mûzôn sw.v. II, ab dem 8. Jh. in Gl. und
in Nps, Npw: ‚sich verändern, sich verwandeln,
sich mausern, eintauschen, sich versteckt hal-
ten; defaecare, eructare, latitare, mutare, plu-
mescere, variare‘ 〈Var.: muoz-, mǒzz-, muzz-〉.
Das Wort ist aus lat. mūtāre ‚ändern, verändern,
wechseln‘ entlehnt (s. u.). – Mhd. mûzen (in
nördlicheren Dial. auch unverschoben mûten)
sw.v. I ‚wechseln, tauschen, die Federn wech-
seln, mausern‘, frühnhd. mausen sw.v. ‚die Fe-
dern wechseln‘, veraltet nhd. mausen sw.v.
‚Federn wechseln‘ (mit bereits analogisch nach
nhd. Maus umgestaltetem Wz.auslaut). Das
Verb mausen ist im Nhd. mittlerweile unüblich
geworden, heute lebt nur die Ableitung Mau-
ser f. ‚Wechsel des Fells bzw. Federkleids bei
Tieren‘ und das davon denominal abgeleitete
Verb sich mausern ‚das Federkleid wechseln‘
weiter.
Ahd. Wb. 6, 639 f.; Splett, Ahd. Wb. 1, 648 f.; Köbler,
Wb. d. ahd. Spr. 807 f.; Schützeichel⁷ 231; Starck-Wells
428; Schützeichel, Glossenwortschatz 6, 487; Seebold,
ChWdW8 216 f. 422; ders., ChWdW9 606. 1093; Graff 2,
910; Lexer 1, 2259. 2261; Frühnhd. Wb. 9, 2046 f.; Die-
fenbach, Gl. lat.-germ. 374 (mutare); Götz, Lat.-ahd.-
nhd. Wb. 228 (eruct[u]are). 420 (mutare); Dt. Wb. 12,
1828 f.; Kluge²¹ 469 (s. v. Mauser); Kluge²⁵ s. v. Mauser;
Pfeifer, Et. Wb.² 851 f. (s. v. mausern). – Müller-Frings
1966–68: 2, 336–338.
In anderen germ. Sprachen findet sich dieselbe
Entlehnung; vgl. mndd. mūten sw.v. ‚sich mau-
sern, das Federkleid wechseln‘; mndl. muten
sw.v. ‚sich mausern, in einen Käfig stecken‘,
nndl. ist v. a. noch das etym. letztlich zuge-
hörige Subst. muit ‚eine Art Käfig‘ (< mlat.
mūta ‚dss.‘) gebräuchlich, daneben aber auch
muiten ‚mausern‘; ae. be/i-mūtian sw.v. ‚aus-
tauschen‘, me. mouten ‚sich mausern, ausfallen
(von Menschenhaar)‘, ne. moult (brit.), molt
(amerikan.) ‚sich mausern‘ (mit Einschub eines
unetym. -l- ab Ende des 16. Jh.s wie in ne. fault
‚Schuld‘). Am ehesten über das Mndl. entlehnt
sind aisl. *múta, vorausgesetzt durch mútaðr
‚gemausert‘, nnorw. (bm./nn.) myte, (nn.) myta
‚mausern‘.
Das Mndl. hat daneben mūren, muēren ‚verän-
dern‘ aus frz. muer ‚dss.‘ entlehnt.
Lasch-Borchling, Mndd. Handwb. 2, 1, 1044; VMNW s.
v. muten; Verwijs-Verdam, Mndl. wb. 4, 2030 f.; Franck,
Et. wb. d. ndl. taal² 446; Vries, Ndls. et. wb. 458; Holt-
hausen, Ae. et. Wb. 227; Bosworth-Toller, AS Dict. 83.
102; eMED s. v. mouten; Klein, Compr. et. dict. of the
Engl. lang. 2, 994; eOED s. v. moult/molt v.; Vries,
Anord. et. Wb.² 397 (s. v. mútari); Jóhannesson, Isl. et.
Wb. 1095; Fritzner, Ordb. o. d. g. norske sprog 2, 756;
Holthausen, Vgl. Wb. d. Awestnord. 202; Magnússon, Ísl.
Orðsb. 644; Falk-Torp, Norw.-dän. et. Wb. 1, 743; Torp,
Nynorsk et. ordb. 441; NOB s. v. myte.
Ahd. mûzôn geht auf westgerm. *mūtō-i̯e/a-
zurück, das aus lat. mūtāre ‚ändern, verändern,
wechseln‘ entlehnt ist. Die Entlehnung ist spä-
testens im 6. Jh. von Gallien her erfolgt.
Lat. mūtāre lebt in einigen rom. Einzelspra-
chen fort, wobei gerade für die Galloromania
auch die Bed. ‚sich mausern‘ charakteristisch
ist; vgl. prov. mudar ‚mausern‘, afrz. muder
‚sich mausern, fortbewegen, verschieben‘, frz.
muer ‚sich mausern‘, aitalien. mutare ‚rei-
sen‘, italien. mutare ‚(ver-)ändern‘, friaul. mu-
dá ‚dss.‘, rum. muta ‚dss.‘, katal., span., port.
mudar ‚dss.‘.
Lat. mūtāre ist entweder eine alte Kaus.bil-
dung uridg. *moi̯th₂-éi̯e/o- oder eine denomi-
nale Bildung zu uridg. *moi̯th₂o-. Das Wort ist
damit wz.verwandt mit ahd. missi (s. d.).
Walde-Pokorny 2, 247 f.; Pokorny 715; LIV² 430; Walde-
Hofmann, Lat. et. Wb. 2, 137 f. 140; Ernout-Meillet, Dict.
ét. lat.⁴ 426; de Vaan, Et. dict. of Lat. 398 f.; Thes. ling.
lat. 8, 1722 ff.; Du Cange² 5, 561; Körting, Lat.-rom.
Wb.³ Nr. 6422; Meyer-Lübke, Rom. et. Wb.³ Nr. 5785;
Wartburg, Frz. et. Wb. 6, 3, 284 ff.
HB