medila*
Band VI, Spalte 228
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medila* f. ō(n)-St., in Gl. 3,645,29
(Clm. 14584, letztes Viertel des 13. Jh.s, bair.).
666,14 (Innsbruck, UB 711, 13. Jh.): ‚Pflug;
aratrumVar.: -el-. Belegt sind nur Formen
mit -el-, die bereits die beginnende Nebensil-
benschwächung zeigen.

Ahd. Wb. 6, 330 (auch 5, 620 f. s. v. languuid); Splett,
Ahd. Wb. 1, 1225; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 768; Schütz-
eichel⁷ 218; Starck-Wells 404; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 6, 302; Bergmann-Stricker, Katalog Nr. 287.
600 (I).

In den anderen germ. Sprachen gibt es keine
genauen Entsprechungen. Eine Möglichkeit ist
der Ansatz einer Form urgerm. *maþ-ilō(n)-;
eine nach der 2. Lautverschiebung erfolgte Ent-
lehnung aus einer mlat. Fortsetzung von lat.
mateola ‚Werkzeug zum Einschlagen in die
Erde, Ramme‘, die in vulg.lat. Lautung etwa die
Form /madela/ gehabt haben dürfte (Lenierung
der intervokal. Tenuis, Monophthongierung des
suffixalen Diphthongs), ist ebenso möglich,
zumal das ahd. Wort nur (spät)ahd./mhd. belegt
ist.
Semantisch nahestehendes ae. mattuc, meattoc
‚Harke, Forke, Dreizack‘ > ne. mattock (Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 216; Bosworth-Toller, AS
Dict. 672; Suppl. 633; eOED s. v. mattock n.)
ist wohl kein Erbwort (es wäre verschobener
Dental und keine Geminate zu erwarten oder
aber n-Gemination [Kluges Gesetz] und an-
schließende sekundäre Suffigierung), sondern
am ehesten aus mlat. *matteuca übernommen.
Die Erklärung als Komp. „*mati-tōka- […]
‚Speisenberührer, Speisenaufnehmer‘“ (Bam-
mesberger 1979: 96 f.) überzeugt von der Bed.
her nicht, da in der Regel das Wort ein Gerät
der Feldarbeit bezeichnet. Bei den im Kelt.
belegten Formen wie ir. matóg, kymr. matog,
schott.-gäl. màdog ‚Hacke‘ u. Ä. handelt es sich
um Entlehnungen aus dem Ae. bzw. Me.
Ist das ahd. Wort aber ein Erbwort urgerm.
*maþ-ilō(n)-, können weitere Etyma aus dem
Ai., Lat. und Slaw. angeschlossen werden, de-
nen allen eine Form uridg. *(H)mot(h₂)-(i)- zu-
grunde liegt. Diese Bildung gehört entweder
zur Wz. uridg. *met- ‚abmessen‘ (deren Bed.
sich dann im Lat. zu ‚raffen, ernten‘ und im
Balt. und Slaw. zu ‚werfen‘ entwickelt haben
müsste) oder zu *meth₂- ‚wegreißen‘ oder es
ist mit einer Wz. uridg. *h₂met- ‚mähen‘ o. ä.
zu rechnen. Hierzu gehören o. g. lat. mateo-
la ‚Ramme‘ (< vorlat. *mati-ul-ā-), Dimin. zu
*mat(t)eā- (> span. maza ‚Kolben‘), *mattiūca
‚dss.‘ > rum. măciucă, frz. massue. Der früher
bisweilen vorgenommene Ansatz einer eigenen
Wz. uridg. *mat- ist nicht nötig. Im Lat. kann
dann ausgehend von einer Wz. uridg. *h₂met-
und bei Annahme der Gültigkeit der Lex Rix
auch für das Lat. mit einer Entwicklung vorurit.
*h₂t-í- > *amti- und anschließendem Aus-
gleich zu *mati- nach dem etym. zugehörigen
Verb lat. metere gerechnet werden (B. Vine,
MSS 65 [2011], 276 f.).
Aus dem Slaw. sind zugehörig: aksl. motyka f.
‚Hacke‘, russ., ukrain. motýka f. ‚dss.‘, bulg. mo-
tíka f. ‚dss.‘, serb., kroat. mòtika f. ‚dss.‘, slo-
wen. motȋka f. ‚dss.‘, tschech., slowak., poln.,
osorb. motyka f. ‚dss.‘, ndsorb. mótyka ‚dss.‘ <
urslaw. *mat-ūkā-, daneben auch ndsorb. mó-
tyja f. ‚dss.‘ < urslaw. *mat-ūā- und russ. dial.
motýga f. ‚dss.‘ < urslaw. *mat-ūgā-. Die früher
mitunter (und auch jetzt wieder bei Orel 2011:
2, 295) erwogene Erklärung des slaw. Worts als
Entlehnung aus dem vulg.lat. Fortsetzer von
*mattiūca ist schon aufgrund der allgemeinen
Verbreitung des Wortes im Slaw. abzulehnen
und bleibt auch lautlich schwierig. Aus dem
Poln. oder Wruss. ist das Wort als lit. matìkas
m., matika, motika f. ‚dss.‘ entlehnt worden.
Das Ai. hat wieder ein anderes Suff.: ai. matyà-
n. ‚Egge, Kolben‘ (< uriiran. *mat-ía-) und die
cvi-Bildung matī-kta- ‚geeggt, gewalzt‘, urspr.
‚mit der Egge gemacht‘ (< uriiran. *mat-iH- <
uridg. Instr. *mot-ih₁-).

Walde-Pokorny 2, 229; Pokorny 700; LIV² 442 f.; Mayr-
hofer, KEWA 2, 565 f.; ders., EWAia 2, 297; Walde-Hof-
mann, Lat. et. Wb. 2, 49; Ernout-Meillet, Dict. ét. lat.⁴
389; de Vaan, Et. dict. of Lat. 366 f. (mateola); Thes. ling.
lat. 8, 435 (mateola¹). 891 (mat[t]eola); Niermeyer,
Med. Lat. lex.² 2, 863 (matia); Du Cange² 5, 305 (ma-
tia¹); Körting, Lat.-rom. Wb.³ Nr. 6000 (mat[t]ea). 6001
(mat[t]eola); Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 5425.
5425a. 5426; Wartburg, Frz. et. Wb. 6, 1, 467 (mateola).
507 ff. (*mattea). 513 ff. (*matteūca); Trubačëv, Ėt.
slov. slav. jaz. 20, 79 ff.; Derksen, Et. dict. of Slav. 327;
Et. slov. jaz. staroslov. 494; Bezlaj, Et. slov. slov. jez. 2,
197; Snoj, Slov. et. slov.² 417; Vasmer, Russ. et. Wb. 2,
165; ders., Ėt. slov. russ. jaz. 2, 665; Schuster-Šewc,
Hist.-et. Wb. d. Sorb. 957; Fraenkel, Lit. et. Wb. 1, 415;
ALEW 1, 620; Dict. of Irish M-71; Dict. of Welsh 2375. –
Skardžius 1931: 135; Puşcariu 1975: 86 f.; Schrijver
1991: 460; Machek 1997: 375; Orel 2011: 2, 295 f.;
Rejzek 2015: 431.

HB

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