merâta, merida f. ō-St., in Gl. im SH:
‚Bissen, offa; Suppe, mulsiprema, suppa‘ 〈Var.:
merat, merda〉. Das Wort ist nur im Nom.Sg.
überliefert. merat in Gl. 3,154,68 (Anfang oder
Mitte des 12. Jh.s). 326,47 (14. Jh.) zeigt Apo-
kope von -e < -a (vgl. Paul 2007: § L 53). Auf-
fällig ist die Synkope des urspr. Langvokals
in merda in Gl. 3,259,36 (in 2 Hss., 12. oder
13. Jh. und Anfang des 13. Jh.s). Für diese
Form, die wohl auch in nhd. Dialekten fortge-
setzt ist, ist eher ein Lemmaansatz merida an-
zunehmen. – Mhd. merâte st.f. ‚flüssige Speise
aus Brot und Wein, Abendmahl‘, frühnhd. mer-
de (Luther), ält. nhd. mährte f. ‚Gemisch aus
Speise und Trank, eingeweichtes Backwerk,
Kaltschale‘, märte f. ‚Speisegemisch‘, nhd. md.-
artl. thür., osächs. märte f. ‚Kaltschale mit ein-
geweichtem Backwerk, Eingebrocktes‘‚ mittel-
elb. mǟrte f. ‚Kaltschale aus Bier, Zucker und
Brot, Kaffee mit eingeweichtem Brot‘, schles.
märte f. ‚Mischung‘.
Anderer Herkunft sind frühnhd. marende, me-
rende m./f./n. ‚Zwischenmahlzeit‘, nhd. md.-
artl. schweiz. marénd n. ‚Zwischenmahlzeit‘,
schwäb. *marénde n. ‚dss.‘, vorarlb. marend n./
m. ‚dss.‘, kärnt. màrènde f. ‚Nachmittagsbrot‘
und tirol. marend f. ‚kleine Mahlzeit zwischen
Mittag- und Abendessen‘, die erst relativ spät
aus rhrom. marénda oder italien. merénda
‚Vesperbrot‘ in die dt. Dialekte des Alpenraums
entlehnt wurden und deshalb auch den Akzent
auf der zweiten Silbe beließen (vgl. S. Ziegler,
in Neri-Ziegler 2012: 176).
Ahd. Wb. 6, 469 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 614; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 773; Schützeichel⁷ 220; Starck-Wells 408;
Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 333 f.; Bergmann-
Stricker, Katalog Nr. 37. 461. 556. 945; Graff 2, 846;
Lexer 1, 2108; 3, Nachtr. 314; Frühnhd. Wb. 9, 1853;
Dt. Wb. 12, 1468 f. 1677. 1889; Kluge²⁵ s. v. Märte. –
Schweiz. Id. 4, 354; Fischer, Schwäb. Wb. 4, 1469; 6, 2
Nachtr. 2524; Jutz, Vorarlberg. Wb. 2, 354; Schmeller,
Bayer. Wb.² 1, 1645; Lexer, Kärnt. Wb. 186; Schöpf,
Tirol. Id. 423; Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 2, 415;
Spangenberg, Thür. Wb. 4, 518; Frings-Große, Wb. d.
obersächs. Mdaa. 3, 165; Kettmann, Mittelelb. Wb. 2,
977; Mitzka, Schles. Wb. 2, 850. – DRW 9, 189.
Ahd. merâta ist ein mit dem Suff. -âta (s. d.) ge-
bildetes Verbalsubst. Die Ableitungsbasis ist
wohl ein sw.v. II *merōi̯e/a- (s. merôd), das erst
in mhd. mërn, mëren sw.v. ‚Brot eintunken, um-
rühren, mischen‘ belegt ist (Weiteres s. merôd).
Ahd. merida, das entweder von einem Verbalst.
mer- (vgl. luotôn : luotida [s. dd.]) oder von ei-
nem nicht belegten sw.v. der 1. Klasse abgelei-
tet ist, weist hingegen auf eine Vorform urgerm.
*mer-iþō-.
Wilmanns [1906–30] 1967: 2, § 262 Anm. 3; Kluge
1926: § 123 Anm. 2; Henzen 1965: § 113.
S. merôd.
MK