lavantriAWB m. ja-St., seit dem 9. Jh. in
Gl.: ‚Walker, Wäscher; fullo, laventarius, li-
xa‘, in Gl. 1,688,21/22 (Clm. 4606, 12. Jh.,
bair.) lauentari auch als Teil eines Pflanzen-
namens für das ‚Seifenkraut; [herba] fullo-
num‘ (Saponaria officinalis L.; vgl. Marzell
[1943—58] 2000: 3, 110; 4, 104 f.) 〈Var.:
-uent-, -uint-, -uand-, -uend-; -ære, -ere〉.
Die Pflanze herba fullonum ‚Tuchwalker-
kraut‘ wurde zum Aufrauen von Geweben
verwendet (vgl. Seidensticker 1997: 96 f.).
Das Nomen agentis ist aus mlat. lavandarius
m. ‚Wäscher‘ entlehnt. Die zahlreichen Vari-
anten des Wortes — es sind ladantri, la-
dantinri, lavantarri und lavantinri (s.
dd.) — deuten darauf hin, dass es von den
Schreibern nicht recht verstanden wurde.
Nach Heyne 1899—1908: 3, 96 scheint es
„als Kunstwort auf frühe Klöster beschränkt
geblieben zu sein“. Die Formen mit -d- statt
-v- erklärt Lessiak 1933: 218 als spätere
Entlehnungen aus dem Frz., wobei -v- zwi-
schen zwei -a- geschwunden sein soll. Diese
Begründung ist jedoch nicht stichhaltig, da
die frz. Wörter, die zur Sippe von lat. lavāre
‚waschen‘ gehören, keinen einzigen Beleg
ohne -v- aufweisen. Die Erklärung ist da-
her eher auf dt. Boden zu suchen. Nahezu
alle Belege mit -d- gehören zur Hss.gruppe
M und sind vielleicht auf einen einzelnen
Schreiber zurückzuführen. Ihm waren offen-
bar sowohl das lat. Lemma fullo als auch die
Gl. lauantari der Vorlage unverständlich.
Möglicherweise hat er fullo mit ahd. fullen
‚füllen‘ (s. d.) verknüpft und die Gl. in la-
dantari ‚jmd., der (voll-)lädt‘ geändert.
Ahd. Wb. 5, 582 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 506; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 706; Schützeichel⁷ 191; Starck-Wells
362; Schützeichel, Glossenwortschatz 5, 443 f.; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 486; Seebold, ChWdW9
498; Graff 2, 208; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 251
(fullo). — Heyne 1899—1908: 3, 96 und Anm. 264;
Steiner [1939] 1976: 343; Mikeleitis-Winter 2001:
283 (zu lat. lixa).
Die bei Tiefenbach, As. Handwb. 233 ange-
führten Belege lavandari, lavanderi ‚Wä-
scher, Tuchwalker; fullo, lixa‘ in Gl. 4,202,
33. 39 (Trier, Hs. 61, 1. Drittel des 11. Jh.s)
sind eher mfrk. (vgl. Bergmann-Stricker, Ka-
talog Nr. 877).
Mndl. lavendier, auch lavengier, lavenier m.
‚Wäscher‘ ist aus afrz. lavandier m. ‚dss.‘
entlehnt.
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 220 f. — Niermeyer,
Med. Lat. lex.² 1, 770; Du Cange² 5, 39; Wartburg,
Frz. et. Wb. 5, 216.