kâmAWB, kâmoAWB m. a?-/n-St., in Gl. seit
dem 9./10. Jh.: ‚Kandare, (zum Zaumzeug
gehörende) Gebissstange; camus, lupati‘. Es
handelt sich um ein Lehnwort aus lat. cāmus
m. ‚Beißkorb, Maulkorb (für Pferde)‘ (>
italien. camo), das selbst aus gr. dor. κᾱμός
(ion.-att. κημός) m. ‚Maulkorb, geflochtener
Deckel der Stimmurne, Fischreuse‘ stammt.
Der Beleg Gl. 1,459,4 chain (I. cham). ca-
mum (11. Jh., dial. nicht sicher bestimmt)
lässt die Stammklasse nicht erkennen. We-
gen des -i- könnte man einen i-St. erwägen.
Doch flektiert das Wort sonst als a- (oder n-
St.). Im Mhd. ist nur das Komp. kâmbritel
st.m. ‚Kandare‘ (s. kâmbrittil) bezeugt.
Eine Weiterbildung liegt in mndl. kemmijn
‚Gebiss(stange)‘ vor.
Zu den sämtlich unsicheren etymologischen
Anknüpfungsversuchen von gr. κημός vgl.
Frisk, Gr. et. Wb. 1, 841; Chantraine, Dict.
ét. gr. 525; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 688.
Aus dieser Form wurde osman., arab. ǵem
‚Gebissstange‘ entnommen.
Ahd. Wb. 5, 17. 24 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 439; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 647 f.; Schützeichel⁷ 171; Starck-
Wells 320 f.; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 133.
139; Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 324; Graff 4,
395; Lexer 1, 1500; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 93
(camus). — Walde-Pokorny 1, 388 f. 507; Pokorny
555; Frisk, Gr. et. Wb. 1, 841; Chantraine, Dict. ét. gr.
525; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 687 f.; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. 1, 150; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 91; Thes. ling. lat. 3, 222; Niermeyer, Med. Lat.
lex.² 1, 164; Du Cange² 2, 74; Körting, Lat.-rom. Wb.³
Nr. 1808; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 1565. —
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 1300.