meidamsporo
Band VI, Spalte 232
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meidamsporo ? m. an-St., Gl. 3,150,8
(in 2 Hss., 12. und 12. oder 13. Jh.). 8/9 (12.
oder 14. Jh.). 9. 10 (beide Anfang des 13. Jh.s)
und Gl. in Erlangen, Ms. 396 (13. Jh.), alle im
SH: ‚Haspel, Garnspule; mataxa [= metaxa]‘.
Das Komp. ist nur im Nom.Sg. überliefert. Die
bei Diefenbach, Gl. lat.-germ. 351 verzeich-
neten weiteren ahd. Interpretamente für lat.
metaxa ‚rohe Seide, Seidengespinst, Seil‘, mlat.
noch ‚Polsterung‘ (vgl. Georges 1913: 2, 904;
Niermeyer, Med. Lat. lex.² 2, 881), legen auch
für meidam-sporo eine Bed. ‚Garnspule‘ nahe.
Das VG des Komp. ist unklar. Splett, Ahd. Wb.
1, 621, der das Wort unter der Wortfamilie
mîdan ‚meiden, ausweichen‘ einordnet, erwägt
einen Zusammenhang mit wolla-meit ‚Spinn-
rocken‘, eigtl. ‚Wollstab‘ (s. d.). Das HG -meit
stellt sich u. a. zu aisl. meiðr m. ‚Baum, Balken‘
< urgerm. *maþa- < vorurgerm. *Hmóth₂o-
(einen Ansatz mit wz.schließendem *h₂ erfor-
dert zugehöriges ai. methí- m. ‚Pfeiler, Pfos-
ten‘; vgl. Mayrhofer, EWAia 2, 376; Th. Steer,
HS 120 [2007], 142 ff. bes. 150), das wohl auf
der Wz. *Hme- ‚befestigen‘ (vgl. LIV² 426
[s. v. *me-¹]) beruht. Gehören ahd. -meit und
meidam- zusammen, könnte meidam- eine Ab-
leitung mit dem Fortsetzer des Suff. urgerm.
*-þma- < vorurgerm. *-tmo- zugrunde liegen
(zum Nebeneinander von Bildungen mit ein-
fachem Dentalsuffix und urgerm. *-þma- vgl.
ahd. brâdam ‚Dampf, Dunst‘ neben ae. brǣþ
‚Dunst, Geruch, Gestank‘ [s. brâdam]). In die-
sem Fall wäre meidamsporo eine Art verdeut-
lichendes Komp. ‚Stabsporn, Stabantrieb‘. Für
das VG ist noch eine andere Erklärung in
Betracht zu ziehen. Geht man von den belegten
Formen meidim-, meidin- und meidem- aus, die
als Dat.Pl. eines f. i-St. interpretiert werden
können, liegt ein Anschluss an ahd. magad
(s. d.) nahe. Kontrahiertes meid begegnet ab
dem 12. Jh. (vgl. dat.sg. meidi in BGB III‚
dat.pl. meiden in MGB). Dann wäre eine Zu-
sammenrückung *meidinsporo ‚Magdsporn‘
anzunehmen. Es würde sich um eine Werk-
zeugbez. handeln, die nach ihrer Benutzerin
benannt ist (vgl. nhd. Winzerhacke ‚Gerät des
Winzers zur Auflockerung des Bodens‘ [Dt.
Wb. 30, 497], ält. nhd. übertr. weibergewehr,
weiberwehr ‚Zunge und Nägel als Waffen der
Frau‘ [Dt. Wb. 28, 418]). S. sporo. – meier-
bluoma*
f. ōn-St., Gl. in Trier 1124/2058 (Ende
des 12. Jh.s oder 14. Jh., SH; vgl. St. Stricker,
in Schützeichel 1991: 323) meirb[l]vme: ‚ros-
marinum ł libonitis ł icheritis, camphora‘. Die
Bed. der Pflanzenbez. ist unklar. Eine Ver-
bindung mit der im Dt. Wb. 12, 1904 (ohne
Beleg) notierten meierblume ‚Pechnelke; lych-
nis viscaria‘ (Viscaria vulgaris Bernhardi; vgl.
Marzell [1943–79] 2000: 3, 1191. 1196 [Rothe
Meyerblume a. 1776]) scheidet wegen der lat.
Lemmata rosmarinum usw. aus. Die von
Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 304 ange-
gebene Bed. ‚Kampfer‘ ist nur zutreffend, wenn
das spätahd./mhd. Wort Interpretament zu mlat.
camphora ‚Harz des Kampferbaums, Kampfer‘
(Mlat. Wb. 2, 131) ist. Übersetzt es aber lat.
rosmarinum, libanotis (Rosmarinus officinalis
L.; vgl. Marzell, a. a. O. 3, 1441), ist als Bed.
eher ‚Rosmarin‘ anzunehmen. Was die Form
meirb[l]vme anbelangt, könnte es sich bei meir-
um eine Umdeutung des zweiten Bestandteils
von rose-marin handeln; vgl. die Bez. mer roß
(a. 1438)‚ meerthau (a. 1755), mariabloam (a.
1920); vgl. Marzell, a. a. O. 3, 1442 f. S. bluo-
ma
. – Ahd. Wb. 6, 333 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 621.
908; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 768; Schützeichel⁷
218; Starck-Wells 404; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 6, 303 f.

MK

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