lebeleiaAWB f. ō(n)-St., in Gl. seit der 2.
Hälfte des 9. Jh.s (Gl. 1,376,3, St. Gallen,
StiftsB 9) bis ins 12. Jh.: ‚Plättchen, Schnal-
le, (Schmuck-)Spange, Riemenzunge, Stab;
bracteola [= bratteola], fibula, regula‘ 〈Var.:
labe-, laui-, lebi-〉. Der Beleg lauileia ‚fi-
bula‘ in Gl. 2,708,33 (Paris, Lat. 9344, 10./
11. Jh.) ist eher mfrk. (mit Bewahrung des
westgerm. Frikativs als -v-; Braune-Reif-
fenstein 2004: § 134, 2), nicht as. (bei Tie-
fenbach, As. Handwb. nicht gebucht; anders
Ahd. Wb. 5, 569 im Anschluss an Gallée
[1903] 1977: 469). Das Wort ist wohl aus
dem Mlat. entlehnt (s. u.).
Ahd. Wb. 5, 569; Splett, Ahd. Wb. 1, 1223; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 708; Schützeichel⁷ 194; Starck-Wells
364. 851; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 5. 6;
Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 173. 752; Seebold,
ChWdW9 502; Graff 2, 79; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
80 (bracteola).
Die Entlehnungsbasis für lebeleia ist schwer
zu ermitteln. Möglich wäre mlat. lablellum,
labellum, -vell-, -us ‚Zipfel, Lappen‘, doch
liegt die Bed. beider Wörter weit auseinan-
der. Auch die Lautgestalt beider Wörter stimmt
nicht recht zueinander. Grimm, Dt. Gr. 2, 91
Anm. vermutet in ahd. -ei- die Wiedergabe
von rom. -aja-, -ajo- oder -ejo-.
Thes. ling. lat. 7, 2, 767 f. (labellum); Niermeyer, Med.
Lat. lex.² 1, 752; Du Cange² 5, 3.