kraftelôsîAWB f. īn-St., NMC und Nps:
‚Kraftlosigkeit, Machtlosigkeit; infirmitas‘.
Abstraktum zum adj. kraftelôs. S. kreftilôs. —
kraftênAWB sw.v. III, Gl. 2,170,4 (Hs. Anfang
des 9. Jh.s, Zeit des Gl.eintrags unbekannt,
bair.), nur im Part.Präs.: ‚erstarken; conva-
lescere‘ (mhd. kraften, nhd. mdartl. schweiz.
chraften ‚Kraft anwenden, Kraft haben‘
[Schweiz. Id. 3, 789; Stalder, Versuch eines
schweiz. Id. 2, 126]). Denominale Ableitung.
S. kraft. — kraftlîhAWB adj., bei O: ‚groß, ge-
waltig, wichtig, heftig, stark‘ (afries. kreft-
lik ‚kräftig, rechtskräftig‘; in and. Bed. ae.
cræftlīc ‚künstlich‘; vgl. mhd. kreftelich;
frühmndl. crachtelijc [a. 1240], mndl. crach-
telijc, craftelijc ‚kräftig‘). Desubst. Bildung
(vgl. Schmid 1998: 283 f.). S. kraft, -lîh. —
kraftlîchoAWB adv., in Gl. 2,686,62 (in 2 Hss.,
10./11. Jh. und 3. Viertel des 11. Jh.s, beide
bair.). 62/63 (10./11. Jh., bair.). 269,2 (10./
11. Jh., bair.); 4,24,1. 66 (beide 2. Viertel des
9. Jh.s, alem.) und bei O: ‚kraftvoll, heftig,
stark, mit Gewalt, mit Macht; valenter,
valide, viriliter [fortiter]‘ (mhd. kreftlich
‚kräftig‘, nhd. mdartl. schwäb. †kräftlich
‚kräftig[end]‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 4, 667];
as. kraftlīko ‚kraftvoll‘; in and. Bed. ae.
cræftlīce ‚schlau‘; vgl. mhd. kreftelîchen,
krefticlîche[n] ‚kräftig, stark, sehr‘; mndd.
kreftlīk[en], krachtlīk, krechtelīk ‚kräftig,
nachdrücklich, gründlich‘; frühmndl. crach-
telike [a. 1265—1270] ‚auf kräftige Weise‘,
mndl. crachtelike, craftelike ‚mit Kraft, mit
Gewalt‘; aisl. krǫpturligan ‚mit großer Stär-
ke‘). S. kraftlîh. Vgl. kreftglîcho. — kraft-
nissaAWB? f. ō-St., nur Gl. im Clm. 6300 (8./
9. Jh., bair.): ‚Schwere, Gewalt; gravitas‘.
Statt der Lesung kraftnissa bei Mayer 1974:
78, 11 ist nach Glaser 1996: 307f. lediglich
die grammatische Bestimmung des Wortes
als Akk.Sg. eines f. ō-St. -nissa sicher. Das
Basismorphem ist nicht zu identifizieren,
deshalb ist der Eintrag kraftnissa besser zu
streichen. Zu einem weiteren Deutungsver-
such vgl. Glaser 1996: 308. — Ahd. Wb. 5,
372 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 480; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 677; Schützeichel⁷ 182; Starck-
Wells 344; Schützeichel, Glossenwortschatz
5, 316; 12, 52.