maz n. a-St., seit dem 9. Jh., in MB,
Npg, O, PfB, RB und Gl.: ‚Speise, Essen, Mahl-
zeit; esca, panis‘ 〈Var.: -zz-〉. Der bei Schütz-
eichel, Glossenwortschatz 6, 298 aufgeführte
Beleg ist laut A. Nievergelt (schriftlich) zu
streichen; die durch Abschrift korrumpierte
Zeile lautete wohl citharam . genus instrumenti
musici, wobei in lat. musici das „u vermutl. vom
Kopisten als cc-a missverstanden“ worden ist.
– Mhd. maz (-z[z]es) st.n. ‚Speise, Mahl, Mahl-
zeit‘, frühnhd. mas n. (vereinzelt f.) ‚Speise,
Leib Christi (als Brot des Abendmahls)‘, nhd.
dial. schweiz. mass n. ‚breiartiges Futter für
Hühner, Bissen, Bisschen (Speise)‘, bair. maß
‚Speise‘. Ansonsten findet sich das Wort im
Nhd. noch verbaut in Messer (s. mezzisahs) und
in aus dem Mndd. entlehntem Mettwurst ‚(ge-
räucherte) Wurst aus gewürztem Hackfleisch
vom Rind oder Schwein‘, dessen VG Mett- die
Entsprechung zu ahd. mezzi ‚Speise‘ (s. d.) ist.
Ahd. Wb. 6, 321; Splett, Ahd. Wb. 1, 604; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 766; Schützeichel⁷ 217; Starck-Wells
404; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 298; Seebold,
ChWdW9 572; Graff 2, 904; Lexer 1, 2063; 3, Nachtr.
311; Frühnhd. Wb. 9, 1930 f.; Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb.
228 (esca). 462 (panis); Dt. Wb. 12, 2149; Kluge²¹ 476
(s. v. Messer); Kluge²⁵ s. v. Messer; Pfeifer, Et. Wb.²
864 f. (s. v. Messer). – Schweiz. Id. 4, 444; Schmeller,
Bayer. Wb.² 1, 1661 f. – Braune-Reiffenstein 2004: § 170
Anm. 1 (S. 169).
Unter der naheliegenden Annahme, dass das
Wort im Ahd. sekundär von den i-St. in die
a-St. übergetreten ist, entsprechen in den an-
deren germ. Sprachen: as. mat n., meti m. ‚Spei-
se‘; afries. met(e), meit m. ‚Speise‘, saterfries.
mät n. ‚Mett, Wurstfleisch‘; ae. mete m., me.
mēte (neben met, methe, meate, meit[e], mette,
meitte, mate, [frühme.] mæte) ‚Speise, Nah-
rung‘, ne. meat ‚Fleisch‘; aisl. matr m., nisl.,
fär. matur, run.-dän. (gen.sg.) mataR, ält. ndän.
mat, ndän. mad, nnorw. mat, aschwed. mater,
nschwed. mat ‚Speise‘; got. mats m. ‚Speise‘: <
urgerm. *mati-. Damit entfällt das noch von
Hill 2003: 195 angenommene Nebeneinander
eines urgerm. a- und i-St. *mata- und *mati-.
Daneben steht auch ein m. ja-St. urgerm. *mat-
i̯a- ‚Speise, Essen‘ (s. mezzi).
Urgerm. *mati- ist, wie zuletzt ausführlich von
J. A. Harðarsson, HS 108 (1995), 225 Anm. 53
(mit älterer Literatur) und in dessen Nachfolge
auch LIV² 423 begründet wurde, eine Ableitung
von der Verbalwz. urgerm. *mete/a- ‚messen‘
(s. mezzan), urspr. ‚zumessen‘. Das Subst., ein
urspr. Nomen resultativum in der Bed. ‚Zuge-
messenes‘ (neben einem Nomen actions in der
Bed. ‚das Zumessen‘ < uridg. *mod-i-) erfuhr
eine Bedeutungsspezialisierung über ‚Anteil‘
zu ‚Speise‘.
Fick 3 (Germ.)⁴ 305; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 358;
Tiefenbach, As. Handwb. 263. 270; Sehrt, Wb. z. Hel.²
368. 377 f.; Berr, Et. Gl. to Hel. 268. 278; Hofmann-Pop-
kema, Afries. Wb. 327; Richthofen, Afries. Wb. 927; Fort,
Saterfries. Wb. 134; Holthausen, Ae. et. Wb. 220; Bos-
worth-Toller, AS Dict. 681; Suppl. 636; Suppl. 2, 47;
eMED s. v. mēte n.¹; eOED s. v. meat n.; Vries, Anord. et.
Wb.² 380; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 652; Fritzner, Ordb.
o. d. g. norske sprog 2, 657 f.; Holthausen, Vgl. Wb. d.
Awestnord. 192; Magnússon, Ísl. Orðsb. 609; Falk-Torp,
Norw.-dän. et. Wb. 1, 688; Nielsen, Dansk et. ordb. 277;
Ordb. o. d. danske sprog 13, 729 ff.; Bjorvand, Våre
arveord² 724 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb. 414; NOB s. v.
mat; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1, 636; Svenska akad.
ordb. s. v. mat subst.²; Feist, Vgl. Wb. d. got. Spr. 348;
Lehmann, Gothic Et. Dict. M-35.
Wie von J. A. Harðarsson, HS 108 (1995), 207–
225 gezeigt wurde, kann urgerm. *mati- aus
semantischen und morphologischen Gründen
nicht mit der Wortsippe um aisl. mettr ‚satt‘
verbunden werden (ebd., S. 225: „Alle sinnvoll
erscheinenden Versuche, dieses Adjektiv mit
der Sippe von germ. *mati- „(Fleisch-)Speise“,
*matja- „essen“ usw. zu verknüpfen, dürfen als
mißlungen betrachtet werden. Es handelt sich
vielmehr um eine Gleichklangetymologie. Das
Adj. an. mettr ist von der besagten Wortsippe
etym. zu trennen.“). Aus diesem Grund ist auch
die alternative Etymologie für urgerm. *mati-,
die noch von Kroonen, Et. dict. of Pgm. 358 und
ebenso von Hill 2003: 186–196 vertreten wird,
nämlich die Anbindung an die Verbalwz. uridg.
*med- ‚voll werden, satt werden‘ abzulehnen.
Denn zu dieser Wz. gehört sicher aisl. mettr als
ehemaliges Part.Prät. eines verlorengegange-
nen Kaus. urgerm. *mati̯e/a- ‚sättigen‘.
Aus semantischen Gründen kommt für urgerm.
*mati- auch nicht die Wz. uridg. *mad- ‚nass
sein/werden‘ (vgl. dazu LIV² 421) in Frage (in
der älteren Forschung wurde nur eine Wz. ur-
idg. *mad- bzw. *med- angenommen, deren
Bed. sich von ‚nass sein‘ über ‚voll sein‘ zu
‚satt werden‘ entwickelt hätte).
Walde-Pokorny 2, 230 ff. 259f.; Pokorny 694 f. 705 f.;
LIV² 423. – H. Karstien, FS Behagel 1924: 289–323; J.
A. Harðarsson, HS 108 (1995), 207–235.
RS