kellenriAWB m. ja-St., seit dem 9. Jh. in
Gl., öfters im SH: ‚(Wirtschafts-)Verwalter,
Aufseher über die Vorratskammer, Keller-
meister; cellarius, cellenarius, cellerarius‘
(mhd. kelnære, kelner, kellære, nhd. Kellner;
mndd. kelnēre, kelner; mndl. kelnare,
kellenare; afries. kellener, kelner, keller).
Ahd. kellenri ist aus mlat. cellenarius m.
‚(Wirtschafts-)Verwalter, Kellermeister‘ ent-
lehnt, das aus mlat. cellerarius m. dissi-
miliert ist. Für mhd. kellære, ält. nhd. keller
‚Kellermeister‘ ist dagegen eine Übernahme
aus gleichbedeutendem mlat. cellarius m.
anzunehmen. Die Entlehnung ist entweder
schon sehr früh erfolgt, als lat. c noch als k
ausgesprochen wurde, oder aufgrund des
bedeutungsmäßigen Zusammenhangs laut-
lich von ahd. kellri (s. d.) beeinflusst. Vgl.
kellri. — keller(s)hals*AWB m. a-St., Gl. 3,559,
42 (in 2 Hss., 14. Jh., bei 1 Hs. des 14. Jh.s
Zeit des Gl.eintrags unbekannt): ‚Kellerhals;
laureola‘ zur Bezeichnung des ‚Seidelbasts‘
(Daphne mezereum L. und Daphne laureola
L.; Marzell [1943—58] 2000: 2, 29. 35—38)
(mhd. kellerhals, ält. nhd. keller[s]hals,
nhd. mdartl. bad., schwäb., vorarlb., steir.,
rhein., pfälz., südhess., thür., osächs., schles.,
ndsächs., preuß. keller[s]hals [Ochs, Bad.
Wb. 3, 109; Fischer, Schwäb. Wb. 4, 323; 6,
2 Nachtr. 2284; Jutz, Vorarlberg. Wb. 2, 55;
Unger-Khull, Steir. Wortschatz 383; Mül-
ler, Rhein. Wb. 4, 404; Christmann, Pfälz.
Wb. 4, 167; Maurer-Mulch, Südhess. Wb.
3, 1248; Spangenberg, Thür. Wb. 3, 408;
Frings-Große, Wb. d. obersächs. Mdaa. 2,
524; Mitzka, Schles. Wb. 2, 641; Jungandre-
as, Ndsächs. Wb. 7, 182; Riemann, Preuß.
Wb. 3, 184], luxem. dafür kellerholz [Lu-
xemb. Wb. 2, 329]; mndd. keller[s]hals,
kelderhals; mndl. kelrehals). Die Pflanzen-
bezeichnung ist etymologisch nicht mit ho-
mophonem, gleichfalls dialektal weit ver-
breitetem kellerhals ‚hervorstehender ausge-
bauter Eingang eines Kellers‘ zu verbinden.
Vielmehr verbirgt sich im VG der Bezeich-
nung für den Seidelbast wohl das sw.v. mhd.
queln, keln, kellen ‚quälen, peinigen, pla-
gen‘, mndd. kellen, killen ‚schmerzen, weh
tun‘, mndl. kellen ‚dss.‘. Demnach ist die
Pflanzenbez. wohl ein exozentrisches Komp.
mit verbalem VG (eigtl. ‚quäl den Hals‘), das
volksetymologisch an mhd. keller ange-
glichen wurde. Die Beeren des Seidelbasts
wirken als starkes Abführmittel und ver-
ursachen neben einem heftigen Brennen im
Hals auch starke, schmerzhafte Schluck-
beschwerden. Der scharfe, beißende Ge-
schmack ist auch Benennungsmotiv für wei-
tere volkstümliche Bezeichnungen des Sei-
delbasts wie ‚Wilder Pfeffer‘, ‚Pfefferbaum‘,
‚Brennwurz‘, ‚Stechbeere‘ oder ‚Beißbeere‘.
S. hals. — Ahd. Wb. 5, 84 f.; Splett, Ahd. Wb.
1, 346. 449; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 655;
Schützeichel⁷ 173; Starck-Wells 320. 326;
Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 178 f.
180 f.