mast² f. i-St., seit dem 10./11. Jh. in Gl.
und Npg: ‚Mast, Mästung, Fütterung, (adj.) fett;
pastura, pinguis, sagina‘. Das Subst. wird im
Ahd. Wb. nicht eigens aufgeführt, sondern ist
im Ahd. Wb. 6, 509 f. unzutreffend unter mestî
‚Mästung‘ (s. d.) eingeordnet; zum Ansatz mast
vgl. jedoch von Gadow 1974: 37 und Schlech-
ter 1993: 323; zum Genus im Ahd. vgl. Splett,
Ahd. Wb. 1, 603. – Mhd. mast st.m./f./n. ‚Be-
fruchtung, Benetzung, Futter, Frucht, Eichel-
mast, Mastrecht‘, frühnhd. mast f. ‚Mästung,
Fütterung, Mast, Weidung (von Schweinen) in
eichel- und bucheckernbesäten Wäldern, Ei-
chel-, Eckernmast‘, mast adj. ‚fett, feist (von
Menschen), faulig, mürbe (von Holz)‘, nhd.
Mast f. ‚das Mästen bestimmter, zum Schlach-
ten vorgesehener Haustiere, (Jägersprache)
Nahrung, wie Insektenlarven, Wurzeln o. Ä.,
die sich Wildschweine aus der Erde wühlen,
(Forstwirtschaft) aus Eicheln, Bucheckern be-
stehender Ertrag eines Jahres‘.
Splett, Ahd. Wb. 1, 603; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 766;
Schützeichel⁷ 217; Starck-Wells 403. 826; Schützeichel,
Glossenwortschatz 6, 294; Graff 2, 882; Lexer 1, 2058;
Frühnhd. Wb. 9, 1973 f.; Dt. Wb. 12, 1712 f.; Kluge²¹
466; Kluge²⁵ s. v. Mast²; Pfeifer, Et. Wb.² 846 f. – E.
Seebold, FS Knobloch 1985: 445.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
mndd. mast f. ‚Schweinemast, Austrieb der
Schweine in den Eichen- oder Buchenwald‘: <
westgerm. *masti- f.
Daneben erscheint ein m. a-St. westgerm.
*masta- in ae. mæst m. ‚Mast, Mästung‘, me.
mast (frühme. auch mæste), ne. mast ‚Eichel-
mast, Schweinemast mit Eicheln‘.
Nicht ganz gesichert, aber wahrscheinlich am
ehesten Mask. sind mndl. mast (maest) ‚Füt-
terung, Schweinemast‘, nndl. (veraltet) mast
‚Mast‘: < westgerm. *masta-.
Das fem. Genus könnte im Dt. und Mndd.
sekundär zur Homonymendifferenzierung von
urgerm. *masta- ‚Mast‘ (s. mast¹) aufgekom-
men sein.
Fick 3 (Germ.)⁴ 318; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 357;
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 922; Verwijs-
Verdam, Mndl. wb. 4, 1209; Franck, Et. wb. d. ndl. taal²
416. 426 (s. v. mesten); Vries, Ndls. et. wb. 431; Et. wb.
Ndl. Ke-R 340 (s. v. mesten); Holthausen, Ae. et. Wb. 212;
Bosworth-Toller, AS Dict. 662; eMED s. v. mast n.²;
Klein, Compr. et. dict. of the Engl. lang. 2, 945; eOED
s. v. mast n.².
Die germ. Formen gehören zur Verbalwz.
uridg. *masd- ‚fett sein, werden‘ (zum Ansatz
mit *-a- vgl. Klingenschmitt 1982: 218 Anm.
74), die in ai. médyati ‚wird fett, ist fett‘ (<
*masd-i̯é/ó-), medáyati ‚macht fett‘ (< *mosd-
éi̯e/o-) fortgesetzt ist; vgl. auch das neuge-
bildete Nasalpräs. alb. man ‚mästen‘ (< *masd-
n-i̯e/o-). Urgerm. *masta- hat dabei eine un-
mittelbare Entsprechung in gr. μαζός (dor.
μασδός) m. ‚Brust, Brustwarze, Mutterbrust‘ (<
uridg. *masd-o-; zu diesem Wort gehört auch
ahd. manzo ‚[Mutter-]Brust‘ [s. d.]); nicht ge-
sichert ist, ob auch alb. (geg.) madh m. ‚Mais-
mehlbrei, der mit siedendem Rahm oder mit
Butter und Käse zubereitet wird‘ aus *masd-o-
stammt, da das Wort auch Ableitung von der
Wz. uridg. *mad- ‚nass sein, werden‘ (oder so-
gar *med- ‚voll, satt werden‘) sein kann.
Andere Bildungen zur Wz. sind: ai. médas- n.
‚Fett, Schmelzbutter, Mark‘ (< *másd-e/os-),
mastu- n. ‚saurer Rahm‘ (< *másd-tu-); jav.
azdiia- ‚fett, wohlgenährt‘ (auch in anazdiia-
‚nicht fett‘) (< *sd-[i]i̯o-); air. mát f.
‚Schwein‘ (< *māsd-eh₂-; die Länge des air.
Wortes ist nicht ganz gesichert).
Semantisch nahestehend sind weiterhin air.
mes(s) m. ‚Eichelmast, Mastfutter, Baum-
frucht‘, mkymr., abret., mbret., nbret. mes,
mkorn. mesen ‚Eicheln‘. Die Wörter könnten
uridg. *mesd-tu- fortsetzen; jedoch werden sie
häufiger als *med-tu- zur Wz. uridg. *med-
‚voll, satt werden‘ gestellt.
Auch lat. māiālis m. ‚kastrierter Eber‘, das von
Schrijver 1991: 143 auf *masdi-āli- zurück-
geführt wird (abweichend Hill 2003: 193 f.:
Ableitung von *sd-[i]i̯o-) bleibt wegen der
unklaren Lautentwicklung von *-sdi- unsicher.
Dagegen will Hill 2003: 186–196 diese Wör-
ter sämtlich zur Verbalwz. *med- ‚voll, satt
werden‘ (das er näher als ‚[den Magen] fül-
len‘ bestimmt) stellen. Er geht dabei (unter der
Annahme, dass die Folge uridg. *d + d im
Germ. *-st- ergibt) von einer Vorform uridg.
*d-dh₃ó- ‚üppige Fütterung, Mästung‘ mit
Umgestaltung zu *mod-dh₃ó- aus. Die ange-
nommene Entwicklung ist jedoch unsicher
(Kritik dazu auch bei Kroonen, Et. dict. of
Pgm. 357).
Walde-Pokorny 2, 231 f.; Pokorny 694 f.; LIV² 422; NIL
461 f.; Mayrhofer, KEWA 2, 607 f. 683 f.; ders., EWAia
2, 336. 376 f.; Bartholomae, Airan. Wb.² 229; Frisk, Gr.
et. Wb. 2, 183; Chantraine, Dict. ét. gr.² 646; Beekes, Et.
dict. of Gr. 2, 890. 912; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2,
13; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴ 379; de Vaan, Et. dict.
of Lat. 359; Thes. ling. lat. 8, 152; Demiraj, Alb. Et. 250;
Fick 2 (Kelt.)⁴ 215; Matasović, Et. dict. of Proto-Celt.
268 f.; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. M-1. 43; Dict. of
Irish M-69. 110; Dict. of Welsh 3, 2438; Deshayes, Dict.
ét. du bret. 506.
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