kapitulôn, kapitalôn sw.v. II, seit dem
10. Jh. in Gl.: ‚betiteln, mit einer Überschrift
versehen; praenotare, scribere, titulare‘
(vgl. ae. gecapitulod ‚in mit Überschriften
versehene Kapitel eingeteilt‘; vgl. auch mhd.
kapiteln intr. ‚eine Sitzung des Kapitels [=
geistliche Körperschaft von Domherren und
Mönchen] abhalten‘, tr. ‚jmdn. mit Worten
strafen‘, nhd. mdartl. schweiz., els., schwäb.
kapitlen ‚eine Strafpredigt halten, tüchtig
ausschelten‘, els. auch ‚alles Geld im Spiel
abnehmen‘ [Schweiz. Id. 3, 400; Martin-
Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. 1, 456; Fi-
scher, Schwäb. Wb. 4, 203], vorarlb. kapitlen
‚schelten, zurechtweisen‘ [Jutz, Vorarlberg.
Wb. 2, 21], bair. kapiteln ‚einen scharfen
Verweis geben‘ [Schmeller, Bayer. Wb.² 1,
1268], tirol. kapittlen ‚ausschelten‘ [Schatz,
Wb. d. tirol. Mdaa. 323], rhein. kapiteln
,die Wahrheit sagen, tadeln, sich zanken‘
[Müller, Rhein. Wb. 4, 152], pfälz. kapiteln
‚schelten‘ [Christmann, Pfälz. Wb. 4, 53 f.],
thür. kapiteln refl. ‚sich streiten‘ [Span-
genberg, Thür. Wb. 3, 350], märk. kapiteln
‚schelten‘ [Bretschneider, Brandenb.-berlin.
Wb. 2, 870], mittelelb. kapiteln ‚ausschimp-
fen, schelten‘, refl. ‚sich zanken, streiten‘
[Kettmann, Mittelelb. Wb. 2, 405], schles.,
siebenbürg.-sächs. kapiteln ‚ausschimpfen‘
[Mitzka, Schles. Wb. 2, 616; Schullerus,
Siebenbürg.-sächs. Wb. 5, 41], ndsächs. ka-
piteln ‚heftig ausschimpfen, streiten, zan-
ken‘ [Jungandreas, Ndsächs. Wb. 7, 72 f.],
schlesw.-holst. kapitteln ‚einen Verweis
geben‘ [Mensing, Schleswig-holst. Wb. 3,
46], meckl. kapitteln ‚ausschelten, ab-
kanzeln, Vorwürfe machen‘ [Wossidlo-Teu-
chert, Meckl. Wb. 4, 102]; mndd. kapittelen
‚Versammlung des Domkapitels abhalten‘,
refl. ‚vom Konvent bestraft werden‘; mndl.
capit[t]elen ‚dss.‘). Denominale Bildung. S.
kapitul. — Ahd. Wb. 5, 35; Splett, Ahd. Wb. 1,
443; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 650; Schütz-
eichel⁷ 172; Starck-Wells 322; Schützeichel,
Glossenwortschatz 5, 145 f.