messing m. a-St., ab dem 11. Jh. in Gl.:
‚Messing; auric(h)alcum‘ 〈Var.: -i-; -sz-, -zz-;
-c, -k, -ch〉. Die Formen mit -i- in der ersten
Silbe zeigen eine sekundäre Hebung vor dem -i-
der Folgesilbe. Zur urspr. lat. Basis des Wortes
s. u. – Mhd. messinc, möschinc st.m. ‚Messing‘,
frühnhd. messing, auch mes, mösch m./n. ‚dss.‘,
nhd. Messing n./m. ‚Legierung aus Kupfer und
Zink‘. Im Nhd. ist n. Genus üblich geworden:
Das urspr. m. Genus wurde durch das auch
sonst bei Massenomina übliche N. verdrängt.
Das Wort erscheint auch in Komp. wie etwa
Goldmessing, das letztlich eine Lehnüberset-
zung von lat. auric(h)alcum ist.
Ahd. Wb. 6, 508; Splett, Ahd. Wb. 1, 615; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 776; Schützeichel⁷ 221; Starck-Wells 410;
Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 351f.; Graff 2, 875;
Lexer 1, 2123; 3, Nachtr. 315; Frühnhd. Wb. 9, 2389 ff.;
Diefenbach, Gl. lat.-germ. 61 (auricalcum); Götz, Lat.-
ahd.-nhd. Wb. 65 (auricalcum); Dt. Wb. 12, 2132; Klu-
ge²¹ 476; Kluge²⁵ s. v. Messing; Pfeifer, Et. Wb.² 865. –
LM 6, 563 f.; RGA² 19, 609 ff.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen
meist in derselben Bed.: as. messing m./n. (auch
im Komp. as. goldmessing), mndd. missinc,
messinc; andfrk. messink, frühmndl. messinc,
mndl. messanc, messinc, messinge, missinc n.,
nndl. messing; nwestfries. messing; ae. mæs(t)-
ling, mæslen(n), me. masselen, -yn, mastling,
mess(e)len, -lyn(e), -ling etc. (belegt sind ca.
zwei Dutzend Schreibvar.), ne. maslin; aisl.
messing, mersing, massing n./f., nisl. messing,
ndän. messing, nnorw. messing, mas(s)ing,
aschwed. mæssing(er), nschwed. mæssing.
Die nordgerm. Formen des Worts, wie etwa
erst recht spät bezeugtes aisl. messing, mer-
sing, massing n./f. etc., sind aus dem Mndd.
entlehnt. Die engl. Formen zeigen abweichend
von den anderen germ. Sprachen eine Ablei-
tung mit dem Suff. -ling (s. -iling).
Weiterhin ist eine spätere Entlehnung, wohl des
mndd. Worts, ins Ostseefinn. und ins Balt.
erfolgt; vgl. estn. messing, finn. messinki u. a.,
lett. misiņš, lit. mìsingis, mìsingas, mìsinė.
Die Etym. ist nicht gesichert. Am ehesten liegt
eine Ableitung mit dem Suff. -ing (s. d.) von
dem aus dem Lat. entlehnten Subst. ahd. massa
‚Klumpen, Erzklumpen‘ (s. d.) vor. Das Subst.
kann auch ohne das Suff. -ing ‚Messing‘ be-
deuten, ebenso wie mhd. mess(e), masse ‚Me-
tallklumpen‘, mndl. mes. Auf der semantischen
Seite kommt hier durch das Suff. kein zu-
sätzlicher Inhalt hinzu.
Die ältere Erklärung, nach der die Legie-
rungsbez. im Germ. über slaw. Vermittlung aus
dem Gr. stammt, ist lautlich nicht möglich und
auch aus historischen Gründen abzulehnen.
Man nahm an, dass der südlich des Schwarzen
Meeres siedelnde Volksstamm der Mossynö-
ken (Μοσσυνοίκοι), dem besondere Kenntnisse
in der Metallverarbeitung nachgesagt wurden,
namengebend für die Legierung geworden sei.
Die Bez. habe sich dann zusammen mit der
Technik ausgehend von der Schwarzmeerre-
gion nach Nord(west)en ausgebreitet. Doch ist
bei einer Ausbreitung von Südosten her un-
verständlich, warum das Wort nur im West-
slaw. allgemein verbreitet ist, im Süd- und Ost-
slaw. (mit Ausnahme des Ukrain., wohin das
Wort aber aus dem Poln. gekommen ist; s. u.)
fehlt.
Tiefenbach, As. Handwb. 270; Lasch-Borchling, Mndd.
Handwb. 2, 1, 968. 996; ONW s. v. messink; VMNW s.
v. messinc; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 1490 f. 1734;
Franck, Et. wb. d. ndl. taal² 425 (messing¹); Vries, Ndls.
et. wb. 439 (messing¹); Et. wb. Ndl. Ke-R 339 f.; Fry-
ske wb. 13, 206 (messingbân); Holthausen, Ae. et. Wb.
212 (mæsling, mæstling¹); Bosworth-Toller, AS Dict. 661
(mæslen). 663 (mæstling); Suppl. 629 (mæstling); eMED
s. v. maslin; eOED s. v. maslin n.¹; Vries, Anord. et. Wb.²
385; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 1087; Fritzner, Ordb. o. d.
g. norske sprog 2, 682; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awest-
nord. 195; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 717; Mag-
nússon, Ísl. Orðsb. 618 (mersing, messing); Nielsen,
Dansk et. ordb. 283; Ordb. o. d. danske sprog 13, 1384 f.;
Torp, Nynorsk et. ordb. 414; NOB s. vv. (bm./nn.) mes-
sing¹; Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1, 682; Svenska akad.
ordb. s. v. mæssing.
Das westgerm. bzw. (früh)ahd. Wort wurde
früh ins Westslaw. entlehnt. Es ist fortgesetzt
in atschech. (14. Jh.) mosaz, -i, -ě f., -u m.,
ntschech. mosaz f. (selten m.), slowak. mosadz,
slowak. dial. auch mosad etc., osorb. mosaz m.,
ndsorb. mósez, veraltet ndsorb. mósyz, poln.
mosiądz m., aus dem Poln. entlehnt auch
ukrain. dial. mosjáž m. Alle slaw. Wörter setzen
gemeinslaw. *mosędz- < westgerm. *mas(s)ing-
voraus, d. h. die slaw. Wörter zeigen in dem
Suffix noch den Reflex der 3. Palatalisierung
der Velare (vgl. auch urgerm. *kuninǥa- ‚Kö-
nig, Priester‘ > gemeinslaw. *kъnędzь ‚Pries-
ter, Fürst‘ > russ. knjaz’ ‚Fürst‘ etc.; s. kuning),
die unabhängig von der Chronologie der drei
Palatalisierungsvorgänge untereinander spätes-
tens im 9. Jh. abgeschlossen gewesen ist. Die
Entlehnung muss also vor dem 9. Jh. erfolgt
sein. Das Wort reiht sich mit seinem Reflex
gemeinslaw. *-ędz- < (west-)germ. *-ing- bzw.
urgerm. *-inǥa- direkt in die Reihe der ande-
ren gleichartigen Entlehnungen im Slaw. ein.
Die früher angenommene umgekehrte Entleh-
nungsrichtung des Worts aus dem Slaw. ins
Westgerm. (s. o.) ist unwahrscheinlich, ihr wi-
derspricht auch der frühe ae. Beleg (10. Jh.).
Mhd. messing bzw. nhd. Messing wurden dann
in der Neuzeit ebenfalls in slaw. Sprachen ent-
lehnt, so als serb., kroat. mèsing und slowen.
mēsing ‚dss.‘.
Frisk, Gr. et. Wb. 2, 258 f.; Chantraine, Dict. ét. gr.² 687;
Beekes, Et. dict. of Gr. 2, 970; Trubačëv, Ėt. slov. slav.
jaz. 20, 16 ff.; Vasmer, Russ. et. Wb. 2, 164; ders., Ėt.
slov. russ. jaz. 2, 663; Schuster-Šewc, Hist.-et. Wb. d.
Sorb. 954; Fraenkel, Lit. et. Wb. 1, 459; Smoczyński,
Słow. et. jęz. lit. 405 (mìsingis); Mühlenbach-Endzelin,
Lett.-dt. Wb. 2, 636; Karulis, Latv. et. vārd. 1, 599; To-
porov, Prusskij jazyk I-K 261 f. – Brückner [1927] 1993:
344; Bielfeldt 1933: 200; Kiparsky 1934: 151 f.; Abaev
1958–89: 2, 104 ff.; Striedter-Temps 1958: 161; dies.
1963: 179; Machek 1997: 374; Melʼnyčuk 1982 ff.: 3,
520; Newerkla 2011: 117; Rejzek 2015: 430.
S. massa.
HB