kruftAWB f. i-St., kruftaAWB f. ōn-St., seit dem
9. Jh., im T und in Gl.: ‚Höhle, Grotte, un-
terirdisches Gewölbe, Gruft, Krypta; cryp-
ta, spelunca‘ 〈Var.: c(h)-; -fd-, -ftd-〉. Die
Formen sind Lehnwörter aus mlat. crup-
ta f. ‚(unterirdisches) Gewölbe, Gruft, Grot-
te, Höhle, Keller, Vorratskammer, Speicher,
Kloake, Abzugsgraben‘. Im Ahd. Wb. 5,
433 f. sind diese Lehnwörter fehlerhaft mit
den zu graban (s. d.) gehörenden Formen mit
anlautendem g- (gruft, grufta; vgl. den auf-
tretenden Sprossvokal -i- in gir-) vermischt,
wobei gruft wohl die Einordnung von kruft
als f. i-St. verursacht hat. — Mhd. kruft st.f.
‚Gruft, Höhle, Höhlung‘. Das Erbwort und
das Lehnwort fallen letztendlich in nhd.
Gruft f. ‚Gewölbe, besonders als Grabstätte,
Krypta, (offenes) Grab‘ mit G- zusammen
(begünstigt durch die bereits mlat. Schrei-
bungen von crupta mit g-). Das Wort nhd.
Krypta f. ‚meist unter dem Chor einer (ro-
manischen) Kirche liegender, (halb) unterir-
discher gewölbter Raum, der als Aufbe-
wahrungsort für Reliquien, als Grabstätte
geistlicher und weltlicher Würdenträger und
zu kultischen Zwecken dient‘ ist eine Neu-
entlehnung im 18. Jh. Letztendlich auf dem
gleichen lat. Wort, jedoch über italien. grotta
‚Grotte, Höhle, Wall‘, beruht auch die Ent-
lehnung nhd. Grotte f. ‚natürliche oder oft
(in Renaissance- und Barockgärten) künst-
lich angelegte Felsenhöhle von geringer Tie-
fe‘ (seit dem 15. Jh.).
Ahd. Wb. 5, 433 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 488; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 683; Schützeichel⁷ 184; Starck-Wells
349; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 355 f.; See-
bold, ChWdW9 481; Graff 4, 309; Lexer 1, 1100.
1753; 3, Nachtr. 220; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 158
(crypta); Dt. Wb. 9, 594 ff. 628 ff.; 11, 2430. 2481;
Kluge²¹ 274; Kluge²⁵ s. vv. Grotte, Gruft, Krypta;
Pfeifer, Et. Wb.² 482 f. 739. — Müller-Frings 1966—68:
2, 200 ff.
Mlat. crupta f. ist auch Grundlage für: mndd.
kruft f. ‚Krypta‘; mndl. crocht(e), croft(e)
‚Grotte, Höhle, Krypta‘; ae. cruft(e) m./f.
‚Gruft‘.
Wegen der abweichenden Bed. sind dagegen
folgende Wörter keine Entlehnungen: mndd.
kroch ‚abgegrenztes Stück Bau- oder Wei-
deland‘ (vielleicht aus dem Mndl. über-
nommen); mndl. croft(e), crocht(e) ‚hervor-
ragender Hügel, hoher Sandgrund, Acker in
den Dünen‘; ae. croft m. ‚kleines Feld‘. Die-
se führen vielmehr auf urgerm. *krufta-
‚Ausbiegung, Hügel‘ zurück, einer Ableitung
von der in ahd. kriofan (s. d.) bezeugten
Verbalwz. (vgl. Lerchner 1965: 163 f.).
Fick 3 (Germ.)⁴ 55; Seebold, Germ. st. Verben 310;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 677. 686;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 2, 573. 582; VMNW
s. vv. crocht¹, crocht²; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 3,
2113 ff.; Holthausen, Ae. et. Wb. 61; Bosworth-Toller,
AS Dict. 171 f.; Suppl. 135; Suppl. 2, 16.
Mlat. crupta f. < lat. crypta f. ‚Korridor,
Grotte, Gruft‘ (> italien. critta, cripta, grot-
ta, nfrz. grotte, prov. crota, span. gruta, port.
gruta, grota) ist aus gr. κρυπτή ‚bedeckter
Gang, Gewölbe‘, einer Ableitung zu κρύπτω
‚verberge, verhülle, verstecke‘, übernommen.
Walde-Pokorny 1, 477; Pokorny 617; Frisk, Gr. et.
Wb. 2, 29 f.; Chantraine, Dict. ét. gr. 589; Beekes, Et.
dict. of Gr. 1, 786 f.; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 1,
297; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 152; Thes. ling. lat.
4, 1260 f.; Du Cange² 2, 639; Körting, Lat.-rom. Wb.³
Nr. 2637; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 2349;
Wartburg, Frz. et. Wb. 2, 2, 1384 f. — Mlat. Wb. 2,
2054 f.