maska f. n-St., masko m. n-St., seit dem
9. Jh. in Gl.: ‚Masche, Schlinge, Netz; cassis,
claustra linea, macula, plaga, rete, retia, sub-
tile, trica‘ 〈Var.: -sc-, -ssc-, -sg-, -sch-〉. –
Mhd. masche sw.f. ‚Masche, Schlinge‘, früh-
nhd. masche f./n. ‚Masche eines Gewebes,
Loch zwischen zwei Gewebefasern, Maschen-
weite, Netz, Schlinge, Fessel, Falle, (metapho-
risch) Kolik, Bauchgrimmen‘, nhd. Masche f.
‚Schlinge aus Garn, Draht o. Ä., die beim Stri-
cken oder Häkeln oder durch Verknüpfen ent-
steht, (öster., schweiz.) Schleife, (ugs.) überra-
schende, schlaue Vorgehensweise, Trick‘ (da-
neben wird im Dt. Wb. 12, 1694 auch eine
seltene „nebenform mäsch, mesch“ n. ange-
führt).
Ahd. Wb. 6, 313 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 602; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 765 f.; Schützeichel⁷ 217; Starck-Wells 403.
XLIV; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 292 f.; See-
bold, ChWdW9 571; Graff 2, 877; Lexer 1, 2056; Früh-
nhd. Wb. 9, 1931; Dt. Wb. 12, 1694 f.; Kluge²¹ 464;
Kluge²⁵ s. v. Masche¹; Pfeifer, Et. Wb.² 843 f.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
as. maska f. ō-St. ‚Masche, Schlinge‘, masko
m. n-St. ‚Schlinge‘, mndd. masche f. ‚Masche,
Garnschlinge des Fischnetzes‘; mndl. (BN)
masch, nndl. dial. maske, masche ‚Masche‘;
nwestfries. mesk ‚Masche‘; ae. (nur nom.pl.
und dat.pl.) max und maxum, die wohl auf ei-
nen nom.sg. *mæsc → *masc n. ‚Masche, Netz‘
weisen (mit -a- analogisch nach den obliquen
Pl.-Kasus; zur Metathese von -s- vgl. Hogg
1992: 298), me. mask(e) (neben masce), ne.
mask ‚Masche eines Netzes‘ (die me. und ne.
Wörter könnten auch Entlehnungen aus dem
Nordgerm. sein): < urgerm. *maska/ō-.
Daneben steht im Nordgerm. eine abweichende
Bildung: aisl. mǫskvi m., mǫskun f., nisl. mösk-
vi, fär. meskur, ält. ndän. mask(e), ndän. maske,
nnorw. (nn.) maske, moske, aschwed., nschwed.
maska ‚Masche‘: < nordgerm. *masku̯a/ōn-.
Eine Var. mit Langvokal erweisen westf. māskǝ
‚Masche, Kettenglied‘, rhein. mārš, māǝš, mǭš
(-ǭǝ-, -ø̨̄-) ‚Masche beim Stricken, Glied einer
Kette‘ (dazu R. Damme [Westf. Wb.] per mail
vom 15. Oktober 2014: „die Form mit altem,
langen a begegnet vor allem im Westen [Alt-
kreise Borken Recklinghausen Gelsenkirchen
Bochum Dortmund Unna Ennepe-Ruhr Hagen
Iserlohn (hier auch in der Bedeutung ‚Ket-
tenglied‘)] sowie vereinzelt in Soest Arnsberg
Meschede Waldeck. Dieses Gebiet schließt an
ein im Rheinischen Wörterbuch [5, 920] be-
schriebenes Gebiet Gummersbach Siegerland
an. Jüngere Quellen scheinen Kürze zu bevor-
zugen“) (wegen dieses Belegs wird teilweise
auch die as. Form mit Langvokal angesetzt);
mndl. masce (neben maesce, maessce, masche,
maersce), nndl. maas ‚Masche‘: < westgerm.
*māska- (zu me., ne. mesh s. u.).
Einmal belegt ist die Form ae. mǣ̆scre f.
‚Masche‘ (die Quantität des Vokals ist nicht
gesichert), das morphologisch undurchsichtig
bleibt (< westgerm. *msk-rō-?), da die Funk-
tion des Suffixes urgerm. *-rō- (vgl. dazu Kra-
he-Meid 1969: 3, § 81) hier unklar ist; aus dem
im Me. selbst nicht belegten Fortsetzer stam-
men mlat. (nur in engl. Quellen bezeugt) masc-
ra, maskara, maskera ‚Masche eines Netzes‘
(ab 1292).
Die Zuordnung der engl. Formen me. mesh
‚Masche eines Netzes‘, ne. mesh ‚Masche (im
Netz), Netz, Geflecht, Ineinandergreifen (von
Zahnrädern), Eingriff, Schlinge, Siebweite, Ma-
schenweite, Vieleckschaltung‘ (daneben auch
frühne. mass, ne. veralt. mast) ist unklar. Sie
können entweder aus dem Mndl. entlehnt sein,
wie das häufiger bei Fischertermini der Fall ist,
oder auf eine nicht belegte Form ae. *mǣsc,
(angl.) *mēsc (mit frühme. Kürzung des Vo-
kals) zurückgehen (zu einer Diskussion dazu
vgl. eOED s. v. mesh n. [and adj.]).
Der Unterschied im Vokalismus ist nicht si-
cher erklärt. Schwierig ist die Annahme einer
Vddhi-Bildung (das Wort ist auch nicht bei
Darms 1978 aufgeführt). Kroonen, Et. dict. of
Pgm. 357 nimmt Einfluss von urgerm. *mē-
sōn- ‚Fleck‘ an, da die Fortsetzer von urgerm.
*mēsōn- und urgerm. *maska/ō- ab und zu ver-
wechselt werden.
Fick 3 (Germ.)⁴ 318; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 356 f.;
Tiefenbach, As. Handwb. 263; Wadstein, Kl. as. Spr.-
denkm. 207; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 920;
Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 41; Verwijs-Verdam,
Mndl. wb. 4, 1201 f.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 407;
Suppl. 106; Vries, Ndls. et. wb. 421; Et. wb. Ndl. Ke-R
283; Fryske wb. 13, 204 f.; Dijkstra, Friesch Wb. 2, 155;
Holthausen, Ae. et. Wb. 212. 215; Bosworth-Toller, AS
Dict. 671; eMED s. vv. mask(e), mesh n.; eOED s. vv.
mask n.¹, †mass n.³, mast n.³, mesh n. (and adj.); Vries,
Anord. et. Wb.² 402; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 678; Fritz-
ner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 774 f.; Holthausen,
Vgl. Wb. d. Awestnord. 205; Magnússon, Ísl. Orðsb. 654;
Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 703; Nielsen, Dansk et.
ordb. 281; Ordb. o. d. danske sprog 13, 1047 f.; Bjor-
vand, Våre arveord² 723 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 434;
NOB s. vv. maske, moske; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1,
635; Svenska akad. ordb. s. v. maska subst.
Die urgerm. Formen ergeben keine gemein-
same Vorform. Sie können verglichen werden
mit lit. mãzgas ‚Knoten, zugezogene Schlin-
gen‘, lett. mazgs ‚Knoten‘, toch. A masäk, B
meske* ‚Verbindung, Kette, Sandhi‘ < uridg.
*mosgo-. Es ist eine Ableitung von der Ver-
balwz. *mesg- ‚knüpfen‘, die in lit. megzti
‚knoten, knüpfen, stricken‘, lett. megzt ‚stri-
cken‘ (< uridg. *mésg-e/o-) auftritt.
Güntert 1914: 147 f. stellt auch gr. μόσχος m.
‚Pflanzentrieb, Schössling, Steckling‘ hinzu,
das aber aus lautlichen Gründen besser fern
bleibt.
Walde-Pokorny 2, 301; Pokorny 746; Frisk, Gr. et. Wb.
2, 259; Chantraine, Dict. ét. gr.² 688; Beekes, Et. dict. of
Gr. 2, 970 f.; Trautmann, Balt.-Slav. Wb. 172; Fraenkel,
Lit. et. Wb. 1, 436 f.; ALEW 1, 629; Mühlenbach-End-
zelin, Lett.-dt. Wb. 2, 572. 591; Karulis, Latv. et. vārd. 1,
586; Adams, Dict. of Toch. B² 2, 506. – A. Walde, ZVSp
34 (1897), 514.
RS