kebisAWB f. i-St., seit dem 9. Jh. in Gl.,
WH: ‚Kebsweib, Konkubine; concubina,
Delia, Diana, meretrix, pelex‘ 〈Var.: ch-;
-p-, -v-, -u-; -es〉. — Mhd. kebes st.f.
‚Beischläferin, Kebsweib‘, im Nhd. durch
die Kontinuante von kebisa (s. d.), Kebse f.
‚Nebenfrau, Konkubine‘, verdrängt.
Ahd. Wb. 5, 62; Splett, Ahd. Wb. 1, 447; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 653; Schützeichel⁷ 173; Starck-Wells
324; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 165 f.; See-
bold, ChWdW9 461; Graff 4, 358; Lexer 1, 1533;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 139 (concubina). 171
(Delia). 421 (pellex); Dt. Wb. 11, 373f.; Kluge²¹ 361;
Kluge²⁵ s. v. Kebse; Pfeifer, Et. Wb.² 643 f.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. kevis f. ‚Nebenfrau, Kebse‘, mndd. kēves
‚Kebse, Nebenfrau‘; andfrk. kevisa ‚Neben-
frau‘, mndl. kevese ‚Nebenfrau, Ehebruch‘;
ae. cyfes (ci[e]fes), me. cheves ‚Konkubine‘:
< westgerm. *kabis(i/ō)-.
Dazu ist neben der fem. Ableitung (s. kebisa)
auch ein Maskulinum im Nordgerm. be-
zeugt: aisl. kefsir, aschwed. kæfsir, kæpsir
‚Sklave‘ < nordgerm. *kaisi̯ia-.
Fick 3 (Germ.)⁴ 34; Tiefenbach, As. Handwb. 209;
Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 94. 200; Lasch-Borch-
ling, Mndd. Handwb. 2, 1, 556; ONW s. v. kevisa;
VMNW s. v. kevese; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3,
1412; Holthausen, Ae. et. Wb. 47; Bosworth-Toller,
AS Dict. 182; Suppl. 140; ME Dict. s. v. cheves(e) n.;
Vries, Anord. et. Wb.² 304; Jóhannesson, Isl. et. Wb.
189; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 270;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 150; Magnússon,
Ísl. Orðsb. 452.
Die weitere Etymologie ist umstritten. Es
stehen sich zwei Möglichkeiten gegenüber,
keine kann restlos überzeugen:
1. Nach ält. Auffassung (so Fick 3 [Germ.]⁴
34) ist das Wort eine Ableitung von urgerm.
*keōn- ‚(Frucht-)Schote‘ (s. keva), wobei
auf ein nämliches semantisches Nebenei-
nander bei nhd. Balg verwiesen wird (vgl.
dazu Dt. Wb. 1, 1084 ff.).
2. Dagegen nahm E. Rooth, FS Pretzel 1963:
301 ff. an, dass das Wort auf entlehntem lat.
cavea f. ‚Höhlung, Behältnis, Käfig‘ beruht
(s. auch kev[i]a). Von einem westgerm.
*kai̯ō- sei dann eine Ableitung mit einer
Bed. ‚die in der Hütte wohnt‘ oder ‚Bett-
genossin‘ gebildet worden. Diese Herkunft
würde voraussetzen, dass die nordgerm.
Formen aus dem Westgerm. entlehnt sind.
Wohl abzulehnen sind Versuche, das Wort
auf eine Nebenform uridg. *gebh- zu *ghebh-
(vgl. geban ‚geben‘) zurückzuführen.
Walde-Pokorny 1, 345; Pokorny 408.