mâsa f. n-St., seit dem Ende des 8. Jh.s
in Gl. und M: ‚Narbe, Wundmal; cicatrix, no-
ta, stigma‘ 〈Var.: -ss- (vgl. Weinhold [1867]
1985: § 156)〉. – Mhd. mâse sw.f. ‚Wundmal,
Narbe‘, frühnhd. mas f. ‚Fleck, Narbe, Wund-
mal, Strieme, Schandfleck, Makel, Schuld,
Verfehlung des Menschen‘, nhd. dial. schweiz.
mās f./m. ‚Fleck, Makel‘, els. mase f. ‚Mal,
blauer Fleck auf der Haut, nach einem ge-
waltsamen Stoß oder Druck, Flecken auf Obst,
besonders durch das Fallen hervorgerufen‘,
schwäb. mase f. ‚Schmutzfleck, (Mutter-)Mal‘,
bair. mâsen f. ‚Mal, Narbe an der Haut‘, kärnt.
måse f. ‚Narbe‘, tirol. mâse f. ‚Mal, Narbe‘,
pfälz. †mase f. ‚Wundmal, Fleck, Narbe‘.
Ahd. Wb. 6, 309 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 602; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 765; Schützeichel⁷ 217; Starck-Wells
403; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 290 f.; Seebold,
ChWdW8 207; ders., ChWdW9 571; Graff 2, 861; Lexer
1, 2056; 3, Nachtr. 310; Frühnhd. Wb. 9, 1927 ff.; Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 117 (cicatrix). 552 (stigma); Dt.
Wb. 12, 1698 f.; Kluge²¹ 464 f. s. v. Maser; Pfeifer, Et.
Wb.² 844 s. v. Maser. – Schweiz. Id. 4, 434 f.; Martin-
Lienhart, Wb. d. els. Mdaa. 1, 716; Fischer, Schwäb.
Wb. 4, 1511 f.; Schmeller, Bayer. Wb.² 1, 1658; Lexer,
Kärnt. Wb. 187; Schöpf, Tirol. Id. 426; Schatz, Wb. d.
tirol. Mdaa. 2, 417; Christmann, Pfälz. Wb. 4, 1206. –
Höfler 1899: 400 f.; Heyne 1899–1908: 3, 159; Riecke
2004: 2, 391 f.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. māse f. ‚Hautfleck, Wund-, Krankheits-
narbe‘ (daraus entlehnt in frühne. mase ‚Haut-
fleck‘, ndän. mase ‚Hautfleck, maseriger Teil
am Baum‘); frühnndl. (Kiliaan) mase (daneben
mit unetymologischer Schreibung ma[e]sche)
‚Fleck, Makel‘, nndl. maas- (in maashout,
maashornboom ‚Ahorn‘), dial. maese ‚Fleck‘:
< urgerm. *mēsōn- f.
Als Ableitungen eines ablautenden Stamms
urgerm. *mas- gehören ahd. masala ‚schwä-
rende Wunde, eitrige Schwellung, Krampfader‘
und masar ‚Auswuchs, Knorren, Beule, Ge-
schwulst‘ (s. dd.) hierher.
Die in der Literatur teils angeführten Formen
mhd. mûse, mndd. mūse f. ‚Wunde, Fleck‘, die
auf einer Ablautstufe urgerm. *mōs- beruhen
würden, lassen sich nicht weiter belegen, da sie
in sämtlichen mhd. und mndd. Wörterbüchern
nicht aufgelistet sind (afries. mōs- [in mōsdolch
‚Quetschwunde‘] ist jedenfalls nicht mit dieser
Sippe zu verbinden, da das VG etymologisch
wohl zu ahd. muos ‚Essen, Brei‘ [s. d.] gehört;
vgl. Griepentrog 1995: 308). Daher braucht das
Wort wegen eines Ablauts urgerm. *-a- : *-ē- :
*-ō- nicht als Substratwort angesehen werden
(so D. Boutkan, ABäG 52 [1999], 18).
Fick 3 (Germ.)⁴ 318; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 366 f.;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 921; Schiller-Lüb-
ben, Mndd. Wb. 3, 41; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4,
1202; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 417 s. v. mazelen;
Vries, Ndls. et. wb. 432 s. v. mazelen; Et. wb. Ndl. Ke-R
320 s. v. mazelen; eOED s. v. †mase n.; Ordb. o. d. dan-
ske sprog 13, 1043.
Urgerm. *mēsōn- hat ebenso wie die ablautende
Form urgerm. *mas- keine Entsprechungen in
den anderen idg. Sprachen, wenn die zugrunde
liegende Wz. tatsächlich mit *m anlautet. In
dem Fall ergäbe sich eine Wz. uridg. *meh₁s-,
ablautend *mh₁s- (mit analogischer Resyllabifi-
zierung anstelle von *h₁s-) ‚Schwiele, Beule‘.
Hatte die Wurzel aber eine s-mobile-Varian-
te, besteht eine Anknüpfungsmöglichkeit an die
Verbalwz. uridg. *smeh₁- ‚streichen, reiben‘
(vgl. gr. σμῶ ‚reibe ab, wische ab‘ und σμῆ-
μα ‚Salbe‘); dabei wäre eine metonymische
Übertragung von ‚(Wund-)Salbe‘ auf die be-
schmierte Hautstelle eingetreten, die eine Pa-
rallele in dem ebenfalls mit dieser Wz. zu
verbindenden lat. Wort macula f. ‚Fleck, Mal‘
(< *smh₁-tleh₂-) hat. Für das Germ. wäre dann
von einem s-St. uridg. *[s]méh₁-s- : [s]mh₁-és-
oder *[s]méh₁-os- : [s]mh₁-s- auszugehen (oder
von einer sonst nicht bezeugten Wz.-Erwei-
terung?), von dem sowohl urgerm. *mēsōn- als
auch *mas- abgeleitet wären.
Ältere Verbindungen (mit aksl. mozolь ‚Strie-
men, Schwiele‘, gr. μώλωψ ‚Striemen, blutun-
terlaufene Stelle‘, gr. μῶμος ‚Tadel, Vorwurf,
Schandfleck‘ oder gr. ἄορ ‚Schwert‘) sind
sämtlich semantisch oder lautlich nicht mög-
lich.
Walde-Pokorny 2, 300. 685; Pokorny 966; LIV² 568;
Frisk, Gr. et. Wb. 2, 748; Chantraine, Dict. ét. gr.² 992;
Beekes, Et. dict. of Gr. 2, 1366 f.; Walde-Hofmann, Lat.
et. Wb. 2, 5 f.; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 376; de Vaan,
Et. dict. of Lat. 357 f.; Thes. ling. lat. 8, 24 ff.
RS