lustrichônAWB sw.v. II, nur im Abr (1,
203,22 [Kb, Ra]): ‚umhergehen; lustrare‘
〈Var.: -h-〉. Die Augenblicksbildung, die
aus lat. lūstrāre ‚durchwandern, besichtigen,
beleuchten‘ entlehnt ist, dient zum Ausdruck
einer Ortsveränderung.
Ahd. Wb. 5, 1433; Splett, Ahd. Wb. 1, 1224; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 746; Schützeichel⁷ 210; Starck-Wells
390; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 200; Berg-
mann-Stricker, Katalog Nr. 253. 298 (I); Seebold,
ChWdW8 201; Graff 2, 294. — Raven 1963—67: 2, 94.
— Betz 1936: 27. 51.
Nach dem Muster anderer Verben wurde
das lat. Verb der 1. Konj. in die 2. sw. Klas-
se integriert (vgl. garminôn ‚beschwören‘
[s. d.], entlehnt aus spätlat. carminare ‚be-
zaubern‘). Bei der Übernahme ins Ahd. wur-
de das lat. Verb dahingehend umgestaltet,
dass es mit dem Fortsetzer des Suffixes ur-
germ. *-k- zum Ausdruck von Expressi-
vität/Intensität versehen wurde (vgl. mhd.
snarchen ‚schnarchen‘ : mhd. snarren ‚schnar-
ren, schwatzen‘; s. auch rutichôn ‚glänzen,
schimmern, rot glänzen, rötlich schimmern‘ :
lat. rutilare ‚rötlich schimmern, wie Gold
glänzen‘).
Wilmanns [1906—30] 1967: 2, § 87, 1 (zum Suffix
urgerm. *-k-); Krahe-Meid 1969: 3, § 194, 2.
Lat. lūstrāre ist eine Ableitung von lūstrum
n. ‚das alle fünf Jahre abgehaltene Sühne-
opfer, Zeitraum von fünf Jahren‘.
Walde-Pokorny 2, 409; Pokorny 688; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. 1, 839; Ernout-Meillet, Dict. ét.
lat.⁴ 371 f.; de Vaan, Et. dict. of Lat. 354 f.