muodar n. a-St., seit dem 11. Jh. in Gl.:
‚Leib, Kleidungsstück für den Oberkörper; al-
vus, moderacula‘ 〈Var.: -u-; -er〉. – Mhd. muo-
der, md. mûder ([pl.] müeder) st.n. ‚Leib, Lei-
besgestalt, Oberfläche des Körpers, Haut, Klei-
dungsstück, das den oberen Teil des Leibes um-
schließt, Leibchen, Mieder (auch von der Män-
nertracht)‘, frühnhd. müder n. ‚Leibchen, sicht-
bare Gestalt, Körper, Person‘, mieder n. ‚Mie-
der, Leibchen‘, nhd. (mit Eindringen der Ent-
rundung aus md. oder obd. Dial. in die Stan-
dardsprache) Mieder n. ‚Teil der Unterkleidung
für Frauen mit stützender und formender Wir-
kung, eng anliegendes ärmelloses Oberteil ei-
nes Trachten- oder Dirndlkleids‘.
Ahd. Wb. 6, 850; Splett, Ahd. Wb. 1, 638; Köbler, Wb. d.
ahd. Spr. 800; Starck-Wells 424; Schützeichel, Glossen-
wortschatz 6, 457; Graff 2, 710; Lexer 1, 2238 f.; Früh-
nhd. Wb. 9, 2346. 2902; Diefenbach, Gl. lat.-germ. 364
(moderacula); Dt. Wb. 12, 2170 ff.; Kluge²¹ 477 f.; Klu-
ge²⁵ s. v. Mieder; Pfeifer, Et. Wb.² 869. – Heyne 1899–
1908: 3, 314; Trier 1981: 100; Riecke 2004: 2, 188.
In den anderen germ. Sprachen entspricht le-
diglich: afries. mōther n. ‚Mieder?‘: < urgerm.
*mōþra-.
Unsicher bleibt, ob das von Kroonen, Et. dict. of
Pgm. 372 hierher gestellte nndl. -moeder in
baarmoeder ‚Gebärmutter‘ dazugehört, da die
Kontinuanten von urgerm. *mōđer- ‚Mutter‘
zum Teil ebenfalls die Bed. ‚Gebärmutter‘ auf-
weisen (s. muoter). Lautlich ist keine Entschei-
dung möglich, da urgerm. *-þ- und *-đ- im Ndl.
in -d- zusammenfallen (vgl. Meer 1927: § 115).
Fick 3 (Germ.)⁴ 323; Kroonen, Et. dict. of Pgm. 372;
Hofmann-Popkema, Afries. Wb. 339; Richthofen, Afries.
Wb. 937.
Urgerm. *mōþra- < uridg. *méh₂-tro- hat sei-
ne nächsten Entsprechungen in gr. μήτρα (ion.
-η) f. ‚Gebärmutter, Mutterleib, Kernholz‘ (<
*méh₂-treh₂-) und (weitergebildet) in lat. mā-
trōna f. ‚verheiratete, ehrbare Frau, Ehefrau‘
(< *méh₂-tro- + -Hon/Hn-; zur Bildung vgl. H.
Rix, FS Meid 1989: 231–234).
Das Wort ist eine Ableitung von der in ahd.
muoter ‚Mutter‘ (s. dort zur weiteren Etym.)
vorliegenden Wz. mittels des Nomina instru-
menti bildenden Suff. uridg. *-tro/eh₂-.
Die Bed.entwicklung zum Kleidungsstück im
Germ. ist eine Übertragung der Bezeichnung
der Körperregion auf das dort getragene Klei-
dungsstück (vgl. zum Typus Arm → Ärmel,
Leib → Leibchen).
Walde-Pokorny 2, 229; NIL 461; Frisk, Gr. et. Wb. 2,
232; Chantraine, Dict. ét. gr.² 672; Beekes, Et. dict. of Gr.
2, 948; Walde-Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 49; Ernout-Meil-
let, Dict. ét. lat.⁴ 389; de Vaan, Et. dict. of Lat. 367; Thes.
ling. lat. 8, 483 ff.
S. muoter.
RS