klagaAWB f. ō-St., seit dem 9. Jh. in Gl., bei
O, in NBo, Nps, Npw und in WH: ‚Klage,
Wehklage, Jammer, Beschwerde; gemitus,
lamentatrix, luctus, querela, querimonia,
questus‘ 〈Var.: c(h)-; -k-〉. — Mhd. klage st.f.
‚Wehgeschrei als Ausdruck eines Schmer-
zes, Klage, Inhalt der Klage, Leid‘, nhd.
Klage f. ‚(gehoben) [mit entsprechenden
Gesten verbundene] Äußerung (Worte, Lau-
te), durch die jmd. Schmerz, Kummer, Trau-
er zum Ausdruck bringt, Äußerung oder
Worte, durch die jmd. Missmut, Unmut, Är-
ger, Beschwerden zum Ausdruck bringt,
(Rechtssprache) bei Gericht vorgebrachte
Beschwerde und das Geltendmachen eines
Anspruchs durch ein gerichtliches Verfah-
ren‘.
Ahd. Wb. 5, 213 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 462; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 663; Schützeichel⁷ 177; Starck-Wells
333; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 233; See-
bold, ChWdW9 469; Graff 4, 548f.; Lexer 1, 1598 f.;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 478 (querela); Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 286 (gemitus). 547 (querela, queri-
monia, questus); Dt. Wb. 11, 907 ff.; Kluge²¹ 373;
Kluge²⁵ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 659.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. klaga f. ‚Klage‘, mndd. klāge f. ‚Klage,
Jammer, Klage vor Gericht, Anklage‘; mndl.
clage ‚Klage, Anklage‘; afries. klage, klā-
ge, klāch f. ‚Klage, Anklage‘ : < urgerm.
*klaō-.
Fick 3 (Germ.)⁴ 55; Tiefenbach, As. Handwb. 212;
Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 71. 200; Lasch-Borch-
ling, Mndd. Handwb. 2, 1, 566; Schiller-Lübben,
Mndd. Wb. 2, 470; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3,
1465 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 310; Vries, Ndls.
et. wb. 323; Et. wb. Ndl. Ke-R 64; Boutkan, OFris. et.
dict. 216f.; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 273;
Richthofen, Afries. Wb. 871 f.
Urgerm. *klaō- hat keine gesicherte Ety-
mologie. In der Regel wird das Wort mit
folgender Wortgruppe im Indo-Iran. verbun-
den: ai. garhā- f. ‚Tadel, Vorwurf‘, gha-
te ‚klagt‘, jav. gǝrǝzā- ‚Klage‘, gǝrǝzaite
‚klagt‘, npers. gila ‚Klage‘. Diese Wörter
können in der Tat auf eine uridg. Wz. *gelĝh-
‚klagen‘ zurückgeführt werden (jedoch sind
auch andere Vorformen für die indo-iran.
Belege möglich; daher wird die Wz. LIV²
187 als *g(u̯)/g(u̯)heRĝh- angesetzt); allerdings
müsste die germ. Lautform *kla- dann als
das Resultat einer Vollstufe II (*gleĝh-)
erklärt werden.
Auf dieselbe Vollstufe II könnte auch mir.
glám f. ‚Geschrei, Fluch‘ weisen, wobei je-
doch wiederum der Vokalismus schwierig
bleibt (die Form weist auf *glaĝh-smeh₂-, die
nicht ins Ablautschema passt).
Aus diesen Gründen ist auch die Annahme
von unabhängigen onomatopoetischen Wör-
tern möglich.
Walde-Pokorny 1, 538 f.; Pokorny 350f.; LIV² 187;
Mayrhofer, KEWA 1, 329; ders., EWAia 1, 475 f.;
Bartholomae, Airan. Wb.² 516. 524; Cheung, Et. dict.
of Iran. verb 111 f.; Horn, Grdr. d. npers. Et. 208;
Fick 2 (Kelt.)⁴ 119; Matasović, Et. dict. of Proto-Celt.
159; Dict. of Irish G-91.