juppil*AWB n. a-St., nur in Gl. 3,621,42
(Wien, Cod. 804, Ende des 12. Jh.s): ‚Ja-
cke, Joppe; suppara‘. Es handelt es sich um
eine erst ahd. Ableitung mit dem Nomina
instrumenti und Diminutiva bildenden Suff.
ahd. -il (s.d.). — Die noch vereinzelt lite-
rarisch belegte Form mhd. jopel st.n. wird
von der l-losen Form des Worts verdrängt,
die im Nhd. fortgesetzt ist; vgl. mhd. jope,
joppe, juppe sw.f. ‚Joppe, Jacke, Teil der
Rüstungsbekleidung‘, nhd. Joppe f. ‚einfa-
che Jacke‘. Das Wort ist aus dem Rom. bzw.
Mlat. (s. u.) entlehnt. Es ist besonders im
Obd. und Westmd. auch dial. in den Formen
Joppe(n), Juppe(n), selten Jippe(n) verbrei-
tet.
Ahd. Wb. 4, 1857; Schützeichel⁷ 170; Starck-Wells
318; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 123; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 926; Graff 1, 579; Lexer
1, 1482; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 566 (suppara); Dt.
Wb. 10, 2336 f.; Kluge²¹ 334; Kluge²⁵ s. v. Joppe;
Pfeifer, Et. Wb.² 599 f. — DRW 6, 511 (Joppe, Juppe);
Schirokauer 1987: 102; Tazi 1998: 257 f.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. jōpe; mndl. jupe, gupe, nndl. jopper;
nwestfries. jūpe ‚ein Frauenkleid‘; me. jūpe,
ǧipel, ne. jup, jupe, gipe, jibbah, jubbah; aisl.
hjúpr, júpr m. ‚Wams, Waffenrock‘, nisl.
hjúpur auch ‚Hülle, Decke, Leichentuch‘.
Aisl. hjúpr, júpr ist ein germ. Wort; jedoch
wurde es wie auch nisl. hypill ‚Kleidungs-
stück‘ und hypja ‚Fetzen, Lumpen‘ aufgrund
der lautlichen Ähnlichkeit an die Bed. von
afrz. jupe ‚Überrock, Wams, Rock‘ ange-
glichen (zu den isl. Wörtern gehört nnorw.
hypja, -e ‚Tasche‘). Nndl. jopper ist Lehn-
wort aus dem Nhd.
Ins Engl. gelangte das Wort aus dem Afrz.
(afrz. jupe [12. Jh.], weitere Formen s. u.);
vgl. me. jūpe (1290), juipe, joupe, gipe ‚lose
Jacke‘, daneben auch veraltet selten jup,
jub(e), jünger und vom arab. Ausgangswort
beeinflusst ferner engl. jubbah, jibbah.
Eine l-Erweiterung ist das me. gipel(l), gy-
pel(l), die afrz. *gipel, *gypel, jupel (> frz.
jup[p]eau, entlehnt in ne. gippo) voraussetzt.
Die rom. n-Erweiterung italien. giuppone,
giubbone, span. jubón, port. jubão, gibão,
afrz. gip(p)on, jup(p)on (> nfrz. jupon) ist in
me., veraltet ne. gipon, gypon entlehnt.
Ne. jumper (19. Jh.) ‚aus grobem Stoff ge-
arbeitete Arbeitskleidung von Seeleuten etc.,
lockerer, sportlicher Pullover‘ ist wahr-
scheinlich eine Verballhornung von ne. jup,
jub in Anlehnung an jump ‚springen‘; das
Wort wurde in andere Sprachen wie das
Nndl. und Nhd. entlehnt (Vries, Ndls. et. wb.
289; OED² s.v. jumper n.²; Kluge²¹ 335;
Pfeifer, Et. Wb.² 602).
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 490; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 410; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 3, 1079; Et. wb. Ndl. F-Ka 579; Fryske wb. 10,
116 f.; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 32; ME Dict. s. vv.
jūpe, ǧipel; OED² s.vv. jup, jupe, gipe, †gipel, jibbah,
jubbah; Vries, Anord. et. Wb.² 233; Jóhannesson, Isl.
et. Wb. 1026; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 1,
833; Magnússon, Ísl. Orðsb. 335 (s. v. hjúpa¹); Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 117.
Ahd. juppil*, mhd. jopel, jop(p)e etc. und
mhd. schûbe, schaube, schoube sw.f. ‚wei-
tes und langes Übergewand‘, nhd. Schaube
‚dss.‘ sind zwei unterschiedliche Entlehnun-
gen aus demselben italorom. oder mlat.
Wort: mlat. juppa (1053), iupam (1157) ‚Un-
terkleid aus Baumwolle‘, guponos, iuponus
‚eng anliegendes Kleid, Wams‘, joppa, ju-
parellum, jupileum, jupo, juppus, italien.
giùbba (14. Jh.), Var. guba (1284). Hierher
gehört auch der früheste Beleg in Italien,
mlat. zippa (990). Dt. sch- geht auf ge-
sprochenes rom. [(d)ʒ-] der italien. und afrz.
Form zurück, dt. j- beruht auf Übernahme
der mlat.-schriftsprachlichen Form. Diese
wiederum weist auf hyperkorrekte Schrei-
bung für sprachwirkliches, aus dem Arab.
übernommenes [(d)ʒ-], weil dem schrift-
sprachlichen ererbten lat. [j-] <j-> im Rom.
dieser Zeit schon der Palatal entsprach (s. u.).
Das Wort ist wohl über Sizilien (vgl. siz.
giubba ‚lange, wattierte Jacke‘) ins Italien.
und andere rom. Sprachen entlehnt worden;
vgl. afrz. jupe (12. Jh.), gipe, juppe, jub-
be, gip(p)e ‚lose Jacke‘. Den arab. Artikel
weisen noch span., port. aljuba auf, die
neben dem aus der artikellosen Form ent-
lehnten span. chupa stehen. Den rom. Wör-
tern liegen arab. ǧubba f. oder die ägypt.
Variante ǧibba ‚langes Obergewand, vorn
offen, mit weiten Ärmeln, zunächst nur von
Männern, später auch von Frauen getragen‘
zugrunde; das Mhd. zeigt die Nebenbed.
‚Panzerkleid‘.
Lit. jupà ‚Joppe, Rock, Talar, Frauenkittel‘
stammt aus poln. oder wruss. jupa ‚dss.‘. Die
slaw. Wörter sind Entlehnungen aus mhd.
juppe, joppe, ebenso osorb. jupa ‚festanlie-
gender, bis zum Hals geschlossener Arbeits-
rock, Kittel der Frauen‘, ndsorb. jupa, jo-
pa ‚Joppe, kurze Jacke der Frauen‘, poln.
jup(k)a, jopa, tschech. jup(k)a, slowak.
jup(k)a, slowen. jọ́pa, jọ́pica, jọ̑pič, ser-
bo-kroat. jȕpa ‚Jacke, Spenzer‘, Dimin. jȕ-
pica, und russ. júpa ‚schlechter Bauernpelz‘
neben júbka ‚Frauenunterrock, Rock (ohne
Unterkleid)‘ sowie ukrain. júpa ‚Joppe, Kor-
sett‘.
Bei dem im slaw. Raum weit verbreiteten Wort für
‚Pelz, Pelzmütze‘ u.ä. aruss. šuba, russ., wruss.,
ukrain. šúba, (a)tschech. čuba, šuba, slowak. šuba,
slowen. šȗba, serbokroat. šȕba, osorb., ndsorb. šuba
dürfte es sich am ehesten um eine Entlehnung aus
mhd. schûbe handeln (der Kurzvokal im Tschech. und
Serbokroat. ist dann aber unklar), slowen. šȃvba
stammt aus bereits diphthongiertem spätmhd./früh-
nhd. schaube. Allerdings ist aufgrund der späten Be-
zeugung des mhd. Worts bei allgemeiner Verbrei-
tung im Slaw. auch der umgekehrte Entlehnungsweg
denkbar, das slaw. Wort ist in diesem Fall entweder
ungewissen orientalischen Ursprungs oder aber zu ur-
idg. *(s)k̂eu̯-b(h)- ‚Büschel, Schorf, Quaste‘ zu stellen.
Neben dieser Wortsippe finden sich im Slaw. noch
weitere aus diesem Bed.bereich, die verschiedene An-
laute und auch verschiedene Entlehnungswege auf-
weisen: Für die mit ju- liegt eine dt. Vermittlung am
nächsten, für die mit žu- frühe Entlehnung aus dem
Rom., für die mit džu- jüngere aus dem Italien., und
für die mit za-, zu- aus dem Osman.-Türk. Weitere
Entlehnungen in die balt. Sprachen sind aus dem
Ostslaw. und Poln. erfolgt.
Lexer 2, 807; Dt. Wb. 14, 2297 ff.; 15, 1814; Klu-
ge²¹ 638; Kluge²⁵ s. v. Schaube. — Walde-Pokorny 2,
555 f.; Pokorny 956; Niermeyer, Med. Lat. lex.² 1,
743; Du Cange² 4, 450 f.; Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr.
444; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 3951; DEAF J-
742 ff.; Wartburg, Frz. et. Wb. 19, 57 ff.; Berneker,
Slav. et. Wb. 1, 459 f.; Snoj, Slov. et. slov.² 243;
Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 4, 13 (šȃvba¹). 127; Vas-
mer, Russ. et. Wb. 3, 433. 466; ders., Ėt. slov. russ. jaz.
4, 482. 525; Schuster-Šewc, Hist.-et. Wb. d. Sorb.
467. 1479; Fraenkel, Lit. et. Wb. 198. 991; Smo-
czyński, Słow. et. jęz. lit. 239. — Brückner 1927: 209.
556; Skardžius 1931: 91; Striedter-Temps 1958: 139;
dies. 1963: 141. 216; Lokotsch 1975: Nr. 737; Newer-
kla 2011: 162. 269. — Sławski 1952 ff.: 1, 591 f.; Men-
zel, Wb. dt. Lw. Tesch. Dial. Poln. s.v. jupka; Orel
2011: 4, 281.