mit
Band VI, Spalte 509
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mit, miti adv., präp., seit dem letzten
Viertel des 8. Jh.s in Gl. und in den literarischen
Denkmälern: ‚damit, dabei, mit, bei, unter, vor;
apud, circa, cum, -cum, in, per, pro, secundum‘,
mit redino ‚mit Recht‘, mit rehte ‚mit Recht, zu
Recht; iureVar.: -d, -th, -tt, -de, -di, -the, -tte;
met. Die einsilbige Form tritt v. a. als Präp.,
seltener als Adv. auf, die zweisilbige ist bis auf
wenige Ausnahmen Adv. In ahd. miti ist der
ausl. Vokal lautgesetzlich bewahrt, während
ahd. mit entweder eine analogische Neubil-
dung nach Adv. mit langer Wz.silbe ist oder
Schwund des wortauslautenden *-i nach kurzer
Silbe im Schwachton zeigt. – Mhd. mit, mite,
met präp., adv. ‚mit, dabei, damit, hinter, ge-
gen, unter, mittels, trotz‘, frühnhd. mit präp.,
adv. ‚mit jmdm. zusammen, samt, einschließ-
lich, mittels, über, zusätzlich, zugleich‘, nhd.
mit präp., adv. ‚mit, dabei‘.

Ahd. Wb. 6, 700 ff.; Splett, Ahd. Wb. 1, 629; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 791 f.; Schützeichel⁷ 226; Starck-Wells
418 f. 827; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 407 ff.
417; Seebold, ChWdW8 213. 423. 501; ders., ChWdW9
591 f. 1094; Graff 2, 659 ff.; Lexer 1, 2178; 3, Nachtr.
319; Frühnhd. Wb. 6, 2644 ff.; Diefenbach, Gl. lat.-germ.
162 (cum); Götz, Lat.-ahd.-nhd. Wb. 49 (apud). 162
(cum). 361 (s. v. ius). 475 (per). 521 (pro); Dt. Wb. 12,
2323 ff.; Kluge²¹ 482; Kluge²⁵ s. v. mit; Pfeifer, Et. Wb
878. – DRW 9, 740 f. – G. Klingenschmitt, in Bergmann
1987: 1, 187 Anm. 59.

In den anderen germ. Sprachen entsprechen
in denselben Bed.: as. mid(i), mith, mit, met
präp. ‚mit, zusammen mit, bei, unter, mittels,
durch, von‘, adv. ‚außerdem, dazu‘, mndd. mē-
de, medde, mit präp., adv. ‚mit, zugleich‘;
andfrk. mit präp. ‚mit‘, mndl. mede, met, nndl.
met präp., mēde, mee adv.; afries. mithi, mede,
mit(h), mei präp. ‚mit, zusammen mit, mit Hilfe
von, durch, mittels; versehen mit, im Besitz
von, entsprechend, nach, vermöge, kraft, gegen,
mit einer Summe von, in Höhe von, bei, zwi-
schen, wegen‘, adv. ‚mit, auch, damit, womit,
(als Präd.) anwesend‘, nwestfries. mei adv.,
präp., saterfries. mäd präp., mee adv.; ae. mid,
miđ, mide adv. ‚damit, zur selben Zeit, zu-
sammen, zugleich, gleichermaßen‘, präp. ‚mit,
durch, mittels, inmitten, bei, während‘, me. mid,
midd, myt, mide adv., präp., ne. vielleicht noch
in midwife ‚Hebamme‘ (< *‚Frau, die [bei der
Geburt] dabei ist‘); aisl. með(r) (die Form mit -r
ist analogisch nach Adv. wie aptr ‚zurück,
rückwärts‘ gebildet), nisl. með, fär. med, með,
ndän. med, nnorw. med, nschwed. med; got. miþ
präp. ‚mit, unter; μετά, σύν, ἐν‘; langob. miti- in
PN Mitigertus: < urgerm. *međe/i/a.
Die westgerm. Formen mit -i- in der Stamm-
silbe erfordern urgerm. ausl. *-e/i, aisl. með
hingegen urgerm. *-a, got. miþ erlaubt keine
Aussage. Die Herleitung von urgerm. *međa
bleibt schwierig (s. u.).

Fick 3 (Germ.)⁴ 306; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 361;
Tiefenbach, As. Handwb. 289; Sehrt, Wb. z. Hel.² 378 ff.;
Berr, Et. Gl. to Hel. 279 f.; Wadstein, Kl. as. Spr.denkm.
208. 209; Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 929 f.
998 f.; Schiller-Lübben, Mndd. Wb. 3, 50 f. 104 f.; ONW
s. v. mit; VMNW s. vv. met², met³; Verwijs-Verdam,
Mndl. wb. 4, 1241 ff. 1493 ff.; Franck, Et. wb. d. ndl. taal²
418; Vries, Ndls. et. wb. 432 (mede²). 440; Et. wb. Ndl.
Ke-R 323. 340; Boutkan, OFris. et. dict. 264 f.; Hof-
mann-Popkema, Afries. Wb. 331 f.; Richthofen, Afries.
Wb. 930 f.; Fryske wb. 13, 162 ff.; Dijkstra, Friesch Wb.
2, 149; Fort, Saterfries. Wb. 133; Kramer, Seelter Wb.
141. 142; Holthausen, Ae. et. Wb. 221; Bosworth-Toller,
AS Dict. 683 ff.; Suppl. 637 f.; Suppl. 2, 47; eMED s. vv.
mid adv.¹, mid präp.¹; Klein, Compr. et. dict. of the Engl.
lang. 2, 969 f. (s. v. meta-). 978 (midwife); eOED s. vv.
mid prep.¹ and adv.¹, †mide prep. and adv., midwife;
Vries, Anord. et. Wb.² 380; Jóhannesson, Isl. et. Wb. 654;
Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 660 ff.; Holthau-
sen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 192; Magnússon, Ísl. Orðsb.
610; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 706 f.; Nielsen,
Dansk et. ordb. 281 (med²); Ordb. o. d. danske sprog 13,
1131 ff.; Torp, Nynorsk et. ordb. 417; NOB s. v. med²;
Hellquist, Svensk et. ordb.³ 1, 638 f. (med²); Svenska
akad. ordb. s. v. med prep., adv., konj.; Feist, Vgl. Wb. d.
got. Spr. 364; Lehmann, Gothic Et. Dict. M-74; Bruck-
ner, Spr. d. Langob. 286. – Levickij 2010: 1, 379.

Urgerm. *međi kann entweder auf uridg. *metí,
uridg. *méti (mit einer speziellen Schwach-
tonentwicklung) oder uridg. *médhi, letztlich
wohl auch auf uridg. *médhe (s. u.) zurück-
gehen. Nach traditioneller Ansicht handelt es
sich bei einer Vorform auf uridg. *-i um einen
Lok. zu Wz.nomina. Folgende Möglichkeiten
kommen grundsätzlich in Betracht und wurden
auch schon erwogen: 1. ein versteinerter Lok.
Sg. eines Wz.nomens uridg. *met- (mit unklarer
Bed., am ehesten wohl ‚Mitte‘ o. ä.); in diesem
Fall gehört das Wort zu myk. me-ta, gr. μετά
‚mit, zwischen‘, das dann entweder auf (an-
geblich) direktivisches uridg. *met-h₂ (heute
wird hier eher von modalem uridg. *-a aus-
gegangen [LIPP 1, 110 ff.]; s. u.) oder auf ak-
kusativisches *met- zurückzuführen ist. Für
weiter zugehörig gehalten wurden dann aav.,
jav. ma ‚mit, zugleich‘, ai. smát ‚zusammen
mit, zugleich mit‘, die aber nun zu ai. sám ‚zu-
sammen‘ < uridg. *sóm gestellt werden (Mayr-
hofer, EWAia 2, 702 f.). 2. Die Form beruht auf
uridg. *medh-i, einem versteinerten Lok.Sg. ei-
nes Wz.nomens uridg. *medh-. In diesem Falle
stellt sich das Wort zu uridg. *medho- > ur-
germ. *međa- ‚mittlerer‘ (s. mitti) und ist dann
Ableitung vom Adv.: Die urspr. Bed. ist ‚in-
mitten, in der Mitte‘, und uridg. *medh--o- >
urgerm. *međ--a- eine delokativische Ablei-
tung ‚in der Mitte befindlich, zur Mitte ge-
hörig‘. Für die germ. Formen kann zwischen
beiden Möglichkeiten nicht entschieden wer-
den, möglicherweise hat auch ein Zusammen-
fall beider Formen stattgefunden.
Nach LIPP 1, 124. 182 f.; 2, 495 f. mit Anm. 4.
496 Anm. 7 entfällt der Ansatz uridg. *metí, da
die Form ohne Entsprechung in anderen Spra-
chen bleibt. Gleiches gilt für *-dhe. Theo-
retisch mögliches uridg. *-ti kommt nur bei
Annahme einer gesonderten lautlichen Ent-
wicklung im Schwachton in Frage, da sich zwar
die abl. oder instr. Bed. der uridg. Adv.endung
*-ti mit den Bed. der germ. Fortsetzer gut ver-
einbaren ließe, aber lautgesetzlich zunächst ein-
mal urgerm. *miþi entstünde.
Am wahrscheinlichsten ist eine Rekonstruktion
als uridg. *médhi: Uridg. *-dhi ist eine alte
Adv.bildung aus der Partikel uridg. * ‚in-
mitten, einschließlich, mit‘ und der lokativi-
schen Adv.endung uridg. *-dhi; myk. me-ta, gr.
μετά setzt daneben uridg. *-th₂ mit modalem
*-th₂ fort. Somit wird die u. a. von Lühr 2000:
239 postulierte Gleichung von myk. me-ta, gr.
μετά und urgerm. *meþ/đa (urgerm. *međa als
Folge der Wirkung des Vernerschen Gesetzes
im Nebenton) und Rückführung auf einen „ur-
sprl. a-Lok.“ hinfällig, da es solche Lok. allen-
falls sekundär gegeben hat, die urspr. Bed.
dieser Endung war modal, das Hethitische, in
dem Lok. mit dieser Endung bezeugt sind, zeigt
eine Sonderentwicklung (LIPP 1, 110 ff.). Da
die von LIPP 2, 496 offensichtlich angenom-
mene Vokalisierung von uridg. *H / K_# > ur-
germ. *-a ebenfalls ohne Parallelen ist, dürfte
die nordgerm. Form analogisch nach direktivi-
schen Formen auf uridg. *-o (LIPP 1, 154 ff.) >
urgerm. *-a gebildet sein, so etwa uridg. *áp-o
‚weg, fort‘ > urgerm. *afa, uridg. *úp-o ‚hi-
nauf‘ > urgerm. *ufa etc.
Alternativ kann man u. U. auch eine bereits vor-
germ. direktivische Erweiterung *-th₂-o oder
die Fortsetzung eines vorgerm. Syntagmas mit
nachgestelltem uridg. *h₂o ‚dabei, dazu, und,
auch‘ (vgl. LIPP 2, 334 ff.), also *-th₂ h₂o
‚mitten dabei, und mit‘ > ‚mit‘, erwägen, die Lö-
sung, die mit einem urspr. uridg. *médhi rech-
net, bleibt aber der ökonomischere Vorschlag.

Walde-Pokorny 2, 236; Pokorny 702; NIL 465 f.; LIPP 1,
124. 182 f.; 2, 494 ff.; Mayrhofer, KEWA 3, 548; ders.,
EWAia 2, 779 f.; Bartholomae, Airan. Wb.² 1119; Frisk,
Gr. et. Wb. 2, 216; Chantraine, Dict. ét. gr.² 664; Beekes,
Et. dict. of Gr. 2, 936 f.; Aura Jorro-Adrados 1985 ff.: 1,
441 f. – G. Schmidt 1962: 212–215. 294 f.; R. Lühr, MSS
38 (1979), 132 f.

HB

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