kollektri*AWB m. ja-St., nur in Gl. 3,
394,70 (13. Jh., frk.) nom.sg. collectere:
‚Gebetbuch‘. Das Wort glossiert die Form
guziminz, die in der von Hildegard von Bin-
gen erfundenen lingua ignota geschrieben
ist. Es wird in der Regel als echte Entleh-
nung aus mlat. collectarius m. ‚(Predigt-)
Sammlung‘ angesehen. Die Schreibung mit
c- und -c- lässt jedoch auch die Möglichkeit
eines lat. Wortes oder lediglich in der En-
dung eingedeutschten Wortes zu, da in der
Hs. regelmäßig k- erscheint (vgl. Gl. 3,
394,44: cereus neben kerza). Mlat. collec-
tarius m. setzt in einer Sonderbed. spätlat.
collēctārius m. ‚Kassierer‘ fort, Ableitung
vom Verb lat. colligere ‚zusammenlesen,
auflesen, sammeln, aufsammeln‘, ein Komp.
aus con- ‚zusammen, mit‘ und -ligere ‚(zu-
sammen-)binden, anbinden, festbinden‘.
Ahd. Wb. 5, 304; Splett, Ahd. Wb. 1, 474;
Schützeichel⁷ 180; Starck-Wells 340; Schützeichel,
Glossenwortschatz 5, 284; Bergmann-Stricker, Kata-
log Nr. 51. — Walde-Pokorny 2, 422; Pokorny 658;
LIV² 397; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1, 351 ff.; Er-
nout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 348 ff.; de Vaan, Et. dict.
of Lat. 332 f.; Thes. ling. lat. 3, 1582 f. 1606 ff.; Nier-
meyer, Med. Lat. lex.² 1, 262; Du Cange² 2, 405. —
Mlat. Wb. 2, 839.