madalgêr m. a-St., seit dem 10. Jh. in
Gl.: ‚Kreuz-Enzian; basilia, basilica, basilis-
ca, basiliscus, nepeta, perforata‘ (Gentiana
cruciata L.; vgl. Marzell [1943–79] 2000: 2,
619 f.); daneben auch (in der Verbindung un-
rehti madalgêr) für ‚Seifenkraut; spargula‘
(Saponaria officinalis L.; vgl. Marzell, a. a. O.
4, 108) 〈Var.: med-; -il-〉. – Mhd. madalgêr
st.n. ‚die Kreuzwurz‘, frühnhd. madelger n./f.?
‚eine Pflanze, wohl Kreuzwurz, Kreuz-Enzian‘,
ält. nhd. madelgeer n., modelgeer m. ‚Name der
Kreuzwurz‘.
Ahd. Wb. 6, 3; Splett, Ahd. Wb. 1, 579; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 750; Schützeichel⁷ 211; Starck-Wells 392.
XLIV. 826; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 212 f.;
Graff 4, 225; Lexer 1, 2004; Frühnhd. Wb. 9, 1581;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 69 (basilia); Dt. Wb. 12, 1427.
2439. – Fischer-Benzon [1894] 1998: 189 f.; E. Björk-
man, ZDW 2 (1902), 271 f.
Das Wort ist nur auf den hochdt. Sprachraum
beschränkt. Aus dem Dt. ist es in mndl. ma-
delgeer n.?, nndl. (mit Metathese) maldegeer
‚Kreuzwurz‘ entlehnt. Das dt. Subst. ist wohl
keine Übertragung des komponierten PN ahd.
Madalgêr (vgl. Förstemann [1900–16] 1966–
68: 1, 1113; zögernd stellt auch Schaffner 2001:
244 das VG madal- zu urgerm. *maþla- ‚Ver-
sammlung‘), bestehend aus madal- ‚Versamm-
lung‘ (s. mahal) und -gêr ‚Speer‘ (s. gêr), auf
die Pflanze (fehlerhaft S. Ziegler, in Neri-
Ziegler 2012: 186: „Unwahrscheinlich ist die
dort [= bei Marzell] vorgeschlagene Deutung
als Übertragung aus einem sonst völlig un-
bekannten Männernamen mit der Bedeutung
„Madenspeer““). Denn dabei bliebe die Ursa-
che für die Übertragung unklar. Auch die
Annahme von Grimm [1875–78] 1992: 2,
1011 f., dass die Pflanze mythologisch bedeut-
sam war und nach einem mythischen Träger
dieses Namens bezeichnet wurde (vgl. ebd. 3,
355), bleibt spekulativ. Der Hinweis auf einen
ähnlichen Vorgang beim PflN nhd. Mangold,
falls dieser tatsächlich durch Übertragung aus
dem ahd. PN Managold abstrahiert ist, hilft
auch nicht weiter.
Aus diesem Grund ist das VG des PflN viel-
mehr mit S. Ziegler, a. a. O. 184 zu mhd. medel
st.n. ‚Würmchen‘ zu stellen, das eine Dimi-
nutivbildung zu ahd. mado sw.m. ‚Made‘ (s. d.)
ist. Das Benennungsmotiv ist dabei die Ver-
wendung der Pflanze „als Heilmittel gegen
Parasiten“ (S. Ziegler, a. a. O. 185). Dasselbe
Element liegt auch im PflN mhd. medelwurz
st.f. ‚Wiesenknöterich‘ vor.
Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 945. – Lexer 1, 2068.
RS