muzzen sw.v. I, nur in Nps: ‚betrügen,
hinterhältig handeln; dolose agere‘ 〈3.pl.prät.
muzton〉. Das Wort ist allein ahd. und hat keine
Anschlüsse in anderen germ. Sprachen.
Ahd. Wb. 6, 942; Splett, Ahd. Wb. 1, 1226; Köbler, Wb.
d. ahd. Spr. 808; Schützeichel⁷ 231; Graff 2, 910. – Rie-
cke 1996: 578 f.
Das ahd. Wort weist auf eine Vorform west-
germ. *mutti̯e/a- < urgerm. *mut-i̯e/a-. Die von
Graff, a. a. O. angenommene Verbindung mit
lat. mūtāre ‚ändern, verändern‘ ist sowohl se-
mantisch schwierig (Riecke 1996: 578 f.) als
auch lautlich aufgrund des Langvokals im Lat.
nicht möglich (sofern man nicht mit der urspr.
Existenz einer nicht bezeugten Var. *muttāre
nach der littera-Regel -V̄K- > -VKK- [vgl. dazu
Sen 2015: 42–78] rechnet). Aber auch die von
Riecke erwogene, lautlich mögliche Zusam-
menstellung mit Fortsetzern einer Wz. uridg.
*meu̯d- ‚fröhlich, munter sein‘ (LIV² 443: ‚in
Freude geraten‘) oder *meu̯d- ‚feucht, modrig
sein‘ (Pokorny 741 f. verbindet sie über eine
Grundbed. „feucht-fröhlich“[!] und stellt sie als
Erweiterungen zu einer Wz. uridg. *meu̯[H]-
‚feucht, modrig, netzen‘, auch ‚waschen‘ etc.)
bedürfen der Annahme weitreichender, insge-
samt wenig überzeugender semantischer Wan-
delprozesse (‚feucht, modrig sein‘ > ‚schlecht
sein‘ > ‚schlecht handeln‘ > ‚betrügen‘ bzw.
‚fröhlich sein‘ > ‚tändeln, verulken‘ > ‚betrü-
gen‘ o. ä.), bleiben aber vorläufig die beste Er-
klärung.
Bei Walde-Pokorny 2, 251 und Pokorny 742
angeführtes ahd. muzzan ‚putzen‘ ist als Ghost-
word einzustufen, vielleicht ist damit ahd.
muzzen gemeint, aber dann bleibt die Bed.-
angabe völlig unklar.
Walde-Pokorny 2, 250 f.; Pokorny 741 f.
HB