knuotAWB f. i-St., seit dem 9. Jh., in B,
GB, WK und Gl.: ‚Substanz, Natur, Wesen-
heit, Geschlecht, Familie; conspersio [=
knuoti giburt], genealogia, natura, substan-
tia‘ 〈Var.: c-, ch-; chon-; -o-, -ua-〉.
Ahd. Wb. 5, 288 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 471; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 670; Schützeichel⁷ 179; Starck-Wells
339; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 274; See-
bold, ChWdW9 474; Graff 4, 572; Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 423 (natura). 636 f. (substantia).
In den anderen germ. Sprachen entspricht
lediglich: got. knoþs f. ‚Geschlecht‘: < ur-
germ. *knōđi- f.
Fick 3 (Germ.)⁴ 35; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 313 f.;
Lehmann, Gothic Et. Dict. K-29.
Urgerm. *knōđi- geht mit Verallgemeine-
rung der Vollstufe der starken Kasus und des
Akzentsitzes der sw. Kasus auf ein uridg.
amphidynam. Paradigma (st.) *ĝnéh₃-ti- :
(sw.) *ĝh₃-téi̯- zurück, das in ai. jñātí- m.
‚naher Blutsverwandter‘ (wohl eine Indivi-
dualisierung aus einer kollektiven Bed. *‚Ver-
wandtschaft‘; vgl. Niederreiter 2001: 14), gr.
γνῶσις f. ‚Erkennen‘ fortgesetzt ist.
Das Wort ist eine Ableitung von der Verbal-
wz. uridg. *ĝneh₃- ‚erkennen‘, die in kun-
nan ‚wissen, kennen‘ und biknâen ‚erkennen,
wahrnehmen‘ vorliegt (weitere Etym. s. dd.).
Teilweise wird urgerm. *knōđi- auch wegen
dessen Bedeutung mit der Verbalwz. uridg.
*ĝenh₁- ‚erzeugen‘ in Verbindung gebracht
(so u. a. Fick 3 [Germ.]⁴ 35; Mayrhofer,
KEWA 1, 446; Matzel 1990: 104 f.; P. W.
Brosman, FoLH 18 [1997], 36; Hill 2003:
281 f.). Diese Verbindung ist jedoch wegen
des dann vorauszusetzenden Schwebeablauts
(**ĝnoh₁-ti-) nicht möglich, da bei dieser
Verbalwz. kein Schwebeablaut nachweisbar
ist (vgl. Anttila 1969: 132 f.). Eine Kontami-
nation von beiden Verbalwurzeln (so Bam-
mesberger 1990: 146) ist kaum wahrschein-
lich. Die semantische Differenz ergibt sich
problemlos aus der Grundbed. ‚Erkennen‘
(wie im Gr.), also ‚das, woran man erkannt
wird‘ (Lühr 1982: 446 Anm. 3).
Walde-Pokorny 1, 576 f.; Pokorny 374; LIV² 168 ff.;
NIL 154 ff.; Mayrhofer, KEWA 1, 446; ders., EWAia
1, 601 f.; Frisk, Gr. et. Wb. 1, 308 f.; Chantraine, Dict.
ét. gr. 224 f.; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 273. —
Casaretto 2004: 510.