kurzenAWB, kurtenAWB sw.v. I, in Gl. 1,622,59
(9. oder 10. Jh., ostfrk.). 678,10 (10./11. Jh.,
bair.); 2,346,7 (Hs. 820/830, Zeit des Gl.-
eintrags unbekannt). 554,9 (Hs. Ende des
10. Jh.s, Zeit des Gl.eintrags unbekannt), im
T, bei O: ‚verkürzen, kurzfassen, vermin-
dern; abbreviare, commentare‘, im Part.Prät.
‚recisus‘ (mhd., nhd. kürzen; mndd. körten;
frühmndl. corten [a. 1236], mndl. corten,
curten; afries. kerta, kirta, karta, korta).
Deadj. Bildung. S. kurz. — bikurzenAWB, bikurtenAWB
Gl. 1,498,33/34 (in 2 Hss., 10./11. Jh. und 3.
Viertel des 11. Jh.s, beide bair.). 36 (2.
Hälfte des 10. Jh.s, bair.); 2,352,9 (2. Hälf-
te des 11. Jh.s, frk.) und im T: ‚verkürzen,
stutzen, abtrennen; breviare, detruncare, ex-
curtare‘ (mhd., ält. nhd. bekürzen; mndd. be-
körten; frühmndl. becorten [a. 1282], mndl.
becorten). — kurzîAWB, kurtîAWB f. īn-St., in Gl. ab
der 2. Hälfte des 9. Jh.s, bei O: ‚Abkürzung,
Kurzfassung, Kürze; compendium‘ (mhd.
kürze, nhd. Kürze; mndd. körte; mndl. corte).
Deadj. Abstraktum. S. kurz. — kurziboldAWB m.
a-St.?, in Gl. ab dem 11./12. Jh. und als PN
(BeiN): ‚kurzer, rockartiger Überwurf, kurze
Jacke; cyclas, pigillus, supparum, toga‘. In
Gl. 4,155,15 (13. Jh., bair.) curtilbold ist das
VG an gurtil (s. d.) angeglichen (wohl des-
halb setzt Schützeichel, Glossenwortschatz 4,
91 ein eigenes Lemma gurtilbolt an [fälsch-
lich -t für -d]) (mhd. kurzebolt als Bez. für
ein Kleidungsstück und BeiN). Ausgangs-
punkt für Kurzibold ‚Knirps, Kurzer‘ (als
SpitzN bezeugt z.B. für den Grafen Konrad
vom Niederlahngau, †984; vgl. Bach 1952 ff.:
1, 1, § 271 b), eine sprechende Bildung mit
adj. HG, und weitere Personen- oder Tier-
bez. auf -bold (z.B. mhd. hetzebolt Bez. für
einen Jagdhund, trunkenbolt, nhd. Witzbold,
Raufbold) sind zweigliedrige PN auf -bald
‚kühn, mutig‘ wie Huni-bald, Sigi-bald. Das
HG -bold in Kurzibold usw. ist zum bedeu-
tungsschwachen bzw. -entleerten Ableitungs-
mittel geworden (vgl. Krahe-Meid 1969: 3,
§ 167; zum Übergang von a > o im HG von
komponierten PN, besonders vor l-Verbindun-
gen vgl. Braune-Reiffenstein 2004: § 63 Anm.
3; vgl. auch Birkhan 1992: 379). Die Perso-
nenbez. ‚Knirps, Kurzer‘ wurde auf das Klei-
dungsstück übertragen, wobei das prototy-
pische Merkmal ‚Kürze‘ das ausschlagge-
bende Moment für die Übertragung gewesen
ist. Als Bez. für ein Kleidungsstück ver-
schwindet kurzibold bald wieder aus dem
Wortschatz. An seine Stelle treten juppil
(s. d.) und mhd. joppe sw.f. ‚kurze Jacke‘
(vgl. Heyne 1899—1908: 3, 294 und Anm.
178). Aus dem Dt. wurde mlat. *curceboldus
m. ‚Zwerg, kurzer Rock‘ (Mlat. Wb. 2,
2128 f.) entlehnt. S. kurz, bald. — kurzidîAWB f.
īn-St., Gl. 1,421,3 (12. Jh.): ‚Abkürzung;
compendium‘ (mhd. kürzede; mndd. körte-
de). S. kurz, -ida. — kurz(i)lîchoAWB adv., Gl.
1,626,2 (12. Jh.) und wohl Gl. in Augsburg,
HS 4 (10./11. Jh., bair.), NBo: ‚kurz; brevi
ratione, brevissime, breviter, ad compen-
dium‘ (mhd. kurzlîche, nhd. kürzlich; mndd.
körtlīk[e]; frühmndl. cortelike [a. 1200],
mndl. cortelike; afries. kort[e]like). S. kurz-
lîh. — kurz-AWB, kurtlîhAWB adj., Gl. 2,491,53
(12. Jh.) und bei O: ‚kurz, knapp; com-
pendiosus‘ (mhd. kurzlîh, nhd. kürzlich).
Deadj. Bildung (vgl. Schmid 1998: 287.
519). S. kurz, -lîh. — kurzlîchnAWB adv., Gl.
3,416,22 (um 1175, alem.): ‚kurz(gefasst),
knapp; succincte‘ (mndd. körtlīken; mndl.
corteliken). Erstarrter st. Dat.Pl. S. kurzlîh. —
Ahd. Wb. 5, 546 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 40.
501. 502; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 95. 692;
Schützeichel⁷ 187; Starck-Wells 355; Schütz-
eichel, Glossenwortschatz 5, 402 ff.