klingan¹AWB st.v. III (präs. klingu, prät.
klang, klungum, part.prät. giklungan), seit
dem Ende des 8. Jh.s in Gl.: ‚klingen, (er-)
tönen, gellen; clangor [= ch〈l〉inganter],
resonare, tinniens [= chlinganti], tinnire,
tinnulus [= chlinganter]‘ 〈Var.: c-, ch-, chi-
(die Form ohne -l- [Gl. 1,363,23 (Rb)] deutet
Meineke 1984: 95 als Verschreibung; da l-
lose Formen aber auch bei klingilôn ‚klin-
gen‘ [s. d.] erscheinen, könnten sie als das
Resultat einer Dissimilation in klingan¹ über-
nommen sein; so Dt. Wb. 11, 1177)〉. — Mhd.
klingen st.v. ‚klingen, tönen, bellen‘ (neben
mhd. klinken ‚dss.‘; zu den Nebenformen mit
-k- s. u.), nhd. klingen ‚einen Ton geben,
tönen, sich anhören, wirken‘.
Ahd. Wb. 5, 252; Splett, Ahd. Wb. 1, 466; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 667; Schützeichel⁷ 178; Starck-Wells
336; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 254 f.; See-
bold, ChWdW8 177; ders., ChWdW9 472; Graff 4,
563; Lexer 1, 1625 f.; 3, Nachtr. 274; Diefenbach, Gl.
lat.-germ. 584 (tinnire); Dt. Wb. 11, 1179 ff.; Kluge²¹
377; Kluge²⁵ s. v.; Pfeifer, Et. Wb.² 670. — Braune-
Reiffenstein 2004: § 336 [S. 280].
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. klingen; mndl. clinghen; afries. klinga;
ne. (veraltet) cling, sämtlich ‚(er-)klingen,
ertönen, läuten‘: < westgerm. *klinge/a-.
Aus dem Mndd. sind aisl., nisl. klingja, fär.
klinga, nnorw. (nn.) klinga, klyngja, ndän.
klinge, nschwed. klinga ‚läuten, tönen‘ ent-
lehnt.
Daneben stehen im Westgerm. auch Formen
mit -k-: mndl. clinken, nndl. klinken; me.
clinken, ne. clink, vielleicht auch afries.
kleinka (die darauf weisende Form 3.sg.prät.
klank könnte jedoch auch durch Auslaut-
verhärtung entstanden sein; dann wäre auch
diese Form zu klinga zu stellen), nwestfries.
klinke (wenn für das Afries. kein klinka an-
zusetzen ist, kann die nwestfries. Form auch
aus dem Ndl. entlehnt sein).
Die neben dem Auslaut -g erscheinende Lau-
tung -k ist dabei eher eine abweichende
„schnallnachahmende Variante mit auslau-
tendem -k“ (Lühr 1988: 126) als dass sie
„wohl expressiv“ (Seebold, Germ. st. Verben
300) zu erklären wäre.
Fick 3 (Germ.)⁴ 56; Seebold, Germ. st. Verben 299 f.;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 580; Schiller-
Lübben, Mndd. Wb. 2, 483; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 3, 1548 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 316 f.;
Suppl. 87; Vries, Ndls. et. wb. 329; Et. wb. Ndl. Ke-R
79; Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 275; Fryske wb.
11, 24f.; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 64; ME Dict. s. v.
clinken v.; OED² s. vv. †cling v.², clink v.¹; Vries,
Anord. et. Wb.² 317; Bjorvand, Våre arveord² 579 f.;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 293. 1052; Fritzner, Ordb. o.
d. g. norske sprog 2, 298; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 156; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1,
532; Nielsen, Dansk et. ordb. 224; Ordb. o. d. danske
sprog 10, 572 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb. 285; NOB
s. v. (nn.) klinga; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 467;
Svenska akad. ordb. s. v. klinga v. — Lühr 1988: 125 f.
Das Wort hat keine weitere Anschlussmög-
lichkeit (ältere Vorschläge werden zu Recht
bei Lühr 1988: 125 abgelehnt). In Anbe-
tracht der onomatopoet. Verben lat. clan-
gere ‚schmettern (einer Trompete), schrei-
en, krächzen‘ und gr. (perf.) κέκλαγγα ‚tö-
ne, lasse ertönen‘ ist auch für westgerm.
*kling- eine lautnachahmende Bildung wahr-
scheinlich (die Interpretation als Substrat-
wort bei Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 708 ist
daher abzulehnen).
Walde-Pokorny 1, 496 f.; Pokorny 599 f.; Frisk, Gr.
et. Wb. 1, 863 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 537; Beekes,
Et. dict. of Gr. 1, 707 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb.
1, 227 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 125. — Tichy
1983: 47 f.