krouwônAWB, krouwenAWB ? sw.v. II und I, seit
dem 8. Jh. in Gl.: ‚(auf-, zer-)kratzen; car-
pere, charaxare, incitare, refricare, scribere‘
〈Var.: c(h)-; kar-; -au-〉. — Mhd. krouwen,
krowen sw.v. ‚(juckend) kratzen‘, nhd. krau-
en ‚kraulen‘.
Ahd. Wb. 5, 433; Splett, Ahd. Wb. 1, 488; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 683; Schützeichel⁷ 184; Starck-Wells
348; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 351. 355;
Seebold, ChWdW8 181; Graff 4, 585; Lexer 1, 1752;
Dt. Wb. 11, 2085 ff.; Kluge²¹ 401; Kluge²⁵ s. v.; Pfei-
fer, Et. Wb.² 728. — Splett 1976: 379.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
frühmndl., mndl. crauwen, nndl. krauwen
‚kratzen‘; afries. (-)krāwia ‚krümmen‘: <
urgerm. *krau̯i̯e/a- bzw. *krau̯ōi̯e/a-.
Zugrunde liegt ein Subst. urgerm. *krau̯a-
‚Gekrümmtes‘, das so nicht fortgesetzt ist,
aber in der Ableitung mit dem Gerätebez.
bildenden Suffix urgerm. *-ila- in krewil
‚Gabel, Haken‘ (s. d.) vorliegt.
Die manchmal zitierte Form mndd. krauwen
existiert nach Ausweis der Wörterbücher
nicht.
Fick 3 (Germ.)⁴ 53 f.; VMNW s. v. crauwen³; Ver-
wijs-Verdam, Mndl. wb. 3, 2067; Franck, Et. wb. d.
ndl. taal² 345 f.; Suppl. 91; Vries, Ndls. et. wb. 358;
Et. wb. Ndl. Ke-R 128; Hofmann-Popkema, Afries.
Wb. 281. 540; Richthofen, Afries. Wb. 878.
Urgerm. *krau̯a- führt entweder auf vor-
urgerm. *(ĝ)rou̯o- oder auf vorurgerm.
*(ĝ)reh₂u+o- zurück. Da die Grundbed. der
Wz. wohl ‚krumm, gewunden‘ gewesen
ist (urgerm. *krau̯a- ‚Gekrümmtes‘), kann
*(ĝ)rou̯o- eine Ableitung von der auch in
kriochan (s. d.) vorliegenden Wz. *greu̯-
sein, die selbst wiederum wohl eine Weiter-
bildung zu uridg. *ger- ‚drehen, winden‘ ist.
Vorurgerm. *(ĝ)reh₂u+o- würde dagegen zu
einer Wz. *(ĝ)reh₂u- gehören, die mögli-
cherweise ebenfalls in ahd. krûsa (s. d.)
bezeugt ist.
Walde-Pokorny 1, 597; Pokorny 388.