karstAWB m. a- (oder i-)St., nur nom.
sg. in Gl. 3,123,3 (kars . vomer [12. Jh.,
(m)frk./md.]). 371,26 (karst . bidens [12./
13. Jh., mfrk./rheinfrk.]). 682,42 (carsc . ligo
[11. Jh., mfrk.]) und Gl. in London, Harl.
2668 (carst . bidentis [Hs. Ende des 12. Jh.s,
Zeit und sprachgeographische Herkunft des
Gl.eintrags unbekannt; vgl. H. Thoma, PBB
73 (1951), 255]): ‚(zweizackige) eiserne Ha-
cke, Karst; bidens, ligo, vomer‘. Die ein-
malige Schreibung kars ist am besten als
defektive Schreibung zu betrachten (zum
Ausfall von t im Auslaut nach Konsonant
vgl. Franck [1909] 1971: § 128). — Mhd.
karst st.m. ‚Hacke‘, nhd. Karst m. ‚(zwei-
zinkige) Hacke zum Aufbrechen des Bo-
dens‘ (zur landschaftlichen Verbreitung des
Wortes und zur Abgrenzung zu Hacke vgl.
Dt. Wb. 11, 231).
Ahd. Wb. 5, 49; Splett, Ahd. Wb. 1, 446; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 651; Schützeichel⁷ 172; Starck-Wells
323; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 154; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 52. 93. 411. 726; Graff 4,
497; Lexer 1, 1523; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 73
(bidens). 329 (ligo); Dt. Wb. 11, 231; Kluge²¹ 354;
Kluge²⁵ s. v. Karst¹.
Das Wort hat keine Entsprechungen in den
anderen germ. Sprachen. Semantisch nahe-
liegend ist eine Verbindung mit der Wz.
urgerm. *kar- ‚kehren, sammeln‘ (s. kerien,
kerren, ubarkara), von der es dann mit
einem Suffix *-sti- (vgl. Krahe-Meid 1969:
3, § 128) abgeleitet wäre. Der Karst wäre
somit ein Gerät, um die Erde umzukehren.
Eine semantische und bildenahe oder
-identische Parallele ist mndd. harst ‚Re-
chen‘ (< *χarsti- entweder < *χarr-sti- oder
< *χars-ti-), das zur Verbalwz. uridg.
*(s)kers- ‚kratzen, (Wolle) krempeln‘ gehört
(s. skerran ‚scharren, schaben‘) und eben-
falls die Grundbedeutung ‚Gerät zum Krat-
zen‘ hat.
Dagegen will R. Meringer, IF 17 (1904—05),
120 das Wort auf die Verbalwz. uridg.
*gres- ‚fressen, verschlingen‘ (LIV² 192) zu-
rückführen, was jedoch von der Ablautform
schwierig ist (es wäre eine sonst nicht
belegte Vollstufe II anzunehmen) und auch
semantisch nicht überzeugt.
Fick 3 (Germ.)⁴ 39 f.; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 534; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2,
209. — Hirt 1921: 220.
S. kerien, ubarkara.