
‚Mittagessen‘ in bulg. júžina, dial. auch ju-
žína, júžnina, maked. užina, serbo-kroat.
dial. jȕžina, užina, polab. i̯au̯zaină, i̯oi̯zai-
nă, poln. dial. jużyna; dagegen russ. úžin
‚Abendessen‘, dial. auch úžina; in der Bed.
‚Südwind‘ serbo-kroat. jȕžina, slowak. ju-
žina. Auf einer Rückentlehnung des Dimi-
nutivs zu jause, bair. jausel, beruht slowen.
jọ̑šk, meist Pl. jọ̑ški ‚Imbiss‘, auf einer Rück-
entlehnung von bair. jause, jausn auch serbo-
kroat. jàuzn, jauzna ‚Vespermahlzeit‘
Berneker, Slav. et. Wb. 1, 457 f.; Trubačëv, Et. slov.
slav. jaz. 8, 203; Derksen, Et. dict. of Slav. 207 f.; Et.
slov. jaz. staroslov. 295 f.; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 1,
235; Snoj, Slov. et. slov.² 243. 244. 245; Vasmer,
Russ. et. Wb. 3, 176; ders., Ėt. slov. russ. jaz. 4, 152;
Olesch, Thes. ling. drav.pol. 284. — Striedter-Temps
1958: 138; Orel 2011: 4, 281 f. (jug).
S. jussal.