lâhAWB m. a-St., lâcha¹AWB f. ōn-St., in Ur-
kunden (1. Beleg von 770 mit lat. Endung
lachus; vgl. DRW 8, 237), seit dem 11. Jh.
in Gl.: ‚Grenzzeichen; botinus, butina, sig-
num‘ 〈Var.: lac〉. — Mhd. lâche sw.f.
‚Grenzzeichen, Einschnitt, Kerbe in einem
Grenzstein oder Grenzbaum‘, daneben lâ-
chene sw.f. ‚dss.‘, frühnhd. f./n. lache
‚Grenzzeichen, Grenze, Kerbe‘, ält. nhd. la-
che f. ‚dss.‘, nhd. fachspr. Lache ‚ringförmi-
ger Einschnitt an Nadelbäumen zur Harzge-
winnung‘, nhd. mdartl. schweiz. lāch, lāg m.
‚Einschnitt, Grenzzaun, Grenzgraben, Gren-
ze‘, lāch n. ‚Lichtung entlang der Grenzli-
nie, Grenzstreifen‘, bad. lach(e) m., verein-
zelt f./n. ‚Grenzstein, Grenzmarke, Scheid-
graben auf Wiesen, Grenze‘, übertr. ‚Pfos-
ten, Schwarzbrot in Stollenform‘, schwäb.
lache f./n. ‚Grenzzeichen, Einschnitt in Holz
oder Stein, Grenze, Marke, Grenzscheide‘,
als FlurN (z.B. hoo looche), rhein. lach n.
‚Grenzbaum, Grenzstein, alter Baumstumpf‘,
pfälz. lache f., lach n. ‚Markierungsstrich am
Boden, Grenze, Grenzpfad, Grenzmarkie-
rung‘, auch als FlurN (Am Looch), südhess.
lach n. ‚Grenze, Gemarkungsgrenze‘, thür.
lach m./n. ‚Grenzstein, Grenzrain zwischen
Feldstücken, Grenze‘; osächs. lachd m./f./n.
(mit unorganischem Dental nach Frikativ;
vgl. nhd. Dornicht < mhd. dornach) ‚(Flur-)
Grenze, Grenzzeichen, Weg an der Flurgren-
ze‘, heute nur als FlurN erhalten.
Ahd. Wb. 5, 588 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 508; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 700; Schützeichel⁷ 191; Starck-Wells
358. 825. 851; Schützeichel, Glossenwortschatz 5,
447 (mit Einordnung von lâcha¹ unter lacha ‚Morast,
Sumpf‘); Graff 2, 100 f.; Lexer 1, 1807 f.; 3, Nachtr.
289; Frühnhd. Wb. 9, 12 f.; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
79 (botinus, butina); Dt. Wb. 12, 14; Kluge²¹ 417;
Kluge²⁴ s. v. Lache². — Müller-Frings 1966—68: 2,
297 f.; J. Knobloch, Mu 88 (1978), 260; ders.,
Sprachw 5 (1980), 176 f. — Schweiz. Id. 3, 998 ff.;
Ochs, Bad. Wb. 3, 343 (Lache²); Fischer, Schwäb.
Wb. 4, 904 f.; Müller, Rhein. Wb. 5, 9 f.; Christmann,
Pfälz. Wb. 4, 721; Maurer-Mulch, Südhess. Wb. 4, 74;
Vilmar, Id. von Kurhessen 252 (lochstein ‚Grenz-
stein‘); Spangenberg, Thür. Wb. 4, 8; Frings-Große,
Wb. d. obersächs. Mdaa. 3, 2. — Grimm [1899] 1992:
2, 72 f.
Ahd. lâh hat keine Entsprechungen in an-
deren agerm. Sprachen. Der Beleg lach in
Gl. 2,354,28 = WaD 83, 23 (Karlsruhe, St.
Peter 87, 11. Jh.) ist nicht as., sondern ahd.
Für den m. a-St. lâh ist eine Vorform ur-
germ. *lē¹k-a- zu erschließen, für den f. ōn-
St. lâcha urgerm. *lē¹k-ōn-, der wahrschein-
lich eine alte Kollektivbildung fortsetzt. Zu-
grunde liegt eine Wz. urgerm. *lē¹k- ‚Gren-
ze‘.
Tiefenbach, As. Handwb. 229; Wadstein, Kl. as.
Spr.denkm. 83. 203 (lāch ahd.). — Bergmann-Stricker,
Katalog Nr. 324.
Urgerm. *lē¹ka-/-ōn- kann auf eine vorur-
germ. Vorform *leh₁(ĝ)o-, Koll. -ah₂- oder
*sleh₁(ĝ)o-, Koll. -ah₂- mit s-mobile zurück-
gehen. Für das s-mobile-haltige Rekonstrukt
finden sich Fortsetzer in außergerm. Spra-
chen. Am nächsten steht dem ahd. Wort osk.
slaagí- ‚Grenze‘ < uridg. *sh₁(ĝ)i- mit Ver-
allgemeinerung der Ablautstufe aus den sw.
Kasus. Zugrunde liegt ein urspr. protero-
dynamisches Paradigma nom.sg. *sléh₁(ĝ)-i-
s, gen.sg. *sh₁(ĝ)-éi̯-s. Aus dem Gr. stellen
sich das Adj. ληκτικός ‚endigend‘ und das ti-
Abstraktum λῆξις f. ‚das Aufhören, Ende‘ <
uridg. *(s)léh₁(ĝ)-ti- mit Hochstufe hierher,
die vom primären Verb λήγω ‚höre auf, en-
de‘ < uridg. *(s)léh₁(ĝ)-e/o- abgeleitet sind
(vgl. B. D. Joseph, Glotta 60 [1982], 112—
115).
Der Ansatz eines s-mobile im Gr. ist wegen ἄ-λληκτος
‚unaufhörlich‘ u. a. (vgl. Schwyzer, Gr. Gramm.² 1,
310. 414) wahrscheinlich.
Die von Seebold (vgl. Kluge²⁵ a. a. O.) ver-
mutete Verbindung von ahd. lâh usw. mit ai.
lákṣman- n. ‚Marke (zur Kennzeichnung des
Viehs), Mal‘, lakṣa- n. ‚Marke, Kennzei-
chen, Merkmal, Ziel‘ scheidet wegen des un-
terschiedlichen Wurzelvokals aus. Ai. -a-
setzt uridg. *-e-, *-a- oder *-o- fort, während
urgerm. *-ē¹- auf uridg. *-eh₁- zurückgeht.
Wahrscheinlich gehören ai. lákṣman- und
lakṣa- (eigtl. ‚worauf man achtet, woran man
etw. erkennt‘) zu den l-Formen von ai. rakṣ-
‚schützen, auf etw. achten‘ < uridg. *h₂leks-,
das auch in gr. ἀλέξω ‚wehre ab‘ fortgesetzt
ist (vgl. LIV² 278).
Walde-Pokorny 2, 712; Pokorny 959; LIV² 565;
Mayrhofer, KEWA 3, 83 f.; ders., EWAia 2, 472;
Frisk, Gr. et. Wb. 2, 113 f.; Chantraine, Dict. ét. gr.
635 f.; Beekes, Et. dict. of Gr. 1, 954 f.; Untermann,
Wb. d. Osk.-Umbr. 686 f. — S. Ziegler, in Neri-Ziegler
2012: 101 f.