lûzên
Band V, Spalte 1556
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lûzênAWB sw.v. III, Gl. 1,378,66 (drittes
Viertel des 11. Jh.s, bair.); 2,746,24 (9. Jh.),
MH, nur im Part.Präs.: sich verborgen hal-
ten, versteckt sein; latēre
Var.: -zz-.
Mhd. lûzen verborgen liegen, sich versteckt
halten, lauern
, frühnhd. laussen verborgen
liegen, sich versteckt halten, lauern, auf der
Lauer liegen
, nhd. mdartl. schweiz. lûssen
lauern, bair. laußen lauschen, tirol. laussn
ausschauen, ausspähen, pfälz. laußen auf
der Hut sein
, luxem. luussen heimlich
schauen, spähen
.

Ahd. Wb. 5, 1460; Splett, Ahd. Wb. 1, 1224; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 748; Schützeichel⁷ 211; Starck-Wells
392; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 208; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 637. 725 (IV); Seebold,
ChWdW9 549; Graff 2, 322; Lexer 1, 2000; Frühnhd.
Wb. 9, 453 f.; Dt. Wb. 12, 363 f.; Kluge²⁵ s. v. lauern.
Schweiz. Id. 3, 1455; Schmeller, Bayer. Wb.² 1,
1512; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 1, 373; Christmann,
Pfälz. Wb. 4, 834; Luxemb. Wb. 3, 68.

In anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. lūten sw.v. verborgen liegen, sich
verbergen
; ae. lūtian sw.v. II verborgen
liegen, lauern
, me. luten, lut(t)en sich
verbergen
; aisl. lúta sw.v. sich beugen,
nnorw. (nn.) luta dss.. Hierher gehörig ist
wohl auch kurzvokalisches got. luton* täu-
schen
(nur part.präs.nom.pl.m. lutondans
Verführer; φρεναπάται), das im Ablaut zu
liuts* heuchlerisch steht.

Fick 3 (Germ.)⁴ 374; Seebold, Germ. st. Verben
340 f.; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 877 f.;
Holthausen, Ae. et. Wb. 208; Bosworth-Toller, AS
Dict. 649; Suppl. 623; ME Dict. s. v. louten v.²; OED²
s. v. lout v.²; Vries, Anord. et. Wb.² 369; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 745 f.; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog 2, 573; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord.
186; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 658 f.; Magnús-
son, sl. Orðsb. 587 (lúta³); Bjorvand, Våre arve-
ord² 687 f. (zum st.v.); Torp, Nynorsk et. ordb. 399;
NOB s. v. (nn.) luta; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 335.
338; Lehmann, Gothic Et. Dict. L-53.

Ahd. lûzên ist eine Umbildung aus urgerm.
*lut-ēe/a- < uridg. *lud-eh₁-e- sich nie-
derkauern, verstecken, klein machen
(eine
vielleicht erst innergerm. *-e/o-Erweiterung
eines uridg. Fientivs *lud-eh₁ sich nieder-
kauern, klein machen
) und gehört mit ahd.
luzzi klein, winzig, gering (s. d.) zur uridg.
Wz. *led- sich beugen, sich ducken, nie-
derkauern
. Der Langvokal im sw. Verb lû-
zên anstelle eines regelgerechten -u- (wie in
got. luton) kann als Analogie nach dem im
Ahd. nicht mehr bezeugten st. Verbum germ.
*lūt-e/a- erklärt werden (vgl. auch Riecke
1996: 575). Dieses st. Verb ist in aisl. lúta
(Prät. laut) sich neigen, fallen, ae. lūtan
(Prät. lēat) sich beugen, verneigen < uridg.
Präs. *led-e/o- mit Perf. *le-lod-e fort-
gesetzt und gehört zu lit. liūdti nieder-
geschlagen, traurig sein
(mit sekundär pa-
latalisiertem Anlaut aus einer nicht bezeug-
ten Vollstufe lit. *liaud- < uridg. *led-) <
uridg. Essiv *lud-h₁e- niedergebückt, zu-
sammengekauert sein
. Der germ. Langvokal
im st. Verb erklärt sich als Analogiebildung
nach dem Muster der st. Verben der 1. Klas-
se, in denen uridg. *-ei- im Präs.stamm laut-
gesetzlich zum Langvokal -ī- wurde; ein ver-
gleichbarer Fall ist etwa mhd. lûchen jäten,
Unkraut ausreißen
(vgl. S. Ziegler, in Neri-
Ziegler 2012: 149), ae. lūcan dss. mit ana-
logischem -ū- neben ahd. liochan zupfen,
rupfen
(s. d.) mit lautgesetzlicher Entwick-
lung des uridg. *-e- zu -iu-. Nach B. Vine,
ZVSp 98 (1985), 6081, kann diese Gruppe
der analogisch umgebauten germ. st. Verben
der 2. Kl. mit langvokalischem -ū- im Präs.-
stamm zusätzlich durch urspr. einen Laryn-
gal enthaltende Wz. verstärkt worden sein,
ein solcher Fall liegt hier jedoch nicht vor.

Walde-Pokorny 2, 415 f.; Pokorny 684; LIV² 415;
Fraenkel, Lit. et. Wb. 378 f.; Smoczyski, Słow. et.
jz. lit. 360 f.

S. luzzi.

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