mâg m. a-St., seit Anfang des 9. Jh.s
in LSF, T, OT, O, M und Gl.: ‚Verwandter;
affinis, cognatus, consanguineus, frater, pa-
rentela [= mâga], propinquus, proximus‘
〈Var.: -ch, -gh; -aihc〉. – Mhd. mâc st.m., mâ-
ge sw.m. ‚Blutsverwandter, -verwandte in der
Seitenlinie‘, frühnhd. mag m. ‚Blutsverwand-
ter, Heiratsverwandter, Untertan, Hintersasse‘,
nhd. veralt. Mage ‚Seitenverwandter, Verwand-
ter im Allgemeinen‘, dial. rhein. mag, nur in
Verbindungen wie mät mann en mag ‚mit
Kind und Kegel‘.
Ahd. Wb. 6, 6 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 579; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 750; Schützeichel⁷ 211; Starck-Wells
393; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 215; Seebold,
ChWdW9 550 f.; Graff 2, 629; Lexer 1, 2001; Früh-
nhd. Wb. 9, 1587 ff.; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 16
(affinis). 130 (cognatus); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 112
(cognatus). 464 (parentela); Dt. Wb. 12, 1435 f.; Klu-
ge²¹ 453; Kluge²⁵ s. v. Mage. – Müller, Rhein. Wb. 5,
720 f. – DRW 8, 1574.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. māg m. ‚Verwandter‘, mndd. māch, mage
m. ‚Verwandter, Seitenverwandter, „geborener
Freund“‘; frühmndl., mndl. maech, nndl. maag
‚Verwandter‘; afries. mēch m. ‚Verwandter,
Blutsverwandter‘; ae. mǣg m., me. mei ‚männ-
licher Verwandter‘; aisl. mágr, nisl., fär. má-
gur, adän. magh, ndän. maag, nnorw. måg,
aschwed. magher, nschwed. måg ‚Verwandter
durch Heirat‘; got. megs m. ‚Schwiegersohn‘: <
urgerm. *mēǥa-.
Das Wort ist wohl eine Vddhi-Bildung zu ur-
germ. *maǥu- m. ‚Sohn‘ (s. magazogo).
Gegen eine solche Ableitung hat Darms 1978:
81 ff. eingewendet, dass 1. der Ablautunter-
schied a : ē bei einer Vddhi-Bildung nicht vor-
komme, 2. eine Vddhi-Bildung zu einem ehe-
maligen u-St. keinen a-St., sondern einen wa-
St. ergeben hätte und 3. die semantische Ent-
wicklung schwierig sei, da bei urgerm. *maǥu-
als alte Bed. ‚Knabe‘ anzusetzen sei und nicht
‚Sohn‘.
Diese Schwierigkeiten liegen jedoch sämtlich
nur dann vor, wenn man von einer altererb-
ten Vddhi-Bildung ausgeht. Eine jüngere
Vddhi-Bildung könnte sich dagegen in Vo-
kalismus und in der Stammklasse nach urgerm.
*su̯ēǥura- ‚Schwager‘ (s. swâgur) gerichtet ha-
ben (so Kroonen, Et. dict. of Pgm. 361). Bei
einer Grundbed. ‚Sohn‘ ist auch die Bed.
,Verwandter‘ der Vddhi-Bildung unproble-
matisch.
Weitere Anbindungen sind demgegenüber
schwieriger:
1. Nach F. A. Wood, MPh 11 (1913–14), 316
ist urgerm. *mēǥa- mit der Wortsippe von ahd.
gimahalo ‚Ehemann‘ (s. d.) zu verbinden, wo-
bei vorurgerm. *mēko- ‚Verbindung, Überein-
stimmung‘ bedeutet habe. Dieser Anschluss ist
aber unzutreffend, da -h- in -mahal- auf ur-
germ. *-þl- (mit sekundärer Lautentwicklung
zu westgerm. *-χl-) zurückgeht.
2. H. Güntert, WuS 11 (1928), 127 möchte das
Wort mit lat. mactō ‚schlachte‘ verbinden,
wobei er für die Bed. auf lat. sexus ‚Geschlecht‘
: secō ‚schneide‘ verweist. Das lat. Verb gehört
aber wohl zu einer Wz. uridg. *meh₂k̂- ‚lang‘
(vgl. de Vaan, Et. dict. of Lat. 357), die kaum
zu einer urgerm. Form mit *ē führt, da hier eine
Vddhi-Bildung unbegründet bliebe.
3. Auch eine Verknüpfung mit den Verben
lit. gti ‚gefallen, mögen‘, lett. mêgt ‚tau-
gen, vermögen‘, die auf der Verbalwz. ur-
idg. *magh- ‚können, imstande sein‘ beruhen
(s. magan), wurde vorgenommen. Jedoch ist
eine solche Ableitung weniger wahrschein-
lich, da die ē-Stufe nur im Balt. bezeugt ist
und offenbar eine Neuerung darstellt.
4. D. Boutkan, HS 111 (1998), 122 f. geht von
einem Substratwort aus, eine bei Verwandt-
schaftsbezeichnungen kaum überzeugende An-
nahme.
Fick 3 (Germ.)⁴ 304; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 361; Tie-
fenbach, As. Handwb. 254; Sehrt, Wb. z. Hel.² 354; Berr,
Et. Gl. to Hel. 260; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2,
1, 881f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 1; VMNW s. v.
maech; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 947 ff.; Franck,
Et. wb. d. ndl. taal² 405; Suppl. 106; Vries, Ndls. et. wb.
419; Boutkan, OFris. et. dict. 251 ff.; Hofmann-Pop-
kema, Afries. Wb. 319; Richthofen, Afries. Wb. 917;
Holthausen, Ae. et. Wb. 210; Bosworth-Toller, AS Dict.
654; Suppl. 627; eMED s. v. mei n.; eOED s. v. †may n.¹;
Vries, Anord. et. Wb.² 375; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 662;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 619 f.; Holt-
hausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 190; Falk-Torp, Norw.-
dän. et. Wb. 1, 684 f.; Magnússon, Ísl. Orðsb. 598; Ordb.
o. d. danske sprog 13, 665; Bjorvand, Våre arveord² 772;
Torp, Nynorsk et. ordb. 415; NOB s. v. måg; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 1, 674; Svenska akad. ordb. s. v. måg
subst.¹; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 352; Lehmann, Gothic
Et. Dict. M-43. – O. Wiedemann, BB 28 (1904), 65; C. C.
Uhlenbeck, PBB 30 (1905), 302; Casaretto 2004: 65. –
Walde-Pokorny 2, 226 f. 256; Pokorny 707; LIV² 422.
S. magazogo.
RS