klingan²
Volume V, Column 602
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klingan²AWB st.v. III, nur Gl. 1,265,26
(3.sg.präs.) crispat . klinkit (Kb), reidet .
clingit (Ra): sich kräuseln; crispare. Die
Belege könnten auch auf ein sw. Verb der
Klasse I weisen, jedoch legt die ae. Ent-
sprechung (s. u.) auch für das Ahd. eine Ein-
ordnung als st. Verb nahe.

Ahd. Wb. 5, 252; Splett, Ahd. Wb. 1, 466; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 667; Schützeichel⁷ 178; Starck-Wells
336; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 255; See-
bold, ChWdW8 178; Graff 4, 563.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndl. clingen sw.v. kleben, verwelken; ae.
clingan st.v. festhalten, schrumpfen, sich
zusammenziehen
, me. clingen, ne. cling
klammern, haften (an), kleben, sich an-
schmiegen, sich festhalten
: < urgerm.
*klene/a-.

Eine Kausativbildung auf *-ee/a- liegt vor
in ae. clengan anhängen, aisl. klengjast
sich herandrängen, fordern, nnorw. (nn.)
klengja festhangen, klettern, nschwed.
klänga klettern < urgerm. *klanee/a-.

Nominalbildungen finden sich in: mhd.
klunge Knäuel (s. klunga*); aisl. klungr m.,
nisl. klungur, ndän. klynger, nnorw.,
nschwed. klunger Dornbusch, Hundsrose
(< nordgerm. *klungra-) (dazu auch die
schwundstufige Verbalbildung *klungie/a-
in ndän. klynge [sig] [sich] anklammern,
nnorw. [nn.] klyngja, nschwed. klynga
klettern); nhd. Klinge f. Rinnsal, Schlucht,
seichte Flussstelle
; mndl. clinge, nndl. kling
Hügel, Anhöhe (< *klinō-); nhd. Klang
m. kiesige seichte Stelle im Fluss (<
*klana-).

Die Formen mit *-- sind Vernersche Va-
rianten zu *klenχ-, das selbst nur spärlich
bezeugt ist: ahd. ON Clâh- (in Clâhuelde)
und ne. clough Bergschlucht (< *klanχ-).

Es handelt sich hierbei um sekundär na-
salierte Formen (wohl in Anlehnung an das
Nebeneinander von urgerm. *klī- : *klim-
kleben, wobei letztere Form offenbar als
Nasalierung von *klī- aufgefasst wurde [s.
klîban, klimban]). Die nasallose Ausgangs-
basis begegnet in aisl. kleggi m. Heu-
schober
(< urgerm. *klaa-).

Der Ausgangspunkt für das Germ. ist daher
eine Wz. *kleχ-/*kle-. Dazu stellt sich mit
sekundärem Auslaut aus einem Intensiv/
Iterativ *klukkie/a- - wohl auch ae. clyccan
packen, greifen.

Fick 3 (Germ.)⁴ 56; Seebold, Germ. st. Verben 300;
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 1549; Holthausen, Ae.
et. Wb. 51 f.; Bosworth-Toller, AS Dict. Suppl. 128 f.;
Suppl. 2, 15; ME Dict. s. v. clingen v.; OED² s. vv.
cling v.¹, clough n.; Vries, Anord. et. Wb.² 315 f. 318;
Jóhannesson, Isl. et. Wb. 365 f.; Fritzner, Ordb. o. d.
g. norske sprog 2, 295 f. 301; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 155 f.; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1,
538 f. 541; Magnússon, sl. Orðsb. 480; Nielsen,
Dansk et. ordb. 227; Ordb. o. d. danske sprog 10,
706 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb. 284. 290; NOB s. vv.
(nn.) klengja, klunger, klyngja; Hellquist, Svensk et.
ordb.³ 474 f.; Svenska akad. ordb. s. vv. klunger,
klänga v.¹. Dt. Wb. 11, 944. 1173 ff. Brunner
1965: § 386 Anm. 1; Lühr 1988: 123 f.

Urgerm. *klene/a- hat in den anderen idg.
Sprachen keine Entsprechungen. Die nasal-
lose Form *kleχ-/*kle- < vorurgerm. *glek-
ist möglicherweise mit mir. glac(c) f., nir.
glac halbgeöffnete Faust, Hand (davon ab-
geleitet spätmir., nir. glacaim erfasse) <
urkelt. *glakkā- vergleichbar, falls die kelt.
Wörter auf vorurkelt. *gleknā- oder *glekkā-
zurückführen (vgl. R. Lühr, Sprachw 10
[1985], 289f.).

In diesem Fall weisen alle Formen auf eine
vorurgerm., vorurkelt. Wz. *glek- zusam-
menziehen
.

Weitere, bei Pokorny 357 f. angeführte mögliche
Verwandte bleiben da sämtlich anders gebildet
letztendlich fraglich.

Walde-Pokorny 1, 612 f.; Pokorny 357 f.; Dict. of Irish
G-88. de Bernardo Stempel 1999: 513. 515. 518.

S. klîban, klimban, klunga*.

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