mindil n. a-St., in Gl. seit dem 10. Jh.:
‚Kandare, Gebissstange, Trense; lupatum‘. –
Nhd. dial. steir. mintel ‚Kinn‘, tirol. mindl ‚Stahl
des Sensenstocks‘.
Ahd. Wb. 6, 608; Splett, Ahd. Wb. 1, 636; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 784; Schützeichel⁷ 224; Starck-Wells 415;
Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 380; Graff 2, 817;
Kluge²¹ 493. – Schatz, Wb. d. tirol. Mdaa. 2, 427; Unger-
Khull, Steir. Wortschatz 462.
In den anderen germ. Sprachen entsprechen: as.
kām-mindil n. ‚Gebiss am Zaumzeug‘; ae. mīdl,
mīđl n. ‚Gebiss am Zaum, Ruderriemen‘; aisl.
mél n. ‚Gebiss‘, nisl. mél, mjel, fär. meil f.,
ndän. mile, nnorw. mel ‚Gebiss‘, nnorw. dial.
mila ‚Ringe an den Seiten des Gebisses‘,
aschwed. mila, mīl ‚Gebiss‘, schwed. dial. mel-
lanmil ‚Riemen, der zwischen den Gebissen der
Pferde befestigt wird, um sie zusammen zu hal-
ten‘: < urgerm. *menþila- neben *menþla-. Ge-
genüber den anderen germ. Sprachen, die die
urspr. Bildung urgerm. *menþla- fortsetzen, zei-
gen das Ahd. und As. einen (verdeutlichen-
den?) Suff.ersatz westgerm. *-ila- (s. -il) für ur-
germ. *-la-.
Fick 3 (Germ.)⁴ 310; Tiefenbach, As. Handwb. 205;
Wadstein, Kl. as. Spr.denkm. 208; Holthausen, Ae. et.
Wb. 224; Bosworth-Toller, AS Dict. 686; Suppl. 638;
Suppl. 2, 47; Vries, Anord. et. Wb.² 383 (mél²). 626; Fritz-
ner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 677; Holthausen, Vgl.
Wb. d. Awestnord. 194 (mél²); Magnússon, Ísl. Orðsb.
613 (mél³); Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 721; Niel-
sen, Dansk et. ordb. 285 (mile¹); Ordb. o. d. danske sprog
14, 56 (mile¹); Torp, Nynorsk et. ordb. 425; Svenska
akad. ordb. s. v. mila subst.³. – Bammesberger 1990: 69.
Urgerm. *menþla- geht auf eine lo-Ableitung
von der Wz.form uridg. *me-n-th₂- zur Wz. ur-
idg. *meth₂- ‚wegreißen‘ zurück, in die der ur-
spr. nur zum Nasalinfixpräs. *me-n-th₂-, *m--
th₂-´ gehörige Nasal offenbar früh verschleppt
wurde. Da einige Sprachen eine Bed. ‚essen,
kauen‘ bei Fortsetzern dieser Wz. zeigen, ist
wohl ein semantischer Wandel von ‚(Essen)
wegreißen‘ (auch urspr. ‚Fleisch [vom Kno-
chen] wegreißen‘) zu einerseits ‚kauen‘ und an-
dererseits ‚wegreißen, rauben‘ eingetreten. Wie
das Kelt. (s. u.) zeigt, ist die Bez. der Gebiss-
partie (eben der Kiefer bzw. das Kinn) schon
früh auch zur Bez. benachbarter Körperteile
und zugehöriger Kleidungsstücke im weitesten
Sinne (hier das Gebiss am Zaumzeug, im Kelt.
die Magenöffnung etc.) verwendet worden.
Außergerm. setzen vielleicht mir. métal f.
‚Bauch, Pansen‘, nir. méadal f. ‚Magen-
öffnung‘ eine Bildung vorurgerm./vorurkelt.
*menth₂-leh₂- fort; auch hier kam es zu einer
semantischen Verschiebung, von der Bez. des
Kiefers (mithin am oberen Ende der Speise-
röhre) auf das untere Ende der Speiseröhre.
Die nächstverwandte Bildung im Germ. ist ur-
idg. *mth₂-o- > urgerm. *munđa- > ahd. mund
(s. d.).
Walde-Pokorny 2, 270; Pokorny 732 f.; LIV² 442 f.; Mayr-
hofer, KEWA 2, 567 f.; ders., EWAia 2, 298 f.; Hessens
Ir. Lex. 2, 116; Vendryes, Lex. ét. de l’irl. anc. M-44;
Dict. of Irish M-117. – R. Lühr, in Meid 1987: 74. 78.
S. mund.
HB