magad
Band VI, Spalte 15
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magad f. i-St., seit dem 8. Jh. in Gl., GP,
I, MF, WK, MH, O, N, Npg, OG, Ph, WH: ‚Jung-
frau, junge, unverheiratete Frau; caelebs, virgi-
nitas, virgoVar.: -c-; -gd-; -at, -it, -ed, -eth.
– Mhd. maget, magt st.f. (auch kontrahiert:
meit, mait) ‚Jungfrau, unfreies Mädchen, Die-
nerin, Magd‘, frühnhd. magd, meid f. ‚Mädchen
im Kindesalter, junge weibliche Person, Magd,
Jungfrau, Jungfrau Maria, das Sternbild Jung-
frau‘, nhd. Magd f. (auch in der mhd. kon-
trahierten Form Maid ‚Mädchen, junge Frau‘)
‚(veralt.) zur Verrichtung grober Arbeiten (bes.
von Haus- oder landwirtschaftlicher Arbeit) an-
gestellte weibliche Person, (veralt.) Jungfrau,
Mädchen‘.

Ahd. Wb. 6, 8 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 580; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 750; Schützeichel⁷ 212; Starck-Wells 393;
Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 216; Seebold,
ChWdW8 202; ders., ChWdW9 551; Graff 2, 630; Lexer
1, 2007 f.; 3, Nachtr. 307; Frühnhd. Wb. 9, 1590 ff.;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 622 (virgo); Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 713 (virginitas, virgo); Dt. Wb. 12,
1430 ff.; Kluge²¹ 453; Kluge²⁵ s. v. Magd; Pfeifer, Et.
Wb.² 822 f.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. magath st.f. ‚Jungfrau, junge Frau, Die-
nerin‘, mndd. māget f. ‚junges Mädchen,
Dienstmagd, Dienerin‘; andfrk. magith f.,
frühmndl., mndl. maget ‚Magd, junge Frau‘,
nndl. maagd ‚Magd, Dienerin‘ (daneben auch
in der kontrahierten Form mndl. meit ‚jun-
ge Frau, Mädchen‘, nndl. meid ‚Magd‘, For-
men, die eine unbezeugte Form mndl. *megit
voraussetzen); afries. (vielleicht ein Lehnwort
aus dem Mndl.) megeth, megith, maged, māgd,
meid f. ‚Mädchen, Jungfrau‘ (nwestfries. nur
in der Ableitung meide, meidzje ‚freien‘); ae.
mæg(e)þ f. ‚Mädchen, Jungfrau‘; got. magaþs
f. ‚Jungfrau‘: < urgerm. *maǥa/iþ(i)- f. Un-
klar ist die genaue Stammbildung, da im Ae.
und im As. ein Kons.st., in den anderen
Sprachen ein i-St. vorliegt. Häufig wird der
Kons.st. als der ältere angesehen (vgl. Bam-
mesberger 1990: 215; Rieken 1999: 91) mit
dann teilweise einzelsprachlichem Übertritt in
die i-St. Jedoch ist eine sekundäre Anleh-
nung an die ti-St. semantisch nicht einleuch-
tend, da diese in der Regel Abstrakta be-
trifft.
Anders gebildet sind aisl., nisl. mær, ndän. ,
nnorw. møy, nschwed. , got. mawi ‚Mäd-
chen‘ < urgerm. *maǥī/ō- ‚Mädchen‘ (vgl.
Krahe-Meid 1969: 3, § 75 [S. 73]).
Da die Wortbildung urgerm. *maǥa/iþ(i)- nicht
eindeutig ist, bleibt auch die genaue Ablei-
tungsgrundlage unklar. Es könnte sich ent-
weder um eine Ableitung mit dem Feminina
bildenden Suffix urgerm *-a/iþi- von urgerm.
*maǥu- m. ‚Sohn‘ (s. magazogo) (Kroonen, Et.
dict. of Pgm. 346 f. mit Hinweis auf mndl. -ede
in Wörtern wie graefenede ‚Gräfin‘ : grafe
‚Graf‘) handeln, eine Ableitung mit dem de-
nominale Ableitungen bildenden Suffix ur-
germ. *-þi- (Krahe-Meid 1969: 3, § 123, 5 [S.
156]) von einem unbezeugten urgerm. *maǥ-
a- n. ‚junge Weiblichkeit‘ (zum Typ vgl. ai.
yuvatí- ‚Jungfrau‘) oder auch eine Bildung di-
rekt aus der zugrunde liegenden Verbalwz. (s.
dazu magazogo).

Fick 3 (Germ.)⁴ 304; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 346 f.;
Tiefenbach, As. Handwb. 254; Sehrt, Wb. z. Hel.² 354;
Berr, Et. Gl. to Hel. 260; Lasch-Borchling, Mndd. Hand-
wb. 2, 1, 885 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 6; ONW
s. v. magith; VMNW s. v. maget¹; Verwijs-Verdam, Mndl.
wb. 4, 1022 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 405. 421;
Suppl. 106. 108; Vries, Ndls. et. wb. 419. 435; Et. wb.
Ndl. Ke-R 280. 328; Boutkan, OFris. et. dict. 253;
Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 320; Richthofen, Afries.
Wb. 917 f.; Fryske wb. 13, 165; Dijkstra, Friesch Wb.
2, 149; Holthausen, Ae. et. Wb. 210; Bosworth-Toller,
AS Dict. 657; Vries, Anord. et. Wb.² 399; Jóhannes-
son, Isl. et. Wb. 651; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog
2, 769; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 203; Falk-
Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 747 f.; Magnússon, Ísl.
Orðsb. 650; Nielsen, Dansk et. ordb. 294; Ordb. o. d.
danske sprog 14, 696 ff.; Bjorvand, Våre arveord² 771 f.;
Torp, Nynorsk et. ordb. 446 f.; NOB s. v. møy; Hellquist,
Svensk et. ordb.³ 1, 683; Svenska akad. ordb. s. v. ;
Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 339; Lehmann, Gothic Et.
Dict. M-2. – Bammesberger 1990: 114 f.; Lühr 2000:
289; Casaretto 2004: 153. 434 f.

Entsprechend gebildet sind wohl die Subst. mir.
ingen mac(c)dacht ‚Kindheit, frühe Jugend‘,
akorn. mahtheid, mkorn. maghteth, maghtyth
‚Jungfrau‘, bret. matez ‚Dienstmädchen‘, falls
diese auf urkelt. *maghot-aktā- beruhen (Irs-
linger 2002: 62 f.). In der mir. Form ist -c(c)-
dann durch air. macc ‚Sohn‘ verursacht.
Zu Weiterem s. magazogo.
Abzulehnen ist T. Vennemanns, ABäG 56
(2002), 1–16 Annahme eines Lehnworts aus
dem Semit., wobei das Suff. urgerm. *-- mit
dem ägypt. fem. Suff. -t- zu verbinden sei (in
ähnlicher Weise betrachtet auch D. Boutkan,
HS 111 [1998], 119 ff.; ders., ABäG 58 [2003],
11–27 die gesamte Wortsippe als nicht-idg.
Lehnwörter).

Walde-Pokorny 2, 228; Pokorny 696; Fick 2 (Kelt.)⁴ 198;
Deshayes, Dict. ét. du bret. 498.

S. magazogo.

RS

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