meinsprâcha f. ō-St., Gl. 2,321,7 (2.
Viertel des 9. Jh.s, alem.). 8 (Hs. 9./10. Jh.,
Zeit des Gl.eintrags unbekannt): ‚Lästerung,
Schmähung; blasphemia‘ (as. mēnsprāka st.
f. ‚Frevelrede‘ [Hel]). Determinativkomp. mit
subst. VG und HG. S. mein¹, sprâcha. – mein-
stâla f. ō-St., BaGB/WeGB: ‚frevelhafter
Diebstahl‘ (vgl. DRW 9, 463). Determinativ-
komp. mit subst. VG und HG. S. mein¹, stâla. –
meinswart f. i-St., AB und BG: ‚Meineid‘.
Determinativkomp. mit subst. VG und HG. S.
mein¹, swart. – meinsweridî f. īn-St., Gl. 2,
630,66 (wohl 11. Jh., bair.): ‚Meineid; periu-
rium‘. Determinativkomp. mit subst. VG und
abgeleitetem subst. HG, dessen Suff. -idî durch
Kombination mit -î aus gleichbed. -ida ent-
standen ist (vgl. das Nebeneinander von
firmeinida : firmeinidî, irbarmida : irbarmidî
[s. dd.] usw.). S. mein, swerien, -ida. – mein-
swero m. an-St., Npg: ‚Eidbrüchiger, Meinei-
diger‘ (mhd. meinswere sw.m. ‚dss.‘; ae. mān-
swara, mānswora m. ‚dss.‘; aisl. meinsvari m.
‚dss.‘; vgl. frühnhd. meinschwerer m. ‚dss.‘).
Ableitungskomp. aus der Fügung mein und
swerien. S. mein¹, swerien. – meinswuoro m.
an-St., Gl. 2,44,17 (Hs. spätes 9. Jh., Zeit des
Gl.eintrags unbekannt, bair.): ‚Meineid; periu-
rium‘ (vgl. mhd. meinswuor st.m. ‚gottes-
lästerliche Rede, Fluch‘; ae. mānswaru f. ‚Eid-
bruch, Meineid‘; aisl. meinsœri n. ‚Mein-
eid‘). Determinativkomp. (Verbalabstraktum)
mit subst. VG und ablautendem HG, das in der
Komposition mit individualisierendem *-an-
gebildet ist. Das Simplex swuor st.m. ‚Eid,
Schwur‘ ist erst im Mhd. belegt. S. mein¹,
swerien. – meinswurtîg* adj., Gl. 4,154,55 (13.
Jh., bair.): ‚eidbrüchig, meineidig; periurus‘.
Ableitung von einem nicht belegten ti-St.
*meinswurt (vgl. eidswurt) mit dem Fortsetzer
des Suff. urgerm. *-ǥa-. S. mein¹, swerien, -îg.
– meintât f. i-St., im Abr und weiteren Gl., O,
C, BaGB/WeGB, Nps, Npg und Npw: ‚Schand-
tat, Frevel, Verbrechen, Verschwörung; crimi-
natio, facinus, factio, flagitium, illecebrae, ne-
fas, piaculum, sacrilegium, sceleratus, sceles-
tus, scelus‘ (mhd. meintât st.f. ‚treulose Tat,
Missetat‘, frühnhd. meintat f. ‚Lüge, Falsch-
heit, verbrecherische Tat‘, nhd. mdartl. ält.
schweiz. meintāt f. ‚schweres Verbrechen‘
[Schweiz. Id. 13, 2028 f.], schwäb. †meintat f.
‚treulose Tat‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 4, 1580],
ält. bair. maintat f. ‚Verbrechen‘ [Schmeller,
Bayer. Wb.² 1, 630. 1612], rhein. meintat f. in
Wendungen wie et es de meintat ‚es ist
erstaunlich, nicht zu beschreiben‘ [Müller,
Rhein. Wb. 5, 1042 f.]; as. mēndād st.f. ‚Ver-
brechen, Übeltat, Komplott‘ [Hel], mndd.
mēindāt f. ‚Missetat‘; ae. māndǣd f. ‚böse Tat,
Verbrechen, Sünde‘). Determinativkomp. mit
subst. VG und HG. S. mein¹, tât. – meintâtîg
adj., seit Mitte des 10. Jh.s in Gl., BaGB/
WeGB: ‚verbrecherisch, frevelhaft, verrucht;
flagitiosus, sacrilegus, sceleratus, scelestus‘
(mhd. meintætic, meintætec adj. ‚übeltätig, ver-
brecherisch‘, frühnhd. meintätig adj. ‚dss.‘,
nhd. mdartl. schweiz. meintǟtig, meintâtig adj.
‚verbrecherisch‘ [Schweiz. Id. 13, 2041], rhein.
meintätig adj. ‚böse, schlimm, übermütig, tüch-
tig, wacker, groß, stark‘ [Müller, Rhein. Wb. 5,
1043]; as. mēndādig adj. ‚Böses tuend, frev-
lerisch‘, mndd. mēindēdich adj. ‚verbreche-
risch‘; vgl. ae. māndǣde adj. ‚böse, schänd-
lich‘). Desubst. Ableitung mit dem Fortset-
zer des Suff. urgerm. *-ǥa-. S. meintât, -îg. –
meintâtlîh adj., BaGB/WeGB und Npw: ‚fre-
velhaft, verbrecherisch; sacrilegium‘. Desubst.
Bildung (vgl. Schmid 1998: 312). S. mein-
tât, -lîh. – meintâto m. (j)an-St., im Abr (1,
220,16 [Kb, Ra]) und BaGB: ‚Übeltäter, Frev-
ler; obscenus‘ (mhd. meintæte sw.m. ‚Übeltä-
ter, Verbrecher‘; vgl. nhd. mdartl. ält. schwäb.
meintäter m. ‚Frevler‘ [Fischer, Schwäb. Wb. 4,
1580]; mndd. mēindāder[e], mēindēder[e] m.
‚Übeltäter‘). Komp. Nomen agentis. S. mein¹,
tuon. – meinunga f. ō-St., NBo, Nps, Npw und
vielleicht Federgl. im Clm. 6220 (10. Jh., bair.;
vgl. Ernst 2007: 100 f.): ‚Beweggrund, Ursache,
causa; Meinung, Einschätzung, census‘ (mhd.
meinunge st./sw.f. ‚Sinn, Bedeutung, Gedanke,
Gesinnung, Meinung, Absicht, Wille, freund-
schaftliche Gesinnung, Liebe‘, frühnhd. mei-
nung f. ‚Einschätzung, Vermutung, Gesinnung,
Gedanke, Entscheidung, Sinn‘, nhd. Meinung f.
‚Ansicht, Überzeugung, Einstellung‘; mndd.
mēininge f. ‚Auffassung, Meinung, Ansicht,
Absicht, Vorhaben, Sinn, Bedeutung‘, gōder
mēininge ‚mit freundlicher innerer Einstellung‘,
entlīke mēininge ‚der letzte Sinn, Zweck‘; früh-
mndl. meninghe f. ‚Absicht, Wille, Meinung,
Bedeutung, Gesinnung‘ [a. 1283], mndl. menin-
ge f. ‚dss.‘; afries. mēninge f. ‚Absicht‘). Ver-
balabstraktum mit dem Fortsetzer des Suff.
urgerm. *-unǥō-. S. meinen, -unga. – Ahd. Wb.
6, 371 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 605. 606. 911. 980.
981. 1034; Köbler, Wb. d. ahd. Spr. 769; Schütz-
eichel⁷ 218; Starck-Wells 405. 826; Schützei-
chel, Glossenwortschatz 6, 311 f.
MK