milska
Band VI, Spalte 426
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milska f. ō(n)-St., in Gl. 2,508,44 (11./
12. Jh., alem.): ‚Honigwein, (gegorenes) Ho-
niggetränk; siceraVar.: -c-. Wahrschein-
lich zugehörig ist aufgrund des glossierten lat.
Worts milichemulsum‘ in Gl. 3,389,11 (Clm.
13090, Hs. 13. Jh., Zeit des Gl.eintrags unbe-
kannt), das aber auch Verschreibung für miluh
(s. d.) sein könnte.

Ahd. Wb. 6, 587; Splett, Ahd. Wb. 1, 624; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 782; Schützeichel⁷ 223; Starck-Wells
414; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 375; Seebold,
ChWdW9 587. 1028 (s. v. milsca beide Male nur For-
men von milsken [s. d.] genannt); Bergmann-Stricker,
Katalog Nr. 67. 562.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen:
ae. mylscedrenc ‚Honigtrank‘ (nicht in Bos-
worth-Toller, AS Dict. und Suppl.); eine in
Bosworth-Toller, AS Dict. 688 zitierte Text-
stelle drince mylsce drincan … „trink einen ho-
nigsüßen Trank …“ legt nahe, dass es sich bei
ae. mylscedrenc um ein durch Verlesung ent-
standenes Ghostword handelt; aisl. milska f.
‚Mischtrank‘, nisl. milsku(drykkur) ‚dss.‘, ndän.
dial. melske, mjølske ‚dss.‘, nnorw. (bm.) myl-
ska, (nn.) mylske ‚dss.‘, aschwed. mylska,
nschwed. mjölska, dial. mölska ‚dss.‘: < ur-
germ. *meliskō(n)-.
Aufgrund des späten Auftretens im Aisl. und
des Fehlens des Grundworts wurde oft mit
Entlehnung aus dem Ae. gerechnet. Dies wird
angesichts der Möglichkeit, dass das ae. Wort
ein Ghostword sein könnte, unwahrscheinlich,
sofern man nicht mit einer Entlehnung der f.
Form von ae. milisc ‚honigsüß‘ (Bosworth-Tol-
ler, AS Dict. 688; Suppl. 639; ggf. in einer
suffixales -i- synkopierenden flektierten Form)
bzw. miliscian ‚mit Honig süßen‘ (< urgerm.
[virtuell] *mel-isk-ōe/a-) und einer nominalen
Neubildung dazu im Aisl. rechnet.
Da das Wort erst relativ spät bezeugt ist, kann
bereits Synkope des mittleren -i- eingetreten
sein. Bei dem Wort liegt dann wie beim aisl.
Beleg ein substantiviertes Adj. urgerm. f. *mel-
iskō(n)- vor, eine Ableitung von der Wz. ur-
germ. *mel-/mil- ‚Honig‘, die etwa in got. miliþ
‚Honig‘ < urgerm. *mel-it- oder ohne Dental-
erweiterung noch in ahd. mili-tou ‚Mehltau‘
(s. d.), as. milidou ‚dss.‘, ae. mil-, meledeaw
‚Honigtau‘ begegnet. Das Wort ist dann eine
Substantivierung eines Zugehörigkeitsadj. mit
dem Suffix urgerm. *-iska- (s. -isc).

Ist ahd. milska nicht durch Synkope aus *miliska
entstanden, müsste folgende Entwicklung eingetreten
sein: Urgerm. *milskō(n)- ist eine innergerm. Weiter-
bildung der o. g. Wurzel urgerm. *mel-/mil-. Das Wort
kann aber erst dann gebildet worden sein, als urgerm.
*mil- bereits phonologisiert war und keine allophoni-
sche Var. zu urgerm. *mel- mehr war, da sonst **melska
zu erwarten wäre. Da die Bildung denominal ist, läge
hier dasselbe Suffix wie in ahd. frosc ‚Frosch‘ (s. d.) <
urgerm. *fru(k)-ska- vor und nicht das Suffix urgerm.
*-iska- (s. -isc). Denn im Falle des Suffixes *-iska- wä-
re noch ein Reflex des suffixalen *-i- zu erwarten; vgl.
die von derselben Wurzel abgeleitete Bildung ae. milisc
‚honigsüß‘.

Fick 3 (Germ.)⁴ 315; Vries, Anord. et. Wb.² 387; Jó-
hannesson, Isl. et. Wb. 676; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske
sprog 2, 699; Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 197;
Magnússon, Ísl. Orðsb. 621; Ordb. o. d. danske sprog 13,
1289 f.; Torp, Nynorsk et. ordb. 443; NOB s. v. (nn.)
mylske; Svenska akad. ordb. s. v. mjölska.

S. militou.

HB

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