mr(ah)distil* ? m. a-St., Gl. 3,542,20
(letztes Viertel des 13. Jh.s). 559,10 (in 2 Hss.,
14. Jh., bei 1 Hs. des 14. Jh.s Zeit des Gl.-
eintrags unbekannt) mordistel: ‚Feld-Manns-
treu; imei [eryngium], iunius‘ (Eryngium cam-
pestre L.). Das KVG <mor-> des Determina-
tivkomp. ist nicht sicher zu bestimmen. Eine
Verbindung mit muor ‚Moor, Sumpf‘ ist un-
wahrscheinlich, die Pflanze gedeiht nur auf
dürren, steinigen Wiesen, öden Feldern, tro-
ckenen Weiden und an Wegrändern. Marzell
[1943–79] 2000: 2, 316 (vgl. auch Hegi 1906–
31: 5, 2, 991) vermutet im KVG mhd. more
‚Möhre‘, da die frische Wurzel des ‚Feld-
Mannstreu‘ möhrenartig riecht. Benennungs-
motiv könnten aber auch die fiederblättrigen
Laubblätter der Möhre gewesen sein, die den
fiederspaltigen Blättern des ‚Feld-Mannstreu‘
ähneln. Dagegen geht in nhd. mdartl. thür.
moordistel f. ‚Kohldistel‘ (Cirsium oleraceum
Scop.; vgl. Marzell, a. a. O. 1, 1018) das KVG
moor- auf mhd., ahd. muor ‚Sumpf, Moor‘ zu-
rück, die Pflanze ist auf feuchten Wiesen, an
Ufern und in Mooren beheimatet. Nicht hierher
gehören ndsächs. mōrdīßel, mōrdissel ‚Speer-
Distel‘ (Jungandreas, Ndsächs. Wb. 8, 7, 814),
ndd. mōrdīssele ‚Speer-Distel‘ (Carduus lance-
olatus L.) (Schambach, Wb. d. ndd. Mda. 138);
mndd. mōrdīstel ‚Speer-Distel‘ (Cirsium lan-
ceolatum Hill.; vgl. Marzell, a. a. O. 1, 1916 f.)
oder ‚Acker-Distel‘ (Cirsium arvense Scop.;
vgl. Marzell, a. a. O. 1, 1011), das VG setzt
mhd. môre sw.f. ‚Sau‘ fort, das Wort bedeu-
tet also eigtl. ‚Saudistel‘. Benennungsmotiv ist
hier die Verwendung der Distel als Futter-
pflanze. S. morah, distil. – Ahd. Wb. 6, 802;
Splett, Ahd. Wb. 1, 142. 633; Schützeichel⁷ 227;
Starck-Wells 425 (Ansatz muor-, mōrdistil);
Schützeichel, Glossenwortschatz 7, 430 (Ansatz
mōrdistil).
MK