kantar(i)AWB n. (j)a-St., seit dem 9. Jh. in
Gl.: ‚Brenneisen, Schreibgriffel; cauterio-
lum, cauterium, scriptorium‘ 〈Var.: c-; -en-;
-er-〉. Das Wort ist trotz der abweichenden
Bedeutung (s. dazu unten) als Lehnwort aus
lat. cantherius m. ‚verschnittener Hengst,
Wallach, Jochgeländer, Dachsparren, Dach-
gebälk‘ zu betrachten (s. u.).
Ahd. Wb. 5, 30; Splett, Ahd. Wb. 1, 442; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 649; Schützeichel⁷ 171; Starck-Wells
321; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 142; See-
bold, ChWdW9 459; Graff 4, 460; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 521 (scriptorium).
Aus lat. cantherius m. ist auch as. kanteri n.
‚Brenneisen‘ entlehnt.
Die vom Mlat. abweichende Bedeutung ist
wohl dadurch entstanden, „daß beim Kas-
trieren Brenneisen verwendet wurden“ (Mül-
ler-Frings 1966—68: 2, 157) und dieses Be-
nennungsmotiv im Ahd. so dem lat. Wort
beigelegt wurde.
Das lat. Wort ist die Basis für ahd. gantin-
ri ‚Bauhandwerker, Zimmermann‘ (s. d.; da
auch zur Herkunft und den rom. Fortsetzern).
Tiefenbach, As. Handwb. 205; Wadstein, Kl. as. Spr.
denkm. 111. 199. — Müller-Frings 1966—68: 2, 156 ff.
S. gantinri.