jachantAWB m. a-St., seit dem 8. Jh. in
Gl.: ‚bläulicher Edelstein, Hyazinth, Sa-
phir, hyazinthfarbener, blauer Stoff(faden),
violette Seide; hyacinthus‘ 〈Var.: iech-;
-aga-, -ahhe-; iaganc, gaganz (zu anl. g- vgl.
Braune-Reiffenstein 2004: § 116 Anm. 2)〉.
Das ahd. Wort ist bereits früh aus einer
mlat. Form entlehnt, die sowohl Ausfall des
anl. h- als auch daran anschließende Re-
syllabifizierung /i.a-/ > /i̯a-/ aufweist. Die
Entlehnung ist vor der zweiten Lautver-
schiebung -k- > -hh- erfolgt. Das auslauten-
de -t deutet auf -d(-) im Ausgangswort. Das
in den meisten Belegen auftretende -a- der
zweiten Silbe ist kein Vollvokal, da es keine
Entsprechung in der Entlehnungsbasis hat,
und steht ebenso wie auch selteneres -e-
bereits für /ǝ/. Daraus ergibt sich spätes-
tens für das 7. Jh. eine Form mlat./rom.
*/i̯akend-/ (s. u.). Die Varianten iaganc,
gaganz sind demgegenüber jüngere Ent-
lehnungen aus einer rom. Form, die mit
rom. Lenierung intervokalischer Kons. /i̯a-
gend-/ lautete. Doch bleibt die ausl. Af-
frikate unerklärt. Da eine direkte Entleh-
nung dieser Formen aus afrz. jacunce (s.u.)
aufgrund des inl. stimmlosen Gutturals
und des zweiten -a- bzw. -e- der ahd. For-
men ausscheidet, liegt wahrscheinlich eine
Kontamination mit der afrz. Form vor. —
Mhd. jâchant, jachant, jôchant, jechant,
jochant st.m. ‚Hyazinth‘, nhd. Hyazinth
‚gelbroter bis bläulicher Halbedelstein‘.
Das nhd. Wort ist dabei keine direkte
Fortsetzung der ahd. Form, sondern beruht
auf Neuentlehnung aus gr. ὑάκινθος über
mlat. iacin(c)tus, wie auch schon mhd. ia-
cintus, jazint st.m. Die heutige Bed. ‚Hya-
zinth, gelbroter bis bläulicher Halbedel-
stein‘ stellt eine Verengung gegenüber der
Bed.vielfalt von ahd. jachant dar.
Ahd. Wb. 4, 1780; Splett, Ahd. Wb. 1, 431; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 640; Schützeichel⁷ 168; Starck-Wells
315; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 104; See-
bold, ChWdW8 172; ders., ChWdW9 452; Graff 1,
594; Lexer 1, 1465 f.; 3, Nachtr. 261; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 282 (iacinthus); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb.
309 (hyacinthus). — Schatz 1927: § 215. — Lüschen
1979: 241 f.; LM 5, 405.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. jakind m., mndd. jachant, jagant ‚Hya-
zinth‘, jacin(c)t ‚Hyazinth, blaue Farbe,
blauer Stoff‘; andfrk. jachant, frühmndl.
jacinct, mndl. jacinct, jochant, jogonte, nndl.
hyacint; nwestfries. hyasint; ae. iacinđ,
me. jacincte (iacynt, iacinct u. ä.), ält. ne.
jacinth ‚Edelstein von blauer Farbe, Sa-
phir‘, jünger ‚Edelstein von rotoranger Far-
be, Zirkon, Topas, Granat, Hyazinthe, blau-
es, purpurnes Gewebe‘, ne. hyacinth ‚rot-
orange Variante des Zirkon oder des To-
pas, Hyazinthe‘; ält. isl. jacinctus, nisl.,
ndän. hyacint, nnorw. hyasint, nschwed.
hyacint ‚Hyazinthe, Hyazinth‘.
Tiefenbach, As. Handwb. 195; Lasch-Borchling,
Mndd. Handwb. 2, 1, 473 f. 481; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. 2, 396; ONW s.v. jachant; VMNW s.v.
jacinct; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 983. 1044.
1052; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 270; Vries, Ndls. et.
wb. 275; Fryske wb. 8, 312; Bosworth-Toller, AS
Dict. 585; Suppl. 587; ME Dict. s.v. jacincte; OED²
s.vv. hyacinth, jacinth; Magnússon, Ísl. Orðsb. 403.
427; Ordb. o. d. danske sprog 8, 948; NOB s.v.
hyasint; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 376; Svenska
akad. ordb. s.v. hyacint. — Müller-Frings 1966—68: 1,
194; 2, 275. 544; Feulner 2000: 246 f.
Das Wort ist aus mlat. (h)iacin(c)thus,
(h)yacinthus ‚blauer Edelstein‘ entlehnt, das
aus gr. ὑάκινθος m./f. ‚Hyazinthe, blauer
Stein‘ übernommen wurde. Das gr. Wort
kann etymologisch nicht gedeutet wer-
den, das charakteristische Suffixelement -νθ-
weist auf vorgr. Ursprung. Das Wort ist auch
in einigen rom. Sprachen fortgesetzt (vgl.
etwa frz. jacinte ‚Hyazinthe‘) und tritt als
Lehnwort z. T. gleichzeitig für die Blume
und den Edelstein auf, so im Air. (iacingc-
tis) oder im Kymr. (hyasinth, hyacinth[us],
hyacin[c]t ‚Hyazinthe, Hyazinth‘).
Neben der Übernahme in das Lat. und Rom.
ist das gr. Wort auch in das Syr. als jaqunta
entlehnt worden. Diese syr. Form, die wahr-
scheinlich über Händler nach Frankreich
gelangte, könnte afrz. jagonce m./f., jacun-
ce m. ‚Hyazinth‘ zugrunde liegen, daneben
kommt für die afrz. Form auch eine mlat.
Variante hyacunthus in Frage. Die von
Wartburg, Frz. et. Wb. 4, 521 (dem Müller-
Frings 1966—68: 2, 275 folgen) geäußerte
Annahme, dass afrz. jagonce m./f., jacun-
ce m. Grundlage von ahd. jachant sei, kann
wegen des lautverschobenen Gutturals so-
wie wegen des ausl. Dentals nicht stimmen.
Auch bleibt der Wandel des Vokals (u > a)
unerklärt.
Das mhd. Wort gelangte als jachant m.
‚Hyazinth, Zirkon‘ (1427) ins ältere Poln.
neben aus dem Mlat. übernommenem
jacyn[k]t, jacynek, aus dem mlat. Wort
stammt auch atschech. jacink[t], jaciňkt.
Poln. jachant ist Entlehnungsgrundlage für wruss.
jáchont m. ‚Edelstein‘, ält. russ. jáchontъ m., nruss.
jáchont mit Ableitungen (neben den gelehrten
Entlehnungen giacintъ m., älter uakinḟъ m.), daraus
tschech. jachont m. ‚Edelstein‘. Aus poln. jacynt,
hiacynt wurde der Name der Hyazinthe ins Lit. als
jacìntas, hiacintas, alit. jacinthus übernommen.
Slowen. hijacȋnt, älter (18. Jh.) auch jacint,
ist wohl über das Dt. entlehnt worden. Ung.
jácint ‚Hyazinth, Hyazinthe‘ ist entweder aus
dem Dt. oder mit frührom. Schwund von h-
übernommen.
Frisk, Gr. et. Wb. 2, 952 f.; Chantraine, Dict. ét. gr.
1149 f.; Beekes, Et. dict. of Gr. 2, 1523 f.; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. 2, 722; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 710; Thes. ling. lat. 6, 3, 3126 ff.; Niermeyer,
Med. Lat. lex.² 1, 638; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr.
4692a; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 4249; DEAF
J-19 ff. (jacinte). 36 ff. (jagonce); Wartburg, Frz. et.
Wb. 4, 520 f.; Berneker, Slav. et. Wb. 1, 443; Snoj,
Slov. etim. slov.² 203; Vasmer, Russ. et. Wb. 3, 500;
ders., Ėt. slov. russ. jaz. 4, 570; Fraenkel, Lit. et. Wb.
189; Hessens Ir. Lex. 2, 1; Dict. of Irish I-12; Dict.
of Welsh 1945. — Skardžius 1931: 83. 89; Sławski
1952 ff.: 1, 420 f.; Benkő 1967—84: 2, 256 f.;
Mel´nyčuk 1982: 6, 563 f.; Benkő 1992—97: 1,623;
Bańkowski 2000: 1, 527.