knubilAWB m. a-St., nur Gl. 1,453,4
(12. Jh., bair.-mfrk.) verschrieben akk.pl.
chubile . summas manus: ‚Fingerkuppe, -ge-
lenk; summa manus‘. Wenig wahrscheinlich
ist die Interpretation des Belegs bei Matzel
1957: § 30: Die Form chubile weise auf ein
Wort kubil, das ein Lehnwort aus mlat.
cupula f. ‚kleine Tonne, Becher‘ sei. Im Ahd.
Wb. 5, 288 wird unter diesem Lemma auch
der Beleg Gl. 3,363,1 knouel angeführt; er ist
hier zu streichen und vielmehr unter einem
eigenen Ansatz knobil (s. d.) anzuführen. —
Mhd. knübel, (md.) knubel st.m. ‚Knöchel
am Finger, (pl.) Finger, Faust‘, nhd. veralt.
Knübel m. ‚Knöchel am Finger‘ (zu Knobel
s. knobil).
Ahd. Wb. 5, 288; Splett, Ahd. Wb. 1, 470; Schütz-
eichel⁷ 179; Starck-Wells 338; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 5, 274; Bergmann-Stricker, Katalog Nr.
681; Lexer 1, 1655; Dt. Wb. 11, 1513 f.; Kluge²¹ 383;
Kluge²⁵ s. v. knobeln; Pfeifer, Et. Wb.² 681.
In den anderen germ. Sprachen entspricht
lediglich: mndd. knȫvel m. ‚Knöchel, Finger-
gelenk, Fußknöchel‘: < urgerm. *knuila- m.
Urgerm. *knuila- ist eine Ableitung mit
dem Diminutivsuffix urgerm. *-ila- (zum
Suffix vgl. Krahe-Meid 1969: 3, § 86)
von urgerm. *knuan- ‚Klumpen, Kno-
ten, Knopf‘, das in dieser Form sonst nicht
fortgesetzt ist.
Dagegen finden sich Formen mit einem
Langvokal urgerm. *knūan/ōn- > isl. hnúfa
f. ‚Berggipfel‘, nnorw. dial. knūv ‚Masse mit
runder Spitze‘, nschwed. dial. knūv ‚Berg-
gipfel‘, wozu auch die Ableitung aisl. knýfill
m., nisl. hnýfill, nnorw. nyvel ‚kurzes Horn‘
< *knūila- gehört. Ebenfalls mit Langvo-
kal stellt sich ndd. knūfe ‚Klotz, Klumpen,
Knorren‘ dazu.
Daneben steht die geminierte Form *knu-
a(n)-, fortgesetzt in: mndd. knobbe, knubbe
m. ‚Verdickung, vorspringender Teil, Knor-
ren, Baumstumpf, Knoten‘ (seit dem 17. Jh.
daraus entlehnt nhd. Knubbe[n] m./f.); nndl.
dial. knob ‚Knorren, Verdickung‘, fläm.
knobbe ‚Klotz‘ (daraus me. knobbe, ne. knob
‚Knoten, Knopf‘); nwestfries. knobbe ‚Knor-
ren, Knoten, kleiner, untersetzter Mensch‘;
fär. knubbi ‚Knorren, Knoten‘, ält. ndän.
knub(b) ‚Block, Klotz‘, ndän. knub ‚Klotz‘,
nnorw. (nn.) knubb ‚Holzklotz‘, nschwed.
knubb, dial. knubb(e) ‚kurzer, knotiger
Stock, großer Knorren‘, knobb ‚fetter, un-
tersetzter Mensch‘; davon abgeleitet sind
mit dem Suffix urgerm. *-ila- nndl. knob-
bel ‚Knollen, Höcker, Buckel‘; nwestfries.
knobbel ‚Knollen, Höcker, Stumpf‘; ne.
veralt. knubble; nschwed. dial. knybbel <
*knuila-; dazu auch mit Langvokal nhd.
dial. schweiz. chnūp(en) m. ‚rundliche Er-
höhung, Auswuchs, Knospe, knolliger Ge-
genstand‘, schwäb. knaupe m. ‚Knorren, Ge-
schwulst‘ < *knūa(n)-.
Zu den Formen mit *-pp- s. knopf ‚Knoten,
Knopf, Knauf‘.
Hierher gehören auch die Formen mit a-
Vokalismus, die unter knabo, knappo ‚Kann-
be‘ (s. d.) behandelt sind.
Sämtliche Lautungen fügen sich in ein ehe-
mals einheitliches Paradigma urgerm. (nom.
sg.) *knūō, (gen.sg.) knuppaz, (akk.pl.)
knappuns ein, das sich sekundär in unter-
schiedliche Paradigmen spaltete. Das *-ū- in
diesem Paradigma ist erst im Germ. analo-
gisch eingeführt (vgl. dazu jetzt Kroonen
2011: 267 f.).
Fick 3 (Germ.)⁴ 50 f.; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 599. 602; Schiller-Lübben, Mndd. Wb.
2, 503. 505; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 325 f.; Vries,
Ndls. et. wb. 338; Et. wb. Ndl. Ke-R 93; Fryske wb.
11, 107; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 72; ME Dict. s. v.
knobbe n.; OED² s. vv. knob n., †knubble n.; Vries,
Anord. et. Wb.² 322 f.; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 336;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 310; Holthau-
sen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 158; Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 1, 552. 777 f.; Nielsen, Dansk et. ordb.
230 f.; Ordb. o. d. danske sprog 10, 886 f.; Torp,
Nynorsk et. ordb. 300. 302. 468; NOB s. v. (nn.)
knubb; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 481; Svenska akad.
ordb. s. vv. knubb, knuva, knybbel. — Dt. Wb. 11,
1513; Kluge²¹ 385; Kluge²⁵ s. v.; Schweiz. Id. 3, 745 f.;
Fischer, Schwäb. Wb. 4, 524.
Urgerm. *knuan- < vorurgerm. *gnubhon-
ist eine Bildung zu einer nachuridg. Wz.
*gneu̯bh- ‚zusammendrücken‘. Sie findet sich
außerhalb des Germ. lediglich in ir. gnobh
‚Knoten am Holz, Knast‘ < *gnubho-, lett.
gņaûba ‚etwas Kleines, Winziges, Unbe-
deutendes‘ < *gnou̯bheh₂-; wohl auch un-
mittelbar im Verb lit. gniáubti ‚umfassen,
umarmen‘ < *gneu̯bh- (das Verb wird auch
als eine Umbildung aus gniáužti ‚fest zu-
sammendrücken, quetschen‘ unter Einfluss
von gnýbti ‚kneifen‘ aufgefasst).
Walde-Pokorny 1, 583; Pokorny 371 f.; Fraenkel, Lit.
et. Wb. 159; Mühlenbach-Endzelin, Lett.-dt. Wb. 1,
634. — C. Marstrander, ZCPh 7 (1910), 357 ff.; Lühr
1988: 287; de Bernardo Stempel 1999: 281; Kroonen
2011: 297 f.