malaha
Band VI, Spalte 65
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malaha f. ō-St. (oder n-St.?), seit dem
9. Jh. in Gl. und bei O: ‚Tasche, Reiseta-
sche, Ranzen, Quersack, Mantelsack, Pack-,
Saumsattel; averta, cassidile, mantica, pe-
ra, sagma, sitarchia, sportella, zaberna
Var.: -lach-, -l(c)h-, -leh-, -li(c)h-. – Mhd.
malhe sw.f. ‚Ledertasche, Mantelsack‘, früh-
nhd. male f. ‚Ledertasche, Reisetasche‘.

Ahd. Wb. 6, 139 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 1225; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 754; Schützeichel⁷ 213; Starck-Wells
396; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 243 f.; Seebold,
ChWdW9 559; Graff 2, 720 f.; Lexer 1, 2018; 3, Nachtr.
308; Frühnhd. Wb. 9, 1653 f.; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
104 (cassidilis). 347 (mantica). 424 (pera). 538 (si-
starchia). 634 (zaberna); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 475
(pera).

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. malha f. ‚Tasche, Proviantbeutel, Sattelta-
sche‘, mndd. māle f. ‚Ledertasche, Reise-, Sat-
teltasche‘; andfrk. mala f., frühmndl., mndl.
male, nndl. maal ‚Tasche, Beutel‘: < urgerm.
*malχō(n)-.
Daneben steht ein Mask. urgerm. *malχa-, das
in aisl. malr m., nisl. malur ‚Sack, Tasche‘ (vgl.
ON nnorw. Mal- [etwa in Malangr], Mål- [etwa
in Målselven], aschwed. Mælir [< *malχia-])
fortgesetzt ist. Holthausens, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 191 Herkunftsbestimmung des aisl. Wor-
tes aus dem Mndd. ist wegen der ON, die dieses
Element aufweisen, unwahrscheinlich.
Aus dem Germ. stammt prov. mala, afrz. male,
nfrz. malle ‚Tasche, Beutel‘, woraus wiederum
me. māl(e) ‚Tasche, Beutel‘, ne. mail ‚Post(sen-
dung)‘ entlehnt wurde.

Fick 3 (Germ.)⁴ 316; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 351;
Tiefenbach, As. Handwb. 256; Wadstein, Kl. as. Spr.-
denkm. 206; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 891;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 13; ONW s. v. mala;
VMNW s. v. male¹; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4,
1057 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 406; Vries, Ndls. et.
wb. 419; eMED s. v. māl(e) n.²; eOED s. v. mail n.²;
Vries, Anord. et. Wb.² 377; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 681;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 631 f.; Holthau-
sen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 191; Magnússon, Ísl. Orðsb.
601.

Urgerm. *malχa-/ō(n)- < vorurgerm. *mól-
ko-/eh₂- hat in den anderen idg. Sprachen kei-
ne Vergleichsmöglichkeit.
Nahe scheint gr. (tarentin.?) μολγός m. ‚Sack
aus Rindsleder‘ zu stehen, das aber in seinem
Velar und der Akzentposition abweicht. Um die
beiden Wörter dennoch zu verbinden, wird das
gr. Wort als eine Entlehnung aus dem Thrak.
aufgefasst (vgl. u. a. Beekes, Et. dict. of Gr.:
„LW Thrac.“), wobei im Gr. das -k- der Ent-
lehnungsbasis durch -γ- ersetzt worden sei. Für
diesen Ersatz bleibt der Grund aber unklar.
Doch wird das gr. Wort auch mit got. balgs
‚Schlauch‘ in Verbindung gebracht, wobei an-
genommen wird, dass μολγός im Anlaut durch
gr. ἀμέλγω ‚melke‘ beeinflusst wurde. Ebenso
gut könnte aber auch der Anklang an gr. ἀμέλγω
das -γ- in μολγός verursacht haben.
Aufgrund dieser unklaren Lautverhältnisse hat
Furnée 1972: 126 die Wörter als Wanderwör-
ter angesehen, was in Anbetracht von ahd. sac
‚Sack‘ denkbar ist.
Semantisch wenig wahrscheinlich ist – bei ei-
ner Grundbed. ‚das Weiche‘ – eine Verbindung
mit gr. μαλακός ‚weich, sanft‘ und Rückfüh-
rung auf die Wz. uridg. *mol/h₂-k- (so Franck,
Et. wb. d. ndl. taal² 406).
Dagegen ist die Annahme von zwei uridg. Va-
rianten *melk- und *melg(h)- nicht weiter ab-
zusichern.

Walde-Pokorny 2, 308; Pokorny 747; Frisk, Gr. et. Wb.
2, 250; Chantraine, Dict. ét. gr.² 682; Beekes, Et. dict. of
Gr. 2, 962.

RS

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